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Medien: Marietta Slomka: Jung, weiblich, kompetent

Marietta Slomka kommt aus der Dunkelheit von "heute nacht" und geht ins Licht des "heute journals". Lange habe sie diesen Schritt überlegt, sagt sie.

Marietta Slomka kommt aus der Dunkelheit von "heute nacht" und geht ins Licht des "heute journals". Lange habe sie diesen Schritt überlegt, sagt sie. Es wird ein Riesenschritt, wie die 31-Jährige bei ihrer Vorstellung am Montag bemerkte. Schon sind die Fragen nach ihrem Privatleben da. Ob sie liiert sei? Eine Antwort gibt sie nicht. Sie ist für klare Verhältnisse. "Das Interesse hat sich auf meine Moderation und meine journalistische Leistung zu beschränken", zieht sie die Trennlinie. Nur durch ihre bisherige Arbeit für den Mainzer Fernsehsender sieht sie sich für die Aufgabe prädestiniert: "Ich habe nicht den Traum geträumt, berühmt zu werden, ich habe nicht gedrängelt."

Dass die studierte Volkswirtin ein nahezu unbeschriebenes Blatt ist, fordert den Vergleich heraus. Bei der ZDF-Pressekonferenz wurde sie als "junge Gabi Bauer" erkannt. Mit der Kollegin der ARD-"Tagesthemen" stimmen das blonde Haar, die irisierend blauen Augen überein. Aber sonst? Marietta Slomka steht für eine der schnellsten Karrieren im ZDF. Sie arbeitet erst seit April 1998 für den Sender, vorausgegangen sind Volontariat und Europa-Korrespondenz bei der Deutschen Welle. Journalismus geübt und gelernt hat sie als freie Mitarbeiterin für den "Medienspiegel" und die "Kölnische Rundschau". Sie kann sich "gut vorstellen, eines Tages wieder im Printbereich zu arbeiten".

Vor ihr steht jedoch die große Aufgabe "heute-journal". Fernsehen eben, das Medium, an dem sie "die drei Ebenen aus Ton, Bild und Text" und die "Arbeit im Team" fasziniert. Slomka kennt den Alltag einer Redakteurin und Reporterin aus ihrer Zeit in den ZDF-Studios Bonn und Berlin. Kein Zufall, dass sie im April dieses Jahres in die Präsentation von "heute nacht" geschoben wurde. Quasi als - bestandener - Testlauf für ihre Bildschirm-Tauglichkeit. Slomka wie Chefredakteur Nikolaus Brender unterstreichen, dass die Personalie seit Frühsommer feststehe. "Immer wenn meine Kollegen über die Nachfolge von Alexander Niemetz spekulierten, wurde ich wie ein Geheimagent einsilbig und habe zu Boden geschaut." Marietta Slomka kann schweigen. Um ein komplettes Bild von sich als Journalistin zu zeichnen, erwähnt sie ihre Film- und Interviewbeiträge für die Nachrichten. Slomka will ihrem Kollegen Wolf von Lojewski in nichts nachstehen. Sie will wegen ihrer Kompetenz und Glaubwürdigkeit geschätzt werden.

Ihr Vorgänger Alexander Niemetz war Moderator und stellvertretender Leiter. Letzte Aufgabe entfällt bei Marietta Slomka. Sie soll sich ganz auf die Moderation konzentrieren. Trotzdem wäre die Vorstellung falsch, Slomka käme um 21 Uhr in den Sender, um Punkt 21 Uhr 45 dem "heute-journal" ihr Gesicht zu geben. Die Tradition des ZDF sieht anders aus, wie Helmut Reitze, stellvertretender Chefredakteur und Moderator, sagte: "Arbeitsbeginn ist um zehn Uhr morgens."

Die Moderatoren sind in den Alltag der Nachrichtenredaktion eingebunden. Hinter Slomka steht der Apparat des ZDF, Teamarbeit, Zuarbeit, aber eines bleibt nur ihr Werk: das Schreiben der Moderation. Aus ihrer Erfahrung bei "heute nacht" weiß sie, dass "manche Texte aus der Feder fließen, bei anderen stockt es". An den Themen liege es nicht, obwohl ihr Wirtschaftsfragen am ehesten entgegen kämen. Auch das wird ein Argument für ihre Wahl sein, schließlich ist Politik heute fast immer Wirtschaftspolitik. Und genau da will sich das "heute-journal" verstärken. Und übt mit der 31-Jährigen mutig den Generationensprung.

Von der Öffentlichkeit unbeobachtet spricht die Journalistin rasch, die Arme gehen durch den Raum, eine Zigarette wird angezündet. Schnell sucht sie wieder die Trennlinie - das mit der Zigarette soll nicht bekannt werden. Dann wieder, wohl um den Satz "Ich lasse mich nicht verbiegen" zu akzentuieren, ist die Information von der Raucherin Slomka wieder freigegeben. Auf die Frage nach ihrer parteipolitischen Linie antwortet Brender für sie: "Wir haben eine Journalistin gesucht." Nach drei ZDF-Jahren kann eine Laufbahn nicht parteipolitisch grundiert sein. Oder die Politiker im ZDF-Fernsehrat haben nicht aufgepasst. Lag nicht alle Aufmerksamkeit auf Alexander Niemetz? Der ist so sauer auf das ZDF, dass er den Korrespondentenplatz London ausgeschlagen hat. Jetzt kommt Marietta Slomka. Vor dem ersten "journal"-Einsatz am 29. Januar geht sie noch einmal in die Anonymität von "heute nacht" zurück.

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