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MEDIA Lab: Rechtsextrem gegen Qualität

Eine österreichische Studie zeigt, dass rechtsextreme Parteienpräferenz und Wahrnehmung einer verzerrten Berichterstattung zusammenhängen

Eine Ausdifferenzierung des Parteiensystems führt häufig auch zu Veränderungen in den Medien. Insbesondere wenn die Erweiterung an den Rändern stattfindet, fühlen sich neue, auch extreme und extremistische Bewegungen durch die Medien nicht ausreichend repräsentiert oder verzerrt dargestellt.

In Deutschland richten sich aktuell Vorwürfe wie Fake News oder Lügenpresse gegen die bestehenden Medien. Rechtspopulistische Bewegungen fordern die Abschaffung oder zumindest mehr Kontrolle der sogenannten „System-Medien“. In der Schweiz und in Österreich sind die Rechtspopulisten schon länger etabliert und inzwischen in beiden Ländern an der Regierung beteiligt – jeweils mit Folgen für Medienanbieter und -diskurse.

Jakob-Moritz Eberl (Universität Wien) hat jetzt genauer untersucht, ob die Wahrnehmung einer verzerrten Berichterstattung grundsätzlich von einer extremen politischen Position abhängt, und ob – in der aktuellen, politischen Situation – dies vor allem auf die Anhänger rechtspopulistischer Parteien zutrifft.

Skeptische Mediennutzer konsumieren soziale Medien

Die Befragung von mehr als 1200 österreichischen Wahlberechtigten aus dem Jahr 2015 zeigt, dass Mediennutzer mit extrem linker Parteipräferenz die Medienberichterstattung weitaus seltener verzerrt wahrnehmen als solche mit extrem rechter Parteipräferenz. Mit einer Ausnahme: Boulevardzeitungen. Ihnen unterstellen im Schnitt alle Befragten den größten Mangel an Objektivität. Unter rechtsextremen Parteianhängern in Österreich genießen sie jedoch höheres Ansehen als die sogenannten Qualitätsmedien. Außerdem haben diejenigen Nutzer, die den etablierten Medien gegenüber besonders skeptisch sind, einen höheren Nachrichtenkonsum in den sozialen Medien. Wären diese Befunde auf Deutschland übertragbar, könnten neue, stärker rechtspopulistisch orientierte Medienangebote und Medieninhalte nachfolgen. Die medialen Aktivitäten der AfD deuten ja darauf bereits hin.

Joachim Trebbe

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