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Welchen Medien wird vertraut?

© dpa

MEDIA Lab: Radio oder Social Media?

Welchen Kanälen vertrauen Sie? Ein neuer EBU-Bericht bringt spannende Befunde zum Thema Vertrauenskrise der Medien.

Die Klagelieder zur Vertrauenskrise der Medien sind verstummt, die Schlachtengemälde untergehender Medienlandschaften verhängt. Das ist gut so, nicht jedoch, dass auch die sachliche Diskussion über Vertrauensfragen fast verschwand. Sie muss Fragen nach dem Vertrauen in die Berichterstattung zu Themen umfassen wie etwa zur Flüchtlingskrise sowie nach dem Vertrauen in Medienmarken oder Medienkanäle. Das kann spannende Befunde liefern, belegt der Bericht „Trust in Media 2016“ der EBU (European Broadcasting Union), einem internationalen Verbund von Rundfunkanstalten. Datenbasis ist das 84. Eurobarometer, für das in EU-Mitgliedsländern und Beitrittsinteressierten jeweils rund tausend Menschen gefragt wurden, welchen Kanälen – Radio, TV, Presse, Internet, soziale Netzwerke – sie trauen.

Der Rundfunk genießt in allen 33 Ländern das höchste Vertrauen; das Radio hat dabei in 20, das Fernsehen in 13 die Nase vorn. Soziale Netzwerke sind Schlusslicht in 15 Ländern, gedruckte Medien in 14. In jedem EU-Land gab es in einzelnen Kanälen Vertrauensverluste gegenüber dem Vorjahr, aber nur in Slowenien, Ungarn und Zypern in allen fünf Kanälen. Die EBU stellt in einem „Net Trust Index“ Vertrauen und Nicht-Vertrauen gegenüber.

Hier liegt das Radio mit einem Plus von 19 Punkten weit vorne, das TV erzielte ein Plus von einem Punkt, die Presse ein Minus von sieben, das Internet von zehn, das Social Web von 35 Punkten. Schwankungen sind offenbar üblich und mit aktuellen Ereignissen zu erklären. Ein genereller Vertrauensverlust lässt sich nicht ableiten, aber kulturelle, nationale und regionale Trends. Höchstes Vertrauen genießen Radio und TV in Nordeuropa und Estland, die Printmedien in Finnland, in den Niederlanden, Portugal und Albanien, Internet und soziale Netzwerke in Osteuropa. Geringstes Vertrauen geschenkt wird in Süd- und Südosteuropa TV, Radio und Presse, dem Social Web in Frankreich, Belgien, Irland, Schweden und in Großbritannien, wo den Printmedien so misstraut wird wie in keinem anderen Land.

www3.ebu.ch/publications

Marlis Prinzing

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