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Magine kurz vor Deutschlandstart: Bald kommen fast alle Free-TV-Sender kostenlos ins Netz

Die schwedische Plattform Magine bringt den Großteil der deutschen Free-TV-Sender ins Internet. Anders als bei Zattoo sind auch die Programme der Privatsender kostenlos.

Seit weit über einem Jahrzehnt diskutieren Fachleute über das Zusammenwachsen von Internet und Fernsehen. In einer Richtung hat diese Konversion mit den neuen Smart-TV-Geräten bereits stattgefunden. Viele Internet-Angebote von Youtube über die Sender-Mediatheken bis zu den Online-Videotheken sind entweder direkt über moderne Internet-Fernseher oder mithilfe von Settop-Boxen wie AppleTV und Chromecast oder über Spielekonsolen wie Xbox und Playstation nutzbar. In der anderen Richtung hat die Hochzeit von Fernsehen und Internet jedoch etwas länger gedauert. Doch die Zeiten, in denen man sich die Internet-Streams der TV-Sender mühsam auf jeder Webseite zusammensuchen musste, sind bald endgültig vorbei. Das schwedische Internetunternehmen Magine steht mit seinem deutschen Ableger knapp vor dem Start des regulären Betriebs.

Ausgewählte Nutzer konnten das Angebot zuvor in einer Beta-Phase ausprobieren. Mit Magine lassen sich so gut wie alle deutschen Free-TV-Programme auf Smartphones, Tablets, Computern und einigen Smart-TV-Geräten über eine einzige Webseite beziehungsweise App abrufen. Im Gegensatz zum Konkurrenten Zattoo sind bei Magine auch die Programme der Privatsendergruppen RTL und ProSiebenSat 1 in der Kostenlos-Variante enthalten. Magine könnte damit zum vollwertigen Ersatz des Antennenfernsehens DVB-T werden.

Der Pionier für Fernsehen über das Internet ist jedoch der Schweizer Anbieter Zattoo. Die beiden deutschen Privatsendergruppen RTL und ProSiebenSat 1 haben sich allerdings lange dagegen gewehrt, ihre Programme dort einzustellen. Zattoo finanziert seine Kostenlos-Variante über Werbung, die vor den Beginn des TV-Streams geschaltet wird. Das passte den Privatsender verständlicherweise nicht. Die Programme von RTL und ProSiebenSat 1 sehen darum auch nur zahlende Zattoo-Nutzer (rund 10 Euro monatlich, rund 100 Euro jährlich), die dafür aber auch in den Genuss des HD-Empfangs kommen. Dass Magine derzeit nur Das Erste sowie das ZDF-Hauptprogramm in HD-Qualität weiterleitet, ist zumindest auf den mobilen Endgeräten kein großer Nachteil.

Offene Fragen: Wie will sich Magine finanzieren?

Eine offene Frage bei Magine ist die Finanzierung. Das Kostenlosmodell für die Free-TV-Sender soll dem Vernehmen nach dauerhaft sein. Eigene Werbeformate sind nicht vorgsehen. Neben dem Kostenlosbereich wird es auch noch zwei weitere Modelle geben, die zahlenden Nutzern vorbehalten sind: den sogenannten Access-Bereich und den Pay-Sektor. Hier könnten Pay-TV-Sender wie Discovery Channel oder TNT das Magine-Angebot abrunden und Erlöse erwirtschaften.

Für die Sender soll sich das Engagement in jedem Fall lohnen. „Es ist unser Ziel, unsere Sender und Programme über alle Verbreitungswege zum Zuschauer zu bringen“, sagte ProSiebenSat-1-Sprecher Marcus Prosch dem Tagesspiegel. „Magine ist für die Zuschauer eine weitere Möglichkeit, unsere linearen Free-TV- Programme über das Internet zu empfangen. Da die Mediengruppe RTL Deutschland sehr hohe Summen in die Inhalteproduktion investiert, möchten wir die Verbreitung unserer Programme mittelfristig profitabel betreiben und partizipieren daher am Erfolg von Plattformen wie Magine oder Zattoo“, ergänzte Konstantin von Stechow, Sprecher der Sendergruppe RTL.

Die Free-TV-Programmliste von Magine umfasst nahezu alle deutschen Free-TV-Sender. Die ARD ist mit dem Ersten, den Dritten Programmen von BR, HR, MDR, NDR, Radio Bremen, RBB, SR, SWR, WDR und den Digitalkanälen Tagesschau 24, Einsfestival, Einsplus vertreten. Auf die Gesamtzahl von 60 Sendern kommt Magine allerdings nur, weil von den Dritten Programmen eine Vielzahl von Regionalangeboten enthalten sind. Der WDR taucht allein elf Mal auf.

Das ZDF ist mit dem Hauptprogramm und den Digitalkanälen ZDFneo, ZDFinfo und ZDFkultur dabei. Die beiden Privatsendergruppen RTL und ProSiebenSat1 stellen neben den klassischen Programmen auch Spartenangebote wie Sixx und ProSieben Maxx via Magine bereit. Hinzu kommen die Nachrichtensender n-tv und N24 sowie international Al Dschasira und Bloomberg, die Sportsender Sport 1 und Eurosport, der deutsch-französische Kulturkanal Arte, der Dreiländersender 3Sat, der Ereigniskanal Phoenix, die Kindersender Kika und Nick sowie der Social-TV-Kanal Joiz. Kurt Sagatz

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