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Satire-Streit: So lief Lisa Eckharts Talkshow-Debüt bei „3 nach 9“

„Das hat mich getroffen.“ In der Talkshow „3 nach 9“ äußerte sich die Kabarettistin Lisa Eckhart zu den gegen sie erhobenen Antisemitismusvorwürfen.

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Dieter Nuhr, Lisa Eckhart, Serdar Somuncu: Die Kabarettszene in Deutschland erlebt in diesen Wochen einen Aufreger nach dem anderen. Dieter Nuhr hatte Ärger, auch wegen Witzen über den Klimawandel. Lisa Eckhart wurde wegen Sicherheitsbedenken vom Harbourfront-Literaturfestival in Hamburg ausgeladen. Über Serdar Somuncu tobte zuletzt ein Online-Sturm, weil er in einem Podcast-Ausschnitt rassistische und sexistische Begriffe benutzte. Im Visier von alldem offenbar auch: die Grenzen der Satire.

Gute Gelegenheit also für Lisa Eckhart, erstmals in einer deutschen Talkshow sich selbst zu erklären, am Freitagabend bei "3 nach 9". Gute Gelegenheit für Zuschauer auch zu erfahren: Ist das alles so gemeint oder Parodie? Darf man ohne Rücksicht auf Verluste Witze über Minderheiten machen oder ist es gerade Diskriminierung, wenn man keine Witze über Minderheiten macht?

Schließlich: Wie tickt denn die Bühnenfigur, wie der Mensch hinter der Bühnenfigur? Da steht ja ein heftiger Vorwurf im Raum: Die Österreicherin bediene rassistische und judenfeindliche Klischees.

„Das war etwas sehr Unangenehmes, das hat mich getroffen“, so die 28-Jährige im Gespräch mit „3nach9“-Gastgeber Giovanni di Lorenzo. „Ich bin ein bisschen getorkelt. Aber jetzt stehe ich da wie Andreas Hofer mit seinen letzten
Worten: Wie schießt ihr schlecht!“

„Menschen kamen mir sehr schnell zur Hilfe“

Zum Glück habe sie viele Fürsprecher, „unter anderem auch aus der jüdischen Gemeinde, die es mir abgenommen haben, mein eigenes Werk zu interpretieren – was immer böse ausgeht, wie der Ranicki schon gesagt hat“. Sie habe sich also in die Auseinandersetzung nicht selbst einmischen müssen. „Menschen kamen mir sehr schnell zur Hilfe.“

Auch bei „3 nach 9“ hatte sie prominente Fürsprecher, darunter die Ärztin und ehemalige Schauspielerin Marianne Koch und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. Letzterer monierte die "Erregungsbewirtschaftung" im Internet, den Sozialen Medien.

Bestsellerautor Jan Weiler betonte: „Wer das Stück zu Ende gesehen hat, weiß ganz genau, dass es nicht antisemitisch ist.“ Weiler konstatierte allgemein ein um sich greifendes absichtliches Missverstehen und betonte, dies sei „etwas ausgesprochen Widerliches“. Mit dem Maßstab müsse man diverse Sketche von Gerhard Polt unter anderem Licht sehen.

Das (fast) letzte Wort hatte aber Lisa Eckhart, in ihrem ureigenen Ton. Sie selbst sieht ihrer Kritiker als „eher verwirrte Verehrer“, die auch sehr schnell eingeknickt seien. Insgesamt sei der sogenannte „Shitstorm“, die öffentliche Erregung gegen sie, letztlich ein Vorwand gewesen, um einem seit Jahren gärenden Ressentiment Ausdruck zu verleihen. "Es sind nicht immer nur hehre Motive, die man dann unter den Mantel des Kampfs gegen das Böse anführt."

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