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Medien: Kleine Geschichte der Dummheit

Der englische Philosoph Thomas Hobbes hatte ein eher dunkles Verständnis vom Menschen und seiner Geselligkeit. Unsere Natur ist der Krieg, schrieb Hobbes vor mehr als 300 Jahren.

Der englische Philosoph Thomas Hobbes hatte ein eher dunkles Verständnis vom Menschen und seiner Geselligkeit. Unsere Natur ist der Krieg, schrieb Hobbes vor mehr als 300 Jahren. Der Mensch ist des Menschen Wolf. Hobbes hielt es für angemessen, soziale Gewalt strikt zu monopolisieren. Eine staatliche Elite müsse alle Macht auf sich vereinen und im Gemeinwesen rigoros für Ordnung sorgen. In ihrem Radioessay „Thomas Hobbes und die Monopolisierung der Gewalt“ untersucht Sibylle Tönnies die Aktualität der Hobbes’schen Ideen. (Kulturradio, 16. Februar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Die Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern ist ein Dauerthema in den Medien. Bestimmt hat es diese Scheußlichkeiten schon immer gegeben, aber nun scheint uns der Fluss über die Ufer zu treten. Was massenmediale Inszenierungslust aus derartigen Verbrechen machen kann, erzählt Marianne Zückler in ihrem Hörspiel „Deutschlands grausamste Mutter“. Ausgangspunkt ist der authentische Fall einer ostdeutschen Mutter, die ihre Kinder verhungern und verdursten ließ. Ein kompliziertes, dunkles Verbrechen, das nun in einer fiktiven Medien-Monster-Show ans grelle Licht verkaufsfördernder Superlative und Klischees gezogen wird (Kulturradio, 17. Februar, 22 Uhr 04).

Auch die Dummheit hat ihre Geschichte. Dummheit ist kein zeitloser Unfall der menschlichen Natur, sondern ein Vorwurf, der in konkreten sozialen Situationen gegen konkrete Personen erhoben wird. So jedenfalls argumentiert Tillmann Bendikowski in seinem Feature „Von der Dummheit“. Jemand ist dumm, weil ein anderer ihn einen Dummkopf nennt. Mit dem Vorwurf der Dummheit wird Politik gemacht. Der Dumme, heißt es, hat sich seine Ausgrenzung selber verdient. Die Fluchtlinien dieser Geschichte, so Bendikowski, reichen bis zu Eugenik und Euthanasie. (Deutschlandfunk, 17. Februar, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

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Ende der Siebziger kursierte in Moskaus literarischem Untergrund ein denkwürdiger Text. Wenedikt Jerofejews „Die Reise nach Petuschki“ erzählte von einem Zeitgenossen, der eigentlich den Kreml besichtigen möchte, aber wegen überreichlichem Alkoholgenuss nur bis zu einem Moskauer Bahnhof kommt und von da aus eine Reise zu einem kleinen Ort namens Petuschki antritt. Jerofejews Hauptfigur räsoniert über Gott, Teufel und scheiternde Revolutionen. Ein Trinkerpoem, nannte Jerofejew seine Geschichte. Sie war und ist aber auch das Geburtsdokument einer geistreich-ironischen Postmoderne speziell russsischer Prägung. Eine schöne Hörspieladaption macht das deutsche Publikum mit der legendären Reise bekannt (Deutschlandfunk, 18. Februar, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

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Gibt es den Teufel wirklich? Oder ist er nur eine Metapher für all das Böse in der Welt? Für viele Katholiken nach wie vor eine ungeklärte Frage. Die Geister scheiden sich am Ritual der Teufelsaustreibung, dem „Rituale Romanum“, das der Vatikan noch immer erlaubt. Womit wir bei Jens Hinrichsens Feature „Wenn man vom Teufel spricht“ wären. (Kulturradio, 19. Februar, 9 Uhr 04).

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