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Jung hält Alt jung. Großeltern und Enkel können über die Generationen hinweg einander sehr viel geben.

© mauritius images / Westend61

Lifestyle-Magazin: Unterhaltung für bessere Großeltern

Ein Lifestyle-Magazin zeigt Wohlfühl-Wege, wie man die Enkel effizient mit Reisen und Fondues verwöhnt.

Das Lifestyle-Magazin für moderne Großeltern ist bestens geeignet, Studenten des Verlagswesens beizubringen, wie man eine neue Zeitschrift konzipiert. Richtig: Am Anfang war die Zielgruppe. Großeltern gibt es ziemlich viele im Land und also Leute, die sich dafür interessieren, wie sie in dem Themenkomplex „Meine Enkel & ich“ punkten können.

Das lernen sie hier in wiederkehrenden Rubriken. Großeltern sind schließlich in einem Alter, in dem man guten Gewissens etwas konservativ sein darf. „Gelassenheit“ etwa vermittelt ein gemeinsamer Spaziergang mit den Enkeln, um „die Wunder des Waldes“ zu entdecken und zu erforschen. „Schön wohnen“ wartet mit Tipps auf für die Blumen der Saison oder wie man es sich „schön gemütlich“ macht. „Besser essen“, klar, das ist eine Steilvorlage nicht nur für die Weihnachtsbäckerei.

„Ein Früchtchen geht noch“, erzählt zum Beispiel von den Freuden des Schokoladen-Fondues. Zu einem richtigen Wohlfühl-Magazin für Omas und Opas passen die vielen Basteltipps. Hinweise, wie man „clever vorsorgt“ in jeder Hinsicht füllen die Stunden ohne Enkel.

Ein Wohlfühl-Erlebnis soll die Lektüre auch sein, sagt Mitgründerin Tess Buchele. Die 41-Jährige ist, wie Mitherausgeberin Nicola Kossack, seit Langem im Verlagsgeschäft tätig. Sie habe selbst eine tolle Oma, erzählt sie am Telefon, und die Mama sei eine großartige Oma für ihre eigenen Kinder. Außerdem wohnt sie im Mehr-Generationen-Haus, da ist an immer neuen Ideen kein Mangel. „Ältere lesen gern noch haptisch“, weiß sie.

„Deshalb ist das Print-Format ideal.“ Außerdem wüssten sie es zu schätzen, wenn man sich leicht orientieren kann, daher die festen Rubriken. Auch die Schriftgröße ist der Altersgruppe angepasst. Da muss keiner erst die Lupe zücken.

Rund 21 Millionen Großeltern gibt es im Land, hat die Vor-Gründungsrecherche ergeben. Die Auflage des Magazins, das viermal im Jahr erscheint, liegt derzeit bei 25 000. Das ist ein gutes Ergebnis im Vergleich mit den 11 000 Exemplaren, mit denen sie Ende 2019 gestartet sind. Es ist aber auch noch Luft nach oben. Mit 4,90 Euro ist der Preis so kalkuliert, dass er auch von der Rente bezahlt werden kann. Ein Jahresabo für 15,60 Euro sei aber auch ein schönes Muttertagsgeschenk, sagt die Herausgeberin. Omas seien schließlich auch Mütter.

Manches rekrutieren die beiden Gründerinnen aus dem eigenen Umfeld. Bewährte Rezepte zum Beispiel. „Wir haben ja keine eigene Versuchsküche“. Aber auf das Gelingen der Plätzchen, die Omas oder Opas aus dem eigenen Umfeld seit Jahrzehnten backen, könne man sich auch so verlassen. Normalerweise seien Magazine für ältere Menschen eher schwer, befassten sich vor allem mit Gesundheit, hat sie beobachtet.

„Nur die Titelgeschichten produzieren wir selbst“

Tess Buchele will inspirieren, will praktische Tipps und Anregungen geben, aber auch unterhaltsam sein. So ist das Horoskop zu erklären, das die Großeltern gemeinsam mit den Enkeln lesen sollen.

Doch, sie hat auch schon Überraschungen erlebt, wo es um späte Mobilität geht zum Beispiel. In jeder Ausgabe gibt es eine Reportage: Wenn die Oma oder der Opa mit dem Enkel auf Reisen geht. Die Herausgeberin war vor allem beeindruckt von dem fast 90-jährigen Großvater, der davon träumte, noch einmal einen Roadtrip durch die USA zu machen. Gemeinsam mit den beiden Enkelkindern ist der 9000 Kilometer lange Traum in Erfüllung gegangen.

Auch die Oma, die dem Enkel eine gemeinsame Reise mit der transsibirischen Eisenbahn zum Abitur geschenkt hat, fand sie toll. Die Fotos zu den Reisen werden nicht extra produziert, schließlich soll in dem kleinen Verlag, der in der Nähe von München sitzt, alles schön authentisch zugehen.

„Nur die Titelgeschichten produzieren wir selbst“, sagt sie. Da geht es zum Beispiel unter dem Titel „Viel zu geben“ darum, wie Großeltern durch gemeinsame Aktivitäten, Erlebnisse und Nähe das Leben der Enkel prägen.

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Konkurrenz gibt es derzeit kaum. In der Schweiz erscheint ein Großeltern-Magazin, das sich aber an eine andere, gehobenere Zielgruppe wende. Und kurz habe es auch mal eine Zeitschrift namens „Oma“ gegeben, die aber mehr auf schwere psychologische Themen und Prominentengeschichten setzte.

„Gesund leben“ kommt als Thema auch vor, aber vor allem im Wellness-Gewand: Vitamin D, Entspannung im Bad oder beim Schwitzen. Die Mode, die vorgestellt wird, kommt nicht direkt vom hippen Mailänder Laufsteg, sondern zeigt eher kuschelig warme Steppjacken oder weiche Strickhosen. (www.meine-enkel.de)

Die Enkelgeneration setzt ebenfalls Akzente bei der Themensetzung. Was er sich zum Geburtstag wünsche, fragte Tess Buchele ihren Sohn kurz, bevor er letztes Jahr 6 Jahre alt wurde. Sie hatte als Antwort „eine Ritterburg“ erwartet oder „ein großes Lego-Set“. Aber mitten in der Corona-Krise kam die überraschende Antwort: „Dass ich die Oma mal wieder drücken darf...“ Auch die jüngste Zielgruppe legt offensichtlich Wert drauf, sich wohlzufühlen.

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