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Eine Runde, wie sie Christian Wulff (l.) gefiel: Moderatorin Maybrit Illner, "SZ"-Journalist Heribert Prantl und Grünen-Politikerin Antje Voller (r.) diskutierten im ZDF über den Fall des Ex-Bundespräsidenten.

© Tsp

Maybrit Illner: "Chance vertan": ZDF verzichtet auf "Bild"-Chef

Das wäre eine spannende Konstellation gewesen: Ex-Bundespräsident Christian Wulff trifft auf "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann. Offenbar zu heikel für "Maybrit Illner".

Es wäre wohl ein spannender Schlagabtausch geworden, vielleicht sogar die entscheidende Sendung zum Thema Christian Wulff und die Frage, ob Justiz und Medien in seinem Fall zu weit gegangen sind. Doch den Ex-Bundespräsidenten auf Kai Diekmann treffen zu lassen, ist dem ZDF zu heikel gewesen. Der „Bild“-Chefredakteur erhielt erst gar keine Einladung für die Talkrunde "Maybrit Illner" am Donnerstagabend.

Diekmann sei zur Sendeplanung im Urlaub gewesen, begründet Volker Wilms, Redaktionsleiter bei „Maybrit Illner“, offiziell die Entscheidung. Nach eigenen Angaben war Diekmann jedoch bereits wieder zurück in seinem Springer-Büro – und selbst wenn nicht: Zumindest eine Anfrage wäre bei diesem Thema Pflicht der Redaktion gewesen. Schließlich kam Diekmann auch schon für das WM-Finale zum Blattmachen zurück.

Am Donnerstagabend wäre er gerne in die Sendung gekommen: „Auch wenn ich üblicherweise nicht in Talkshows gehe, hätte ich an dieser interessanten Runde gerne teilgenommen. Zumal meine Person so sehr im Fokus der mehr oder weniger qualifizierten Diskussion stand“, sagte Diekmann am Freitag dem Tagesspiegel.

Fürchtete das ZDF eine Absage von Wulff?

Es wäre auch eine Chance gewesen, ihm persönlich kritische Fragen zu einer Anti-Wulff-Kampagne in der "Bild"-Zeitung zu stellen. Doch das ZDF fürchtete offenbar eine Absage von Wulff, wenn Diekmann eingeladen worden wäre. Auch andere Wulff-kritische Journalisten wie „Bild“-Reporter Martin Heidemanns oder dessen „Stern“-Kollege Hans-Martin Tillack, die beide als eine der ersten Journalisten zu Wulffs Hauskredit recherchiert hatten, kamen deshalb wohl als Gäste nicht in Frage.

Einst zeigte sich Christian Wulff gerne mit Kai Diekmann (r.), wie hier 2006. Heute wirft er der "Bild"-Chefredakteur bei seinem Sturz als Bundespräsident "persönlichen Ehrgeiz" vor.
Einst zeigte sich Christian Wulff gerne mit Kai Diekmann (r.), wie hier 2006. Heute wirft er der "Bild"-Chefredakteur bei seinem Sturz als Bundespräsident "persönlichen Ehrgeiz" vor.

© dpa

Vielmehr wirkte die Talkrunde, als ob sie sich Wulff selbst zusammenstellen durfte: "SZ"-Journalist Heribert Prantl bekräftigte Wulff in seiner Medienschelte, Hauptaufgabe von Antje Vollmer schien zu sein, die verletzte Seele des Ex-Bundespräsidenten zu streicheln. Die Grünen-Politikerin sei von Wulff selbst als Gast vorgeschlagen worden, heißt es aus der „Illner“-Redaktion. Redaktionsleiter Wilms versichert: „Selbstverständlich entscheidet allein die Redaktion darüber, welche Gäste angefragt beziehungsweise eingeladen werden.“

Und so musste Moderatorin Maybrit Illner am Donnerstag die Rolle der größten Wulff-Kritikerin übernehmen. Warum aber hat das ZDF dem früheren Staatsoberhaupt nicht mehr zugemutet, anstatt auf Kuschelkurs zu gehen?

Diekmann mischte trotzdem mit

Diekmann mischte in der Runde trotzdem mit. Auf Twitter widerlegte er wie bereits nach dem "Spiegel"-Interview einige von Wulffs Aussagen, beispielsweise, dass dieser als Bundespräsident der „Bild“ kein Interview gegeben habe. Auch Vollmer bekam Kontra: „Liebe Antje Vollmer, in @BILD hat NIE ein Wort zu irgendwelchen Gerüchten zur Gattin des Bundespräsidenten gestanden!“.

Dass er nun mit Wulff in einer anderen Talkshow auftreten könnte, schließt Diekmann aus: „Schade, Chance vertan, das hat sich jetzt erledigt."
Auch für die Redaktion von „Maybrit Illner“. Sonja Álvarez

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