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Aufgeben gilt nicht. Matula (Claus Theo Gärtner, rechts) versucht, das Leben des Yachtbesitzers Ingo Schumann (Jochen Horst) zu retten. Foto: ZDF/Pfeiffer

© ZDF und Hans-Joachim Pfeiffer

"Matula" am Karfreitag: Venus samt Fallen

„Matula – Tod auf Mallorca“: Fast eine Reflexion über die Liebe und die Sehnsucht im Alter.

Immer, wenn es Karfreitag geworden ist, kommt Matula ins Zweite. Nach „Matula“ 2017, „Der Schatten des Berges“ im vergangenen Jahr nun „Tod auf Mallorca“. Das sind Kriminalfälle, die es nicht besonders eilig haben, zumal Claus Theo Gärtner und sein Privatdetektiv Josef Matula in die Jahre gekommen sind. Was nicht heißt, dass Darsteller und Figur den aktuellen Fall in der Sonnenliege lösen. Der Privatdetektiv, der eigentlich nur eine Yacht nach Mallorca überführen sollte, wird schon am Morgen nach der Ankunft aufgeschreckt. In der Nähe seines Bootes schwimmt Ingo Schumann (Jochen Horst) mit dem Kopf nach unten im Wasser. Sofort gerät Karin Weißbach (Heike Trinker), Schumanns Begleiterin, unter Verdacht. Sie bittet Matula um Hilfe.

Im Wettlauf mit Comisario Raphael Herras (Carlos Lobo) von der mallorquinischen Polizei folgt Matula der Spur des Toten. Erste Überraschung: Schumann war nicht der vermögende Kieferchirurg, als der er sich ausgab, und Karin Weißbach nicht die einzige Frau, der er ewige Treue schwor. Aber Karin Weißbach spielte auch mit ihrer wahren Identität. Dann gerät noch die Galeristin Angela Bremer (Proschat Madani) in den Kreis der Verdächtigen. Oder steckt Mallorcas „Pate“ Silvio Mendes (Tonio Arango) hinter Schumanns Tod?

Matula muss fahren, rennen, kombinieren, es wird auf ihn geschossen. Immer treu an seiner Seite Hund Renz (Mumford), Reminiszenz an seinen früheren Arbeits- und Serienkollegen Dr. Renz („Ein Fall für zwei“). Das könnte alles verrutschen: Drehort vor Drehbuch (Ben Braeunlich), süße Hundeaugen, die als einzige nicht lügen können, Weisheit des Alters, so hilfreich wie Baldrian, ein Fall, durchsichtig wie agua mineral.

Nur Krimi ist nicht

Aber sowohl der Autor als auch Regisseur Daniel Helfer und Claus Theo Gärtner wollen mehr über die 90 Minuten hinweg. Hinter dem Kriminalfall wird eine zweite, deutlich interessantere Geschichte erzählt: die von der Liebe. Galeristin Bremer sagt über Schumann: „Er war der perfekte Mann. Ich habe mich in meinem Leben noch nie so geliebt gefühlt.“ Das könnten auch andere sagen, mehr die Frauen als die Männer, die sich mehr zu Macht und Materialismus hingezogen fühlen und doch einer Karin Weißbach in die Venusfalle gehen. Auch Matula hat da seine schwachen, anfälligen Momente. „Tod auf Mallorca“ ginge auch als „Liebestod auf Mallorca“ durch. Alter schützt vor Sehnsucht nicht – und nicht vor Alter. Gärtner gönnt seinem Privatdetektiv mit der Günter-Netzer-Gedenkfrisur selbstironische Augenblicke.

Claus Theo Gärtner spielt seinen Matula mit Entschiedenheit, mit der hemdsärmeligen Schläue des Privatdetektives und dem zweiten Blick eines Menschen, der in seinem Berufsleben viele Biografien, viele Träume und mindestens so viele Täuschungen, Selbsttäuschungen und Enttäuschungen gesehen und erlebt hat. Das kann ihm jetzt nur nutzen, vor der prachtvollen Kulisse der Balearen-Insel.

Die Inszenierung will keine Extravaganzen. Stück für Stück wird das Puzzle zusammengetragen, in dem Matula die Schlusssteine setzt. Die Geschichte verträgt es nicht anders, sie ist nicht unkompliziert, da würde eine komplizierte Regie den Zuschauer aus der Verstehens- und Verständniskurve tragen.

Das Ensemble rund um Claus Theo Gärtner weiß, was es zu tun und – vor allem – zu lassen hat. Großkotz ist dann Großkotz, Lügnerin gekonnte Lügnerin, nur der Pate des Tonio Arango kommt so rüber, dass seine Gefährlichkeit sich ins Abziehbild verkehrt.

Und das Ende? Ach, sehen Sie doch selbst. Joachim Huber

„Matula: Tod auf Mallorca“, ZDF, Karfreitag, 21 Uhr 15

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