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Medien: Kanzler und Kandidat: Gerhard Schröder, der "Womanizer" - Interview mit Wahlforscher Roth

Dieter Roth leitet die Forschungsgruppe Wahlen, die das "Politbarometer" erstellt. Wie es aussieht, wollen sich Bundeskanzler Gerhard Schröder und sein Herausforderer, der Unionskandidat Edmund Stoiber, zu zwei Fernsehduellen treffen.

Dieter Roth leitet die Forschungsgruppe Wahlen, die das "Politbarometer" erstellt.

Wie es aussieht, wollen sich Bundeskanzler Gerhard Schröder und sein Herausforderer, der Unionskandidat Edmund Stoiber, zu zwei Fernsehduellen treffen. Beide scheinen sich davon Vorteile zu versprechen. Stimmt das, können Fernsehduelle die Entscheidung der Wähler beeinflussen?

Fernsehduelle können für Wähler Entscheidungshilfe sein, schließlich wird in der Regel über anstehende politische Probleme und deren mögliche Lösungen diskutiert. Die Wähler können sich zusätzlich einen direkten Eindruck von den Kombattanten machen. Obwohl diese ja nicht direkt gewählt werden, stehen sie nun mal immer stärker im Mittelpunkt des Wahlkampfes. Das ist nicht nur das Werk der Wahlkampfmanager, sondern auch der Medien selber, die gerne über Personen die Komplexität politischer Zusammenhänge reduzieren. Es ist einfach leichter, Personen zu zeigen oder zu zitieren, als Probleme in ihrer Differenziertheit zu erklären. Das gilt besonders für das Fernsehen, das ja auch noch Bilder braucht.

Nun ist Wähler nicht gleich Wähler. WelcheWählergruppe ist nachhaltig zu beeindrucken?

Fernsehduelle locken auch Wähler an, die weniger an Politik interessiert sind. Dies hat etwas mit dem Schaukampfcharakter solcher Veranstaltungen zu tun, was zu einem hohen Unterhaltungswert führt. Aber dabei haben eben die Kandidaten die Chance zu überzeugen, denn die politisch weniger Interessierten sind in überwiegender Mehrheit auch Wähler.

Fernsehduell, das klingt kämpferisch, ja aggressiv. Wollen die Zuschauer, die Wähler kämpferische, aggressive Duellanten?

Die Zuschauer wollen natürlich schon den Zweikampf sehen. Aber da ist zu unterscheiden zwischen den Parteianhängern der Kandidaten, die es sicherlich etwas aggressiver wollen oder deftiger, wie man in Bayern sagen würde, und den parteilich wenig oder ungebundenen Wählern, die sich neben den Informationen auch für die Charaktere der Spitzenkandidaten und deren politische Führungseigenschaften interessieren. Beiden Gruppen müssen die Duellanten gerecht werden, wobei die Ungebundenen, unter denen es das größere Wechselpotenzial gibt, die Wahl entscheiden werden.

Was können Schröder und Stoiber richtig, was können sie falsch machen?

Die beiden können unendlich viel falsch machen, denn sie müssen sich ja immer entlang der Schneidelinien zwischen den Wünschen der beiden grob skizzierten Gruppen bewegen. Also nicht zu moderat aber auch nicht aggressiv sein, ist die Forderung, lebendig aber nicht aufgeregt, souverän aber nicht langweilig, spritzig aber nicht überheblich, kenntnisreich aber nicht dozierend, locker und trotzdem ernsthaft usw.

Der Habitus des Siegers...

Der Habitus des Siegers ist nicht angebracht, denn das Rennen wird zu jedem Zeitpunkt der Ausstrahlung noch offen sein. Das werden die meisten der Zuschauer auch wissen.

Äußerlichkeiten spielen bei Fernsehauftritten eine sehr große Rolle. Wird die Antwort auf die Krawattenfrage die Antworten auf Sachfragen in der Wirkung übertreffen?

Das mit der Krawatte ist wohl etwas übertrieben, aber natürlich werden Äußerlichkeiten eine Rolle spielen. Das Gesamtbild muss stimmig sein. Dabei ist es nicht unwichtig, auch auf den Rahmen und die kleinen, aber beachteten Einzelheiten zu achten. Wir wissen zum Beispiel, dass es zurzeit sehr große Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Beurteilung der beiden Kandidaten gibt - und da sind bekannterweise die Geschmäcker über das Auftreten verschieden. Bei der Frage, wen wollen Sie als Bundeskanzler, lautet die Antwort bei den Männern: 49 Prozent für Schröder, 46 Prozent für Stoiber. Bei den Frauen fällt die Antwort anders aus: 50 Prozent Schröder, 38 Prozent Stoiber. Edmund Stoiber hat bei den Frauen ein deutliches Defizit, was die Sympathiewerte angeht. Das erinnert an die Auseinandersetzung zwischen Bill Clinton und Bush senior. Clinton war der "Womanizer".

Was schätzen Sie, gehen die Herren vor den Duellen ins Trainingslager?

Sie täten gut daran. Selbst Naturtalente werden unter einem Training noch erfolgreicher. Aber da habe ich keine Bange, die Wahlkämpfe beider Parteien werden sicherlich sehr professionell ausgerichtet werden.

Wie es aussieht[wollen sich B], eskanzler Gerhard

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