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„Unsere Mutter Diana“, heißt eine Dokumentation zum 20. Todestag von Lady Di. Sie läuft am 21. August in der ARD. Am Dienstag legt zunächst das ZDF mit „Dianas Vermächtnis“ vor.

© NDR/Getty Images/Tim Graham

Lady-Di-Festspiele: TV-Sender überschlagen sich zum 20. Todestag von Prinzessin Diana

Segen und Fluch von Prinzessin Diana: Das Fernsehen begleitet ihren 20. Todestag mit zahlreichen Dokus und Filmen. Den Anfang macht das ZDF am Dienstag.

Sie war so vieles: Prinzessin, Ehefrau, Mutter, Stil-Ikone, Mode-Ikone, Vorbild. Und sie war eine Verfolgte. Eine, die von den Geistern, die sie selbst rief, getrieben wurde: Von den Medien, den Yellow-Press-Reporten, den Paparazzi. Bis die mediale Hetzjagd in der Nacht vom 30. auf den 31. August 1997 in Paris schließlich ein jähes Ende findet. Prinzessin Diana, Lady Di, „Königin der Herzen“, stirbt mit nur 36 Jahren an den Folgen eines Unfalls im Pariser Autotunnel Pont de l’Alma, in den der Chauffeur Henri Paul mit viel zu hoher Geschwindigkeit und einem Alkoholpegel von 1,8 Promille hineinrast. Hinter ihnen Fotografen auf Motorrädern, die den Wagen verfolgen, seit Diana und ihr ägyptischer Liebhaber Dodi Al-Fayed das Nobelhotel Ritz an der Place Vendôme verlassen haben. Dianas Todestag jährt sich dieses Jahr zum zwanzigsten Mal. Am 1. August beginnt ein wahrer Medienreigen, die Lady-Di-Fernsehfestspiele, mit zahlreichen Dokumentationen, Reportagen und Jubiläumssendungen. Es mag ein ambivalenter, vielleicht gar ein bitterer Beigeschmack sein, den dieser Jahrestag mit sich bringt.

Verehrt und umstritten

Bis heute ist Prinzessin Diana, deren früher Tod sie ähnlich wie Grace Kelly oder John F. Kennedy zum zeitlosen Mythos werden ließ, eine ebenso kultisch verehrte wie auch umstrittene Person. Umstritten ist die Rolle, die sie am Hof des Buckingham Palace hatte, umstritten ist ihr Umgang mit den Medien, umstritten sind die delikaten Geständnisse, die sie seinerzeit auf insgesamt 23 Tonbändern aufnimmt und dem Biografen Andrew Morton zukommen lässt, der 1992 an einem Buch über sie arbeitet.

Als Mortons Buch „Diana: Her True Story In Her Own Words“ erscheint, ist der royale Skandal perfekt. Diana lüftet streng gehütete Geheimnisse des Palastes, sie erzählt freimütig aus ihrer tief unglücklichen Zweckehe mit dem sie betrügenden Charles, sie gesteht ihre Selbstmordversuche und ihre Bulimie ein. Eine derartige Brüskierung des Hofes, zumal aus seinem Inneren, gab es bislang nicht. Diana bricht mit allen Regeln und Normen und Konventionen. Die Prinzessin bricht mit dem Hof, dessen Teil sie ist. Ein Erdbeben geht durch die Monarchie. Die Queen spricht von dem Jahr 1992, als zudem auf Windsor Castle ein verheerendes Feuer ausbricht und Mortons freizügiges Buch zum millionenfachen Weltbestseller wird, bezeichnend von einem „Annus horribilis“ und fordert ihren Sohn Prinz Charles sowie Diana in zwei separaten, persönlichen Briefen auf, sich scheiden zu lassen. Genug ist genug. Zu viel ist zu viel. Ein einmaliger Vorgang für die disziplinierte, beherrschte, reservierte Regentin Britanniens.

Lady Di, das war – und ist – auch immer die Medienfigur Diana. Die Dokumentationen, die über einen Monat verteilt nun laufen werden, reflektieren dies zumindest partiell. In „Dianas Vermächtnis“ an diesem Dienstag im ZDF etwa, gibt Autor Andrew Morton – dessen Biografie termingerecht zum Todes-Jahrestag in einer neu überarbeiteten, erweiterten Fassung auf den Markt kommt und exklusiv weitere bislang unveröffentlichte intime Details der 23 Tonbänder lüften soll – Auskunft vor der Kamera. In der ZDF-Dokumentation „Rivalen: Lady Diana und Elizabeth II.“ von 2016 (ZDFinfo, Mittwoch) wird explizit auf das schwierige und angespannte Verhältnis zwischen der traditionsbewussten Queen und der rebellischen Princess of Wales eingegangen, die ZDF-History-Doku „Jagd auf die Royals“ (ZDFinfo, Donnerstag und 15. August) thematisiert Segen und Fluch der Nähe-und-Distanz-Gratwanderung zwischen Hof und Presse.

William und Harry sprechen öffentlich über ihre Mutter

In der neuen Dokumentation „Unsere Mutter Diana“ (ARD, 21. August, 20 Uhr 15) sprechen Dianas Söhne William und Harry erstmals ausführlich vor laufender Kamera über ihre Mutter, blättern in Fotoalben und geben einen Einblick, sofern das in diesem öffentlichen Rahmen überhaupt möglich ist, in ihr emotionales Verhältnis zu ihrer so jung und früh verstorbenen Mutter. Des Weiteren geben Elton John, Rihanna sowie Dianas Bruder, Earl Spencer Auskunft. Die ARD übernimmt und synchronisiert die originär britische ITV-Dokumentation „Diana, Our Mother“ der Oxford Film and Television, die am 24. Juli bereits in England auf ITV und in den USA zu sehen war. Schließlich wird Oliver Hirschbiegels 2013 entstandener Kino-Spielfilm „Diana“ (ZDF, 20. August, 14 Uhr 45), der Naomi Watts in der Titelrolle zeigt, als Free-TV-Premiere ausgestrahlt sowie am Todestag selbst, dem 31. August, die neue zweiteilige Dokumentation „Dianas Tod – Sieben Tage, die die Welt bewegten“ (ZDFinfo, 20 Uhr 15 und 21 Uhr).

So viel steht fest: Diana war Getriebene wie Treibende, sie war Opfer und Täter gleichermaßen. Da ist diese Ambivalenz. Sie war mitverantwortlich dafür, was medial mit ihr geschah, da sie die Presse durchaus geschickt einzusetzen und zu leiten verstand und sich ihrer zu ihrem eigenen Vorteil bediente. Bei alledem bleibt sie zweifellos die – karitativ und sozial hoch engagierte – entscheidende Person innerhalb des royalen Gefüges, die die britische Monarchie letztlich verändert hat: hin zu mehr Offenheit, zu mehr Emotion, zu mehr Mitmenschlichkeit. In die Moderne. Dies ist und bleibt unbestritten Dianas Verdienst.

„Dianas Vermächtnis“, ZDF, Dienstag, 20 Uhr 15

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