zum Hauptinhalt

Medien: Kabale und Hiebe – Judith Miller verlässt „Times“

Die „New York Times“ hat sich endgültig von ihrer Reporterin Judith Miller getrennt, die 28 Jahre für das Blatt gearbeitet hatte. Sie selbst schrieb in einem Abschiedsstück in der Donnerstagausgabe, sie bedauere, dass sie „selbst zur Nachricht geworden“ sei.

Die „New York Times“ hat sich endgültig von ihrer Reporterin Judith Miller getrennt, die 28 Jahre für das Blatt gearbeitet hatte. Sie selbst schrieb in einem Abschiedsstück in der Donnerstagausgabe, sie bedauere, dass sie „selbst zur Nachricht geworden“ sei. Im Sommer hatte die 57-Jährige 85 Tage im Gefängnis gesessen, weil sie sich weigerte, der Untersuchungskommission zur „Leakgate“-Affäre Auskunft über ein vertrauliches Gespräch im Weißen Haus zu geben.

Damals ließ sie sich als Märtyrerin der Pressefreiheit feiern. Als ihre Quelle, die sie zu schützen vorgab, sie jedoch im Oktober von der Verschwiegenheit entband – Vizepräsident Dick Cheneys Stabschef, Lewis Libby, der im Anschluss wegen Meineids seinen Job verlor –, wurde die angebliche Heldengeschichte zur Kabale. Nach allem Anschein hatte Miller nicht mit Libby gesprochen, um aufzuklären, wie es zu den falschen Berichten über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen gekommen war, sondern die Gespräche drehten sich um die Diskreditierung solcher Kritiker des Irakkriegs wie Botschafter Joseph Wilson. Der hatte keine Beweise für Saddams angebliche Uran-Käufe in Niger finden können, seine Frau wurde als CIA-Agentin „Valerie Plame“ enttarnt, nachdem er Präsident Bush öffentlich falsche Kriegsgründe vorgeworfen hatte.

Miller war 2002 mit Aufsehen erregenden Berichten über Saddams Aufrüstung zu einer Kronzeugin für den Irakkrieg geworden und hatte mit anderen Kollegen den Pulitzerpreis für eine Serie über die wachsende Gefahr durch Al Qaida gewonnen. Später zog die Redaktion einen Teil ihrer Berichte als „unzutreffend“ zurück und entschuldigte sich bei den Lesern.

Über die Einzelheiten des Auflösungsvertrags wurde Stillschweigen vereinbart. Öffentlich wahrt die „Times“ den guten Ton und dankt ihr für ihren Anteil an preiswürdigem Journalismus“. Judith Miller dagegen kann sich kleine Tritte nicht verkneifen. Sie sei „froh, eine freie Frau zu sein“ – frei „von der Theologie und dem Katechismus der New York Times“.

Zur Startseite