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Mit zwei großen Wahlkampfveranstaltungen hat US-Präsident Barack Obama offiziell den Wahlkampf eingeleitet.

© AFP

MEDIA Lab: Politik in Bildern

Im US-Wahlkampf zählen Bilder bereits mehr als journalistische Worte. Ein Trend, der inzwischen auch Deutschland erreicht hat.

„Lauter als Worte“, so betiteln US-amerikanische Forscher ihre Arbeit zur Bedeutung von Bildern in der Wahlkampfkommunikation. Obwohl Relevanz und Wirksamkeit von Bildern in der politischen Kommunikation unbestritten sind, tut sich die einschlägige Forschung noch immer schwer damit. Deutlich überwiegen Arbeiten, die sich den sprachlichen Aussagen widmen, gegenüber Analysen des Visuellen. Michael Sülflow und Frank Esser schauen sich nun in einem Vergleich die visuelle Wahlkampfberichterstattung im deutschen und US-amerikanischen Fernsehen an. Was sie dabei als „Sound- und Image-Bites-Berichterstattung“ identifizieren, wirft die besorgniserregende Frage auf, ob es sich dabei tatsächlich noch um Journalismus handelt.

Image Bites zeigen die Szenen ohne den Ton

In den USA bestimmt die Inszenierung des Wahlkampfsettings die visuelle Darstellung der Kandidaten umfänglich. Image Bites, in denen die Kandidaten ohne Ton gezeigt werden, nehmen einen immer größeren Umfang ein. Hier führen die Wahlkampfteams Regie: Obama mit aufgekrempelten Ärmeln, das „Bad in der Menge“, Auftritte vor Stars and Stripes mit jubelnden Anhängern. Diese Bilder prägen das Image des Kandidaten nachhaltig, sie gelten als Lingua franca der Politik – unabhängig vom journalistischen Kommentar. So wird der Held, Patriot oder common man hergestellt.

Im deutschen Fernsehen zeigt sich dieser Trend (noch) nicht in gleichem Umfang, aber die Tendenz steigt. Die Nachrichten auf RTL übertreffen dabei schon jetzt das amerikanische Niveau. Bemerkenswert sind die Unterschiede in den Bildern, die zu sehen sind: Deutsche Politiker werden stärker im Umfeld ihrer Partei gezeigt, in den USA steht der einzelne Kandidat im Mittelpunkt. Deutlich häufiger tauchen in deutschen Nachrichten Bilder auf, in denen Politiker im Umkreis von Reportern und Kameras gezeigt werden; in den USA dagegen wird visuell eine größere Distanz zum Journalismus gewahrt. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Journalismus seiner eigentlichen Funktion – sich kritisch mit dem Handeln von Politikern auseinanderzusetzen – in der Komposition arrangierter Image Bites kaum mehr gerecht wird.

Margreth Lünenborg

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