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Wenige Stunden vor seinem Tod hatte der "New York Times"-Kolumnist David Carr (links) noch eine Diskussionsrunde mit Filmemacherin Laura Poitras und dem Journalisten Glenn Greenwald geleitet.

© AFP

Medien-Kolumnist der "New York Times": David Carr nach Zusammenbruch im Newsroom gestorben

Der Kolumnist der "New York Times" David Carr war einer der bekanntesten Medienkritiker der USA. Er starb im Alter von 58 Jahren an seinem Arbeitsplatz.

"David Carr war einer der begabtesten Journalisten, die jemals für die ,New York Times' gearbeitet haben", sagte der Herausgeber der US-Zeitung Arthur Ochs Sulzberger Jr. zum Tod des NYT-Kolumnisten, der am Donnerstag im Newsroom der Zeitung zusammengebrochen war. Er wurde noch in das St. Lukes-Roosevelt Krankenhaus transportiert, wo dann sein Tod festgestellt wurde. Carr wurde 58 Jahre alt. Der 1956 in Minneapolis geborene Journalist kam 2002 zur "New York Times". In seinem im Jahr 2008 erschienenen Buch "The Night of the Gun" beschrieb Carr, wie er seine Kokain-Sucht besiegte. Carr war in der Dokumentation "Page One: Inside the New York Times", die einen "bespiellosen Zugang zum Newsroom und Media Desk" der Zeitung verspricht, prominent porträtiert worden.

„Er war unser größter Champion. Seine unendliche Leidenschaft für Journalismus und Wahrheit werden seine Familie bei der „Times“, Leser auf der ganzen Welt und Menschen, die den Journalismus lieben, vermissen“, schrieb der Chefredakteur der angesehenen US-Zeitung, Dean Baquet.

Am Mittwoch war bereits ein anderer bekannter US-Journalist gestorben

David Carr ist der zweite bekannte US-Journalist, der binnen weniger Tage starb. Am Mittwochabend kam der mehrfach preisgekrönte US-Journalist Bob Simon bei einem Autounfall in New York im Alter von 73 Jahren ums Leben. Simon, der fast 50 Jahre für CBS News gearbeitet hatte, hatte sich als Kriegsreporter einen Namen gemacht. Er hatte aber auch vom Olympia-Attentat in München 1972 berichtet.

David Carr verdankte seine große Bekanntheit vor allem der Medienkolumne "The Media Equation", die immer montags in der "New York Times" erschien, und in der er die neuesten Entwicklungen im Verlagswesen, Fernsehen oder den Sozialen Netzwerken analysierte.

Früher am Abend hatte Carr noch eine Diskussionsrunde zum Film "Citzienfour" moderiert, an der neben dem Protagonisten des Films, Edward Snowden, auch Filmemacherin Laura Poitras und der Journalist Glenn Greenwald teilgenommen hatten, wie die "New York Times" in ihrem Nachruf auf David Carr berichtet.

Zuletzt hatte sich Carr noch mit Brian Williams beschäftigt

In einem seiner letzten Artikel hatte sich Carr mit dem NBC-Moderator Brian Williams beschäftigt, der von seinem Sender für ein halbes Jahr suspendiert wurde, nachdem herauskam, dass seine Schilderung bei einer Reportage aus dem Irak nicht der Wahrheit entsprachen. Darin stellte er fest, dass niemand den hohen Anforderungen des Publikums an seine TV-Anchor gerecht werden könne. "Sie sollen überall sein, unglaublich berühmt, die ganze Welt bereisend, vergnügt, bodenständig und vor allem vertrauenswürdig. Diese Job-Beschreibung kann niemand erfüllen", schrieb Carr.

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