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Medien: Kein Film über Öl

In Nigeria stehen zwei Deutsche vor Gericht

Heute wird in Nigeria der Prozess gegen zwei deutsche Journalisten eröffnet, die vor mehr als zwei Wochen im Nigerdelta festgenommen worden sind. Sie werden angeklagt, weil sie angeblich die nationale Sicherheit gefährdet haben. Nun will das Gericht entscheiden, ob sie die Angeklagten auf Kaution freilassen. Dies hatten die Rechtsanwälte der Filmemacher gefordert. Das Auswärtige Amt steht nach Auskunft eines Sprechers mit den Angeklagten sowie den zuständigen nigerianischen Behörden in Verbindung und leistet konsularische Hilfe. Den beiden Deutschen droht, so die nigerianische Staatsanwaltschaft, eine Höchststrafe von 14 Jahren.

Die beiden Filmemacher wurden gemeinsam mit einer US-Amerikanerin und einem Nigerianer im Nigerdelta festgenommen und befinden sich seitdem im Gewahrsam des nigerianischen Geheimdienstes SSS. Ihnen wird laut nigerianischer Medien unter anderem vorgeworfen, unerlaubt Foto- und Videoaufnahmen von Pipelines, Raffinerien und Schiffen im Nigerdelta gemacht sowie Interviews mit militanten Jugendlichen in der Region geführt zu haben. Ferner hätten sie, so zitieren Zeitungen aus der Anklageschrift, bei ihrer Einreise ins Land nicht angegeben, dass ihr Aufenthalt der Recherche diene.

Offenbar planten die beiden Deutschen, die sich seit Anfang September in Nigeria befinden, einen Dokumentarfilm, der sich mit den landesinternen Konflikten rund um die Ölexporte beschäftigen sollte. Neben Angola ist Nigeria der größte afrikanische Ölexporteur und das Nigerdelta eine der wichtigsten Öllagerstätten weltweit. Dennoch leben Schätzungen der Weltbank zufolge 37 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut. In den letzten Jahren ist das Nigerdelta zum Sammelpunkt von militanten Gruppen geworden, die zum einen gegen die starke Umweltverschmutzung protestieren und zum anderen eine Umverteilung der Öleinnahmen verlangen. Um ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen, haben die Rebellen in der Vergangenheit wiederholt ausländische Mitarbeiter von Ölkonzernen entführt; gerade erst im August hielt die „Bewegung für die Menschen im Nigerdelta“ für zwei Wochen einen Deutschen gefangen.

Die US-Amerikanerin, die die deutschen Filmemacher begleitet hatte und für eine Friedensorganisation tätig ist, unterstützt nach eigener Aussage Jugendliche aus diesen Gruppen beim Ausstieg. Man geht davon aus, dass sie den Kontakt zwischen den zwei Bundesdeutschen und den militanten Jugendlichen im Nigerdelta herstellte. Sie verdächtigen die nigerianischen Behörden der Spionage. rik

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