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Wenn der Fernseher ausgedient hat, kann das Gehäuse anderweitig genutzt werden. Aber keine Angst unser Kolumnist Matthias Kalle wird das Gerät schon bald wieder anschalten.

© ZB

Kress, Bäckerblume, Dschungelcamp: Matthias Kalle ist keine Marke, liefert aber pünktlich

Unser Kolumnist Matthias Kalle kommt aus dem Urlaub und ist irritiert von einer Umfrage im Branchendienst Kress. Können Journalisten "starke Marken" sein?

Ein paar Tage lang habe ich kein Fernsehen geschaut, und das kam so: Ich hatte frei, und ich dachte mir, dass Chirurgen mit Sicherheit nicht operieren, wenn sie Urlaub haben, und Dachdecker kein Dach decken, also sollte ein Fernsehkritiker, wenn er frei hat, den Fernseher nicht einschalten.

Ich habe den Fernseher nicht eingeschaltet, nicht einmal heimlich. Stattdessen war ich manchmal im Internet. Zuerst aus Gewohnheit, dann aus Versehen. Es gibt sehr viele alte Menschen, die mir immer erzählen, dass sehr junge Menschen gar kein Fernsehen mehr schauen würden, sondern nur noch im Internet wären. Da würden sie sich dann ihr eigenes Fernsehprogramm zusammenstellen, zum Beispiel auf Youtube. Das erzählen mir die alten Menschen schon seit Jahren, und seit Jahren steigt der Fernsehkonsum in Deutschland. Es kann natürlich sein, dass die alten Menschen das nur erzählen, damit sich das Programm mehr nach ihnen richtet – und dann schauen die alten Menschen noch länger fern als ohnehin schon und steigern so den Fernsehkonsum. Vielleicht sind alte Menschen süchtig nach Fernsehen und wollen die Inhalte ganz für sich allein – deshalb quatschen sie die jungen Menschen ins Internet, obwohl die da möglicherweise gar nicht rein wollen, oder sich dort unwohl fühlen. Ach, ich weiß es doch auch nicht.

Für Instagram zu wenig an Essen interessiert

Während ich mich übrigens auf Twitter wohl fühle, fühle ich mich auf Facebook tatsächlich nicht ganz so wohl (für Instagram bin ich entweder zu alt oder zu wenig an Essen interessiert). Das mag an den Menschen liegen, mit denen ich auf Facebook befreundet bin, aber daran kann ich ja nun nichts ändern. Als ich in den vergangenen Tagen auf Facebook war, ging es einigen meiner Freunde (ich bin natürlich hauptsächlich mit Journalisten auf Facebook befreundet) um eine Abstimmung, die auf der Internetseite des Branchendienstes Kress stattfand. Kress ist für Journalisten in etwa das, was die Bäckerblume für Bäcker ist oder die Apotheken-Umschau für Senioren.

Jedenfalls fragte Kress: Welche Journalisten sind starke Marken? Ich habe diese Frage im Gegensatz zu einigen meiner Facebook-Freunde bis heute nicht verstanden (zum Beispiel im Gegensatz zu Markus Hesselmann, der gleichzeitig hier auf Tagesspiegel Online mein Chef ist, der aber – so würde ich mal behaupten – weder eine starke noch eine schwache Marke ist, sondern ein sehr guter Chefredakteur, weswegen er auch hinter dieser Kolumne steht, weil er kein Interesse daran hat, dass alle auf Tagesspiegel Online seiner Meinung sind, was auch schwer wäre, weil er Anhänger von Schalke 04 ist, aber darum geht es ja zum Glück nicht).

Tilo Jung und Ken Jebsen - eine Verschwörung?

Heute weiß ich dafür, dass die stärkste Marke unter den Journalisten Tilo Jung heißt, dass Ken Jebsen auf Platz 7 und auf Platz 17 gelandet ist (Verschwörung?), und dass die bei Kress den Fernsehsatiriker Claus von Wagner „Klaus“ schreiben. Abgesehen davon habe ich mich eigentlich ganz gut erholt.

Jetzt aber ist der Urlaub vorbei. Jetzt muss ich eine Folge dieser Sommerausgabe des Dschungelcamps schauen. Der Text soll bis Sonntagmorgen, sieben Uhr, in der Redaktion sein. Wird er. Wenn die bei Kress mal eine Umfrage machen mit dem Titel „Welcher Fernsehkritiker liefert immer pünktlich?“ dann rechne ich mir gute Chancen ein. Matthias bitte mit zwei t und h.

Matthias Kalle ist keine Marke, sondern stellvertretender Chefredakteur des "Zeitmagazins" und schreibt immer zum Wochenende seine Medienkolumne bei Tagesspiegel.de.

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