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Transparenzforderungen erhalten vor dem Hintergrund des Skandals um Missbrauch von Facebookdaten weitere Brisanz.

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MEDIA Lab: Journalismus besser verstehen

Noch mehr Transparenz, bitte, Die „New York Times“ hat erstmals Zahlen zur Entwicklung des Anteils von Frauen und Nicht-Weißen in ihrer Belegschaft veröffentlicht.

In einem Report beschreibt das US-amerikanische Traditionshaus als Ergebnis einer seit drei Jahren umgesetzten Rekrutierungsstrategie, dass von den neu angestellten Personen bei der „New York Times“ 61 Prozent Frauen und 39 Prozent „People of Color“ sind. Der Anteil der Frauen in Spitzenpositionen sei auch in ehemals klassischen Männerdomänen wie News und Wirtschaft auf fast die Hälfte gestiegen.

Die „New York Times“ treibe eine schlichte, aber bedeutsame Mission: Sie wolle den Lesern helfen, die Welt zu verstehen, heißt es in der Einleitung des Berichts, der nun künftig regelmäßig erscheinen soll. Das gelinge nur, wenn Diversität und Inklusion auch am Arbeitsplatz existieren. Das sei ein Gebot der Fairness. Und zudem könne nur so hinreichend vielfältig über die gesellschaftliche Entwicklung reflektiert und nur so ein wirklich breites Publikum erreicht werden.

Dieses Postulat ist vorbildlich. Aber es umreißt nur einen Teil einer Transparenzstrategie. Diese wäre für alle Medienhäuser, die professionell und glaubwürdig ihr Publikum ansprechen wollen, nützlich, logisch, und sie umfasst weitere unternehmensethische sowie redaktionelle Aspekte. Zur Rekrutierungs-Transparenz kommt noch die Tracking-Transparenz: Inwiefern und an wen werden Online-Spuren, die das Publikum auf journalistischen Plattformen hinterlässt, verkauft? Diese Transparenzforderung erhält nun vor dem Hintergrund des Skandals um den Missbrauch von Facebook-Nutzerdaten weitere Brisanz.

Auf redaktioneller Ebene sind es die klassischen Bereiche: Transparenz über Fehler und über die Art, wie sie entstanden sind. Transparenz über Quellen, die nicht von schützenswerten Informanten stammen und daher zwingend dem Redaktionsgeheimnis unterworfen sind, sondern Quellen – und auch Arbeitsweisen –, die dem Publikum ermöglichen, die Arbeitsweise von Journalismus nachzuvollziehen und dessen Bedeutung besser zu verstehen.

Marlis Prinzing

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