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Steimles Welt. Der Kabarettist und Schauspieler Uwe Steimle reist mit seinem 312er Wartburg durch Mitteldeutschland - auf der Suche nach Bewahrenswertem.

© MDR

Kabarettist auf rechter Mission: MDR drückt sich um Entscheidung über Uwe Steimle

Er fiel auf mit weit rechten Anspielungen, deshalb gibt es die Diskussion über Uwe Steimle. Der MDR äußert sich aber bisher nur vage.

Ob die Zusammenarbeit von Mitteldeutschem Rundfunk (MDR) und Uwe Steimle jetzt doch dem Ende entgegengeht? Jedenfalls bestätigte der Sender dem Tagesspiegel ein Zitat, das die Programdirektion dem "Spiegel" gegeben hatte: "Die Redaktionen sind aktuell dabei, den Bereich Kabarett und Satire inhaltlich neu aufzustellen."

Im Kern ist das vage formuliert, wie die ARD-Anstalt ihren Umgang mit dem umstrittenen sächsischen Kabarettisten hält. In einer seiner letzten Provokationen posierte Steimle in einem Nicki - für ihn um DDR-Sprachgebrauch ein "Nicki" - mit der Aufschrift "Kraft durch Freunde" in Fraktur.

Der MDR reagierte darauf mit dem Tweet: "Uwe Steimle ist Kabarettist und Satiriker. In den Sendungen, die der MDR mit ihm als freiem Mitarbeiter produziert, achten wir darauf, dass seine Satire auch als solche erkennbar ist."

Und sagte dem Tagesspiegel: Wir bewerten das, was Herr Steimle in unserem Programm tut."

Heimatforscher und Störenfried

Im Mai porträtierte ihn der Sender in seiner Reihe "Lebensläufe" als "Heimatforscher und Störenfried", als "Mann, der zum kulturellen Inventar Mitteldeutschlands gehört".

Uwe Steimle hat auch eine eigene Sendung im erfolgreichsten aller Dritten Programme am Laufen: "Steimles Welt", wieder im Programm am 17. November. In einem Wartburg 312 sucht er nach Bewahrenswertem in seiner sächsischen Heimat. Dort verbreitete er laut "Spiegel" schon mal verleumderische Gerüchte über Flüchtlinge.

MDR-Intendantin Karola Wille hatte Steimle im vergangenen Jahr zur Mäßigung aufgerufen. Sie reagierte auf Steimles Attacke, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei nicht staatsfern. "Es ist eine Grenze überschritten, wenn uns jemand in die Nähe des Staatsfernsehens rückt", hatte Wille in einem "Spiegel"-Interview gesagt.

Der Sender muss sich entscheiden

Eine Neuaufstellung von Scherz und Satire im MDR-Fernsehen ohne Steimle? Die ARD-Anstalt hat Steimle zur populären Fernsehfigur nicht nur in Sachsen aufgebaut, die Quote war stets willkommen, wo der Mann auf rechter Mission nicht willkommen war. Der MDR hat den Geist gerufen, der nicht kommen sollte und doch als Uwe Steimle kam.

Der "Heimatforscher", das zeigt nicht seine Fanpage bei Facebook, hat seine eingeschworenen Sympathisanten. Trennt sich der MDR vom Satiriker, so wird er dem Argument Vorschub leisten, dass missliebige Mitarbeiter im "Staatsfernsehen" keine Chance haben - sie werden abgewickelt. Bleibt Steimle, bekommt der Sender von der anderen Seite Druck. Ein Träger des goldenen Aluhuts und ausgewiesene Verschwörungstheoretiker hat im öffentlich-rechtlichen Fernsehen schlichtweg nichts verloren.

Was nicht länger des Mitteldeutschen Rundfunks Strategie sein kann: Steimle machen lassen, dann entschuldigen, dann einhegen. Steimle wird doch nicht Recht haben, wenn er seine Kraft durch Freunde im Mitteldeutschen Rundfunk gewinnt?

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