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Medien: Maike will Selbstjustiz üben

Bella Block fahndet bei der orientierungslosen Jugend

Ein schwieriger Fall. Gleich im doppelten Sinne. Zum einen ist der Fall, vor dem die Hamburger Kommissarin Bella Block (Hannelore Hoger) diesmal steht, eine harte Nuss. Selbstjustiz unter jungen Menschen, kriminellen Jugendlichen. Zum anderen ist dieser Film als Film ein schwieriger Fall. Denn man weiß nicht, ist man nun berührt, wie sonst so oft bei „Bella Block“, oder ist man es angesichts der Kühle nicht? Hat das Drehbuch von dem sonst so souveränen und „Bella“-erprobten Richard Reitinger nicht ein paar Schwachstellen zuviel? Dass die Kommissarin etwa in Jan Martensen (Devid Striesow) einen neuen Assistenten bekommt, ohne dass er eingeführt wird, geschweige denn, dass das Fehlen ihrer beiden langjährigen sympathischen Assistenten Ritter und Teichert in mehr als einem einzigen lapidaren Satz angedeutet wird. Irgendwie ist der 18. „Bella Block“-Krimi eine ziemlich offene Sache.

Die Schülerin Maike Wagner (Sophie Rogall) wurde entführt, und als ihre Mutter Daniela (Suzanne von Borsody) mit dem Lösegeld zur Übergabe kommt, geschieht ein Unglück. Einer der drei jungen Erpresser, Mario Kramer (Oliver Bröcker), erschießt seinen Kumpel Hettche, da dieser von Daniela Wagner erkannt wurde. Zusammen mit seinem Halbbruder Tom (Marek Harloff) kann Mario rechtzeitig vor Eintreffen der Polizei entkommen. Bella Block sieht zunächst nur den Mord, weiß nichts von Maike Wagners Entführung. Doch bald schon stößt sie auf Maikes Mutter, die in einer Apotheke arbeitet und in Hamburg-Blankenese in einer kalt-sterilen Luxusvilla lebt. Sieht man dieses Haus, sieht man seine Wohnräume, so weiß man, wie drinnen gelebt wird: aneinander vorbei, herzlos, stumm. Maike beginnt, sich selbst zu verletzen, und irgendwann bittet Mutter Daniela schließlich doch um Hilfe – bei Bella. Der Kreis beginnt, sich zu schließen, die entführte und freigekaufte Maike deckt jedoch ihre Entführer. Nur, warum tut sie dies? Spät, wohl zu spät begreift Bella: Maike will sich rächen, nun will sie Justiz spielen.

Selbstjustiz als letzter Weg aus innerer Not. Gewalt als Flucht aus einem ungeborgenen, unbehüteten Hause. Aus der Opferrolle in die Täterrolle rutschen. Das sind die Themen dieses Krimis. Themen, wie immer bei dieser singulären Reihe, die Reibungsfläche bieten. „Bella Block“-Filme sind geerdete Filme mit teils an Tabus rüttelnden Sujets. So auch dieser. Und, natürlich: Auch wenn dieser Fall ein etwas schwächerer sein dürfte– so ist doch ein nicht ganz so starker „Bella“ immer noch weit besser als so unendlich vieles, was sonst auf Primetime-Sendeplätzen als Fernsehfilm zu sehen ist. Und einmal, da sagt Bella – die sich mit ihrem Lebenspartner Simon Abendroth (Rudolf Kowalski) hier übrigens wunderbar anfrotzelt – in dem ihr eigenen schnoddrig-harten Ton zu Maike Wagner: „So einfach läuft das bei mir nicht mit der Wahrheit.“ Da ist was dran. Daher lieben wir sie so. Auch weiterhin.

„Bella Block: … denn sie wissen nicht, was sie tun": ZDF, 20 Uhr 15

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