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Medien: Komm, süßer Tod

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten „Kein Ort. Nirgends“ heißt eine berühmte Erzählung, die Christa Wolf in den Siebzigern geschrieben hat.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

„Kein Ort. Nirgends“ heißt eine berühmte Erzählung, die Christa Wolf in den Siebzigern geschrieben hat. Darin treffen der traurige Preuße Kleist und die romantische Dichterin Caroline von Günderrode aufeinander. Zwei einsame Künstlerseelen, zwei kommende Selbstmörder. Für einen kurzen Moment finden sie Halt und Trost beieinander, aber der Traum von einem Ort, an dem sich leben lässt, währt nur kurz. Ein Gleichnis, wie es damals in der DDR-Literatur häufig vorkam. Der Geist zerbricht unterm Stiefel der Macht, die Empfindsamkeit wird zermürbt vom Zwang der Verhältnisse. Christa Wolf wird nun 75 Jahre alt, und deshalb gibt es beim Deutschlandfunk noch einmal die schöne Hörspielfassung der alten Geschichte (13. März, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Direkter ins irdische Leben greift Christa Wolf mit ihrem Hörspiel „Im Stein“ . Eine Frau liegt im Operationssaal, um sich ein neues Hüftgelenk einsetzen zu lassen. Die Narkose ist nur lokal, von der Hüfte bis zu den Zehen ist die Frau betäubt, aber der Kopf kann sich seine Gedanken machen. Das ist ja das Schöne am Schriftstellerberuf, dass man selbst aus so misslichen Lagen noch künstlerischen Gewinn schlagen kann. Während die Chirurgen operieren, sinniert Wolfs teilanästhesierte Figur über alte Mythen, in denen Menschen zu Stein verwandelt werden. Kann man die Versteinerung als Metapher verstehen? Gehören absichtsvolle Betäubung und fühlloses Anwesendsein nicht zu den Funktionsgeheimnissen der modernen Kultur? (Deutschlandradio, 19. März, 19 Uhr 05, UKW 89,6 MHz)

Wenn Männer mit Schusswunden im Krankenhaus aufwachen oder gleich tot in ihrem Büro liegen, sind wir beim Hörspielkrimi. Wir empfehlen „Der Bleistift“ nach einer Erzählung von Raymond Chandler . Detektiv Marlowe muss einen Gangster vor seinen Verfolgern retten, aber der Auftrag erweist sich als unangenehm (Deutschlandradio, 15. März, 19 Uhr 05).

Im Krimi „Komm, süßer Tod“ gibt uns Autor Wolf Haas eine erschreckend komische Lektion über das moderne Rettungswesen. In Wien tobt zwischen dem Arbeiterrettungsbund und den Kreuzrettern eine Schlacht um einträgliche Notfälle. Wer ist noch Samariter, wer schon Mörder? Bei Haas jedenfalls blüht das Grauen direkt im Herz des Helfens (Radio 88acht, 14. März, 22 Uhr, UKW 88,8 MHz).

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