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Medien: Leidenschaft und Eigensinn: Fritz Kortner im RBB

Schauspieler reden oft sehr gut über ihre Regisseure. Schließlich leben sie von ihnen.

Schauspieler reden oft sehr gut über ihre Regisseure. Schließlich leben sie von ihnen. Doch wenn sie Fritz Kortner loben, glaubt man es. „Er ist der einzige wirklich geniale Mann, mit dem ich in meinem Leben gearbeitet habe“, sagt Thomas Holtzmann. Nach der Rückkehr aus dem Exil 1947 bis zu seinem Tod 1970 hat Fritz Kortner mit seiner großen Leidenschaft für das Theater viele Schauspieler und Regisseure geprägt. Andreas Lewin porträtierte Kortner für die Reihe „Deutsche Lebensläufe“, die im Wesentlichen von SWR und RBB produziert wird.

Schon die ausdrucksstarke Stimme eines Wiener Rabbiners beeindruckte den jungen Fritz Kortner, doch das erste Erlebnis eines Theaterstück „elektrisierte“ ihn, er fühlte sich wie fieberkrank und wusste: Er wollte Schauspieler werden. Schon 1911 spielte er bei Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin. In den zwanziger Jahren war er ein Star, spielte die großen Rollen im Theater und hatte Erfolg im Film. Seine Bekanntheit machte ihn zur Reizfigur für die Nazis, sie sahen in ihm den „Prototyp des bösen Juden“. Kortner musste mit seiner Familie emigrieren, ging über London in die USA.

Das Exil unterbrach Kortners Karriere nur für einige Jahre. In den vierziger Jahren arbeitete er für die Filmindustrie in Hollywood, traf dort Kollegen wie Curt Bois, Bertolt Brecht und Hanns Eisler. Schon zwei Jahre nach Kriegsende ging Kortner wieder zurück in das Land, das so viele seiner Herkunft vernichtet hatte.

Ohne eigenen Kommentar lässt Andreas Lewin seine Zeitzeugen, seine Film- und Theaterausschnitte und historischen Bilder erzählen, und das funktioniert. Kortner hat dem damals noch jungen Fernsehen präzise Auskunft gegeben, dazu kommen Fotos und Filmausschnitte von wichtigen Stücken, in denen Kortner als Schauspieler oder Regisseur tätig war. Dass dieses Montageprinzip so fasziniert, hat zwei Gründe. Zum einen war Kortner einfach gut, Lewin hat spannende Ausschnitte ausgesucht. Zum anderen verschaffte sich Lewin Raum für seinen Film, indem er auf viele biographische Details verzichtete. Lewin erzählt so gut wie nichts über Kortners Ehe und Kinder, über seinen Lebensstil und was sonst so interessieren mag. Dafür hat Lewin umso mehr Zeit für das, was Kortner sein Leben lang mit aller Energie verfolgte: Das wirklich berührende Erzählen von Schicksalen, sei es auf der Bühne oder im Film.

„Deutsche Lebensläufe: Fritz Kortner“, RBB, 22 Uhr 15.

Eckart Lottmann

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