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Medien: Kampf um Österreichs „Krone“

Hans Dichand regelt seine Nachfolge ohne Absprache mit der WAZ

Gegen ihn, das haben Generationen von Politikern zur Kenntnis nehmen müssen, ist in Österreich nicht zu regieren. Mit seiner „Kronen-Zeitung“ gibt Hans Dichand die Stimmung im Land vor, er agitiert, zwingt in die Knie, schaltet und waltet, wie er will.

Fast die Hälfte aller Österreicher, 43,3 Prozent nach neuesten Zahlen, beziehen ihr Weltbild aus der „Krone“; damit ist sie weit mächtiger als „Bild“ in Deutschland. Nun, zu seinem 82. Geburtstag, übergibt Dichand das Werk an seinen Sohn: Christoph Dichand, 37, darf zum 1. Februar Chefredakteur werden. Herausgeber und Hauptgeschäftsführer bleibt – natürlich – der Vater. Reibungslos geht das nicht vonstatten; der WAZ-Konzern mit seinem 50-Prozent-Anteil an Dichands Reich sperrt sich. Die Essener finden, der Sohn sei für diese Aufgabe ungeeignet.

Schon vor eineinhalb Jahren, als Hans Dichand die dynastische Hofübergabe ankündigte, machte die WAZ ein Mitspracherecht geltend; Vater Dichand widersprach, und seither liegt die Sache bei einem Schweizer Schiedsgericht. Von Dichands aktueller Entschlossenheit offenbar überrascht, wird WAZ-Geschäftsführer Erich Schumann im Magazin „Format“ mit dem Sätzen zitiert, der Wechsel sei nicht abgesprochen, die „Unstimmigkeiten“ seien „nicht bereinigt“. Ein Spitzentreffen zwischen „Krone“ und WAZ in Wien soll ohne Ergebnis geblieben sein, rechtliche Schritte zur Durchsetzung des Widerspruchs hat die WAZ eingeleitet. Neben den personellen gibt es auch inhaltliche Divergenzen: Die Deutschen hatten sich zuletzt heftig an Dichands Kampagne gegen das tschechische Atomkraftwerk Temelín gestoßen.

Christoph Dichand, der jüngste von drei Söhnen, hat seine Geschäfte bisher in aller Stille betrieben. Im Haus des Patriarchen ist er für die Sonntagsbeilage „Krone bunt“ verantwortlich; mehr bewegt er mit dem riesigen Familienvermögen. Er hat sich mit den Bau- und Medienunternehmern Soravia zusammengetan und beispielsweise das Wiener Hilton und das traditionsreiche Auktionshaus Dorotheum übernommen. Seine Geschäftspartner öffnen Dichand auch den Zugang zu weiteren Medienbereichen: Hanno Soravia betreibt seit kurzem den Privatsender TV.Berlin.

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