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Moderator Ken Jebsen.

© ARD/Fritz

Markenpflege: Ken Jebsen: Schweigen ist Silber, Senden ist Gold

Der umstrittene Radiomoderator Ken Jebsen will im Internet weitermachen. Seine Fans feiern ihn als Märtyrer, nachdem ihn der Rundfunk Berlin-Brandenburg entlassen hat.

„KenFM“ war eine Sendung des Hörfunksenders Fritz von und mit Ken Jebsen. „KenFM“ ist und bleibt eine Sendung von und mit Ken Jebsen. Überraschung? Wer geglaubt hat, der wegen eines Antisemitismusvorwurfs in die Kritik geratene und danach, Ende November, vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) fristlos gekündigte Radiomoderator, würde jetzt stillhalten, der irrt. Zehn Jahre arbeitete Jebsen für Radio Fritz. Jetzt kündigt er nach seinem Rauswurf an, irgendwie im Internet weiterzumachen. Es braucht gar keinen Radiosender. Die vielen Jebsen-Fans wird das sicher freuen, den RBB nicht unbedingt. „Der Titel ,KenFM‘ gehört uns nicht. Ken Jebsen hat eine Marke durch seine Anwälte eintragen lassen“, sagt RBB-Sprecher Justus Demmer. Anmeldetag: 7.3.2002.

Ken Jebsen und der RBB, ein durchaus beliebter Moderator und sein Haussender – die direkt Beteiligten hüllen sich vorerst in Schweigen, am Donnerstagnachmittag erfuhr die Geschichte aber neuen Auftrieb. In der turnusmäßigen Sitzung des RBB-Rundfunkrats kam, nicht zuletzt mit dem aktuellen Bericht der Intendantin Dagmar Reim und der Empfehlung des Programmausschusses, auch der Fall Ken Jebsen auf die vorläufige Tagesordnung. Im Vorhinein war erwartet worden, dass der 30-köpfige Rundfunkrat das jüngste Vorgehen der Senderspitze, von Intendantin Dagmar Reim und Programmdirektorin Claudia Nothelle, im Grunde abnicken würde; verbunden mit einer gewissen Verwunderung darüber, dass sich der RBB das durchaus schon länger fragwürdige Treiben des Radio-Fritz-Moderators so lange angeschaut habe.

Jebsen neigt schon länger zu abstrusen Verschwörungstheorien

Schlechtes Krisenmanagement nennt man das wohl. Dass Ken Jebsen zu abstrusen Verschwörungstheorien neigt, war nicht erst seit November 2011 bekannt, als dem Moderator eine als antisemitisch verstandene Mail an einen Hörer – nach anfänglichem Zaudern des RBB – doch noch zum Verhängnis wurde. Zeitgleich hatte Stefan Warbeck, 45, auf eigenen Wunsch die Programmverantwortung für das RBB-Jugendprogramm abgegeben. Er übernehme damit die Verantwortung für redaktionelle Versäumnisse in der Vergangenheit, hieß es offiziell.

Play with me. Der Moderator deutet auf seiner Youtube-Seite an, was er vom Rauswurf beim RBB hält. Am Donnerstag befasste sich der RBB-Rundfunkrat mit dem Fall.
Play with me. Der Moderator deutet auf seiner Youtube-Seite an, was er vom Rauswurf beim RBB hält. Am Donnerstag befasste sich der RBB-Rundfunkrat mit dem Fall.

© Tsp

Ken Jebsen ist und bleibt ein Einzelkämpfer, aber mindestens der Personalie Warbeck wird, wie man hört, senderintern die eine oder andere Träne nach geweint. Warbeck habe bei Radio Fritz den Laden zusammengehalten, möglicherweise die Leine bei Jebsen etwas zu lang gelassen. Wer Warbecks Nachfolger als Programmchef bei Radio Fritz werden soll, stehe noch nicht fest, sagt RBB-Sprecher Demmer. Auch was mit dem prominenten Sendeplatz von „KenFM“, am Sonntag von 14 bis 18 Uhr, langfristig werden soll, ist unklar. „Zunächst bis Jahresende“, so Demmer, „laufen Mitschnitte von Live-Konzerten, am weiteren Programm arbeiten die Kollegen noch“.

Ken Jebsen indes ist für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, vor allem, seit Anfang Dezember bekannt geworden ist, dass sich nun auch seine Anwälte eingeschaltet haben. Der Moderator wehrt sich juristisch gegen seinen Rauswurf beim RBB. Programmdirektorin Nothelle hatte den Schritt damit begründet, dass sich Jebsen bei seiner Hörfunksendung „KenFM“ nicht an Absprachen gehalten habe. Das Wenige, was der 45-Jährige seitdem durchblicken ließ, lässt Spannendes erwarten. „KenFM“ ist eigentlich als Musiksendung gedacht, die neue Bands vorstellt, die unterhält, aber eben auch mal politische Beiträge bringt – zu 9/11 oder Osama bin Ladens Tod.

Und diese Themen wird sich Jebsen, nun völlig losgelöst, im Internet kaum nehmen lassen. Jebsens Wohnung in Berlin-Mitte beherbergt laut Medienberichten seine kleine Produktionsfirma. Es gibt eine wachsende Fangemeinde auf Facebook, die einen Märtyrerkult um Ken Jebsen beschwört und Zensur wittert. „KenFM“ soll via Youtube-Seite („Willkommen bei KenFM“) zu hören sein, erste Clips hat Jebsen schon ins Netz gestellt („KenFM über: Die Geld Sendung! Eine Sendung, die der RBB unbedingt verhindern wollte!“). Die User sind begeistert: „ja, ken, zeigs den schweinen!“

Ob sich ein solches Internetformat auch mit diesem bekannten Markennamen refinanzieren lässt, ist fraglich. Der „Zeit“ vertraute Ken Jebsen an, er habe pauschal pro RBB-Sendung 1300 Euro bekommen. Geld verdiene er in Unternehmen, er moderiere für Firmen wie Red Bull oder die Telekom. Vielleicht muss er das noch ein bisschen öfter tun.

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