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Kein Abschied für immer: Die ARD kann Gottschalk noch brauchen

Ruhestand mit 61 oder doch noch mal Primetime-Show: Wohin mit Thomas Gottschalk und Harald Schmidt? Diese Frage bewegt die Branche.

Wolfgang Rademann, „Traumschiff“-Erfolgsproduzent, erwartet nicht, dass Thomas Gottschalk vom Bildschirm verschwindet. „Mit seinem Unterhaltungstalent ist Gottschalk zu gut und zu einmalige in Deutschland, der wird von niemand überholt werden können.“ Das abrupte Ende von „Gottschalk Live“, die letzte Sendung läuft am 7. Juni, habe dessen Popularität zwar leicht leicht beschädigt, nicht aber im Kern angegriffen. „Die meisten Fans haben die ARD-Vorabendshow doch gar nicht geguckt, also können sie auch nicht enttäuscht sein“, sagte Rademann. Gottschalk sollte großes, nicht unbedingt regelmäßiges Event-Fernsehen machen.

So wie Rademann, 77 Jahre alt, glaubt, dass Gottschalk, 61, durch sein gewachsenes Können noch eine große Zukunft im deutschen Fernsehen hat, so denkt er das auch für Harald Schmidt, 54, der am 3. Mai seine Late Night Show bei Sat 1 nach nur einer TV-Saison beenden muss, ebenfalls wegen zu schlechter Quoten. Beide, Gottschalk und Schmidt, liefen außer Konkurrenz, beide bräuchten das, was so schwer zu finden sei: eine passende Idee.

Ähnlich argumentiert Ex-RTL-Chef Helmut Thoma. Für Gottschalk ist noch etwas drin. Es muss ja nicht gleich die Quiz-Show „Frag’ doch mal die Maus“ sein. Bei der von Eckart von Hirschhausen moderierten Samstagabendshow, die Gottschalk als Ersatzengagement bereits von der ARD angeboten worden sein soll, hatte der Ex-„Wetten, dass ..?“-Moderator abgewunken. „Gottschalk ist in Deutschland der mit Abstand beste Moderator für Unterhaltungssendungen. Da müsse man jetzt halt mal etwas Neues finden“, sagte Thoma. Sollte er in Abendshows auftreten, müsste jedoch ein neuer Vertrag mit dem Entertainer her, da Gottschalk bislang im Vorabendprogramm aus Werbeeinnahmen bezahlt wurde. Im Hauptabendprogramm müssten Gebührengelder aufgebracht werden.

Mit Gottschalk habe die ARD, so Thoma, auf jeden Fall den besten Verkäufer für derlei Fernsehen. Dass die Vorabendshow nicht funktioniert hat, sei im Grunde nicht die Schuld des Moderators, sondern der Programmverantwortlichen wie WDR-Intendantin Monika Piel und der Produzenten. Es handelte sich schlichtweg um ein irriges Konzept. „In 20, 25 Minuten kann kein Moderator der Welt eine vernünftige Gesprächssendung entwickeln.“

Die ARD stellt ihr Programmschema um. Viel Neues ist aber nicht dabei.

Und die ARD? Soll sie ihre als „Todeszone“ deklarierte werbefinanzierte Programmstrecke von 18 bis 20 Uhr einfach ganz einstellen, weil mit „Gottschalk Live“ und dem legendären Namen – nach diversen Quiz- und Serien-Geschichten – schon das x-te Format an der Stelle nicht funktioniert hat? Thoma empfiehlt der ARD die Entwicklung von Soaps für die Generation Ü60, à la „Verbotene Liebe“ oder, noch besser „Rote Rosen“, was am Nachmittag im Ersten ja glänzend funktioniere. Nach der letzten Ausgabe von „Gottschalk Live“ wird die ARD aber erst mal die Uhren zurückstellen. Vom 11. Juni an trete das Programmschema in Kraft, das vor Gottschalks Einstieg am 23. Januar gegolten habe, sagte ein Sprecher der ARD-Programmdirektion.

Das Boulevardmagazin „Brisant“ ab 17 Uhr 15 wird wieder verlängert, danach folgt vermutlich gegen 18 Uhr die Serie „Verbotene Liebe“, im Anschluss daran die übliche Krimiserie, entweder montags das „Großstadtrevier“ oder dienstags bis donnerstags ein Krimi aus der Reihe „Heiter bis tödlich“ in leicht verlängerter Form. Ab 19 Uhr 45 werden wieder Sendungen wie „Wissen vor 8“ oder Börsen-Informationen laufen. Produzent Friedrich Küppersbusch hofft, dass die ARD sich statt „blinder Unterhaltung“ weiter an ein tagesaktuelles, journalistisches Programm wage, wie es ja mit „Gottschalk Live“ im Ansatz versucht worden war.

Küppersbusch liegt wohl nicht ganz falsch, wenn er sich bei den jüngsten Show-Flops beider Moderatoren an Hans-Joachim Kulenkampff erinnert fühlt. Der versuchte es zum Karriere-Ende mit einer Neuauflage von „Der Große Preis“, erfolglos. Nach dem Ende seiner Vorabendsendung wird Thomas Gottschalk nach ARD-Angaben eine „kreative Pause“ einlegen. Möglicherweise werde er später einzelne Sendungen im ARD-Hauptabendprogramm moderieren, sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel am Donnerstag in Köln. „Es war von Anfang an nicht ausgeschlossen, dass Herr Gottschalk parallel zur Sendung am Vorabend auch einige Ereignisse im Hauptabend in der ARD moderieren wird. Aber natürlich keine Gegenprogrammierungen zu ,Wetten, dass ..?’“ Daran sei nie gedacht worden.

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