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Das Funkhaus des WDR in Köln.

© Oliver Berg/dpa

Mängel in TV-Dokumentationen: WDR trennt sich von Autorin

Protagonisten mit mehreren Namen und eine verzerrt dargestellte Beziehungsgeschichte: Der WDR sieht das Vertrauensverhältnis zu seiner Autorin zerstört.

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat seine Zusammenarbeit mit einer freien Autorin der Doku-Reihe „Menschen hautnah“ beendet. Die interne Prüfung der drei Beiträge über Beziehungsgeschichten hätten neue Erkenntnisse über Mängel zutage gefördert, teilte der Sender am Freitag in Köln mit. In dem in der vergangenen Woche erstmals gezeigten Film „Ehe aus Vernunft - Geht es wirklich ohne Liebe?“ sei die echte Beziehungsgeschichte des Paares Sascha und Tanja in unzulässiger Weise zugespitzt worden.

Das habe die Sichtung des vorhandenen Drehmaterials gezeigt. Zwar handele es sich um eine reale Beziehung, die Gefühlslage sei aber verzerrt dargestellt worden. Der Film werde nun aus der Mediathek entfernt. „Das Vertrauensverhältnis zur Autorin ist zerstört“, erklärte die WDR-Chefredakteurin Fernsehen, Ellen Ehni: „Deshalb werden wir sie ab sofort nicht mehr beauftragen.“ Die Prüfung werde fortgesetzt.

In den Filmen tritt jeweils dasselbe Paar mit wechselnden Namen und Altersangaben und leicht abweichenden Beziehungsgeschichten auf. Ungereimtheiten bei den drei „Menschen hautnah“-Folgen hatte der Sender bereits am Donnerstag eingeräumt. Es sei versäumt worden, kenntlich zu machen, dass die beiden Protagonisten, bis auf eine Ausnahme, nicht unter ihren richtigen Namen in der Sendung auftreten wollten. Zudem seien Sascha und ein weiterer Protagonist der Dokumentationen über eine Komparsen-Webseite gewonnen und Fehler bei Jahreszahlen und Altersangaben festgestellt worden.

Als Konsequenz aus dem Fall wolle der WDR seine Maßnahmen zur Qualitätssicherung bei „Menschen hautnah“ ausbauen, kündigte Ehni nun an. Um den „eigenen hohen Standards“ zu entsprechen, würden das Vier-Augen-Prinzip und die Gegenrecherche ausgeweitet, die Kriterien für die Protagonistensuche präzisiert. Den WDR zeichne gerade aus, dass auch emotionale Geschichten „durch und durch authentisch“ seien, sagte Ehni. epd

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