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Medien: Medienrepublik (124)

Matthias Kalle über Emmanuelle Béart und die traurige Welt der Männermagazine In dem großartigen französischen Film „Ein Herz im Winter“ trifft Emmanuelle Béart auf Daniel Auteuil – sie spielt die Geige wie sonst niemand, er baut dieses Musikinstrument wie kein Zweiter auseinander und wieder zusammen, auch für sie, danach klingt die Geige schöner als zuvor. Und wie das in französischen Filmen so ist, sitzen die beiden im Café, sie spielt ihm etwas vor, er schraubt ein bisschen rum, geredet wird wenig, und wenn, dann Dramatisches.

Matthias Kalle über Emmanuelle Béart und die traurige Welt der Männermagazine

In dem großartigen französischen Film „Ein Herz im Winter“ trifft Emmanuelle Béart auf Daniel Auteuil – sie spielt die Geige wie sonst niemand, er baut dieses Musikinstrument wie kein Zweiter auseinander und wieder zusammen, auch für sie, danach klingt die Geige schöner als zuvor. Und wie das in französischen Filmen so ist, sitzen die beiden im Café, sie spielt ihm etwas vor, er schraubt ein bisschen rum, geredet wird wenig, und wenn, dann Dramatisches. Am Ende sagt die Béart zu Auteuil: „Ich begehre Sie“, er antwortet: „Ich liebe Sie nicht.“ Diese Franzosen: klar, knapp, präzise. Was hätte aber ein deutscher Mann geantwortet, den eine Frau wie Emmanuelle Béart derart offen zur Zweisamkeit auffordert? Wahrscheinlich würde er weinen oder schreien und dann würde er weglaufen, vielleicht zu einem Kiosk, und da würde er sich eine Fachzeitschrift kaufen, die ihm den Weg weisen will. Von denen, den so genannten „Männermagazinen“ gibt es ja heutzutage allerhand, und sie alle wollen eines: dem Mann an sich zu einem besseren, schöneren Leben verhelfen, in dem Geld, Stil und Sex machbar sind.

Keines der Männermagazine schafft das, die Kollegen von „GQ“ immerhin kriegen jeden Monat ein Heft hin, das unterhält, das schafft nicht einmal mehr der „Playboy“, der einmal aufregend war und gute Autoren hatte. In der aktuellen Ausgabe werden nackte Studentinnen präsentiert. Das wird UniElite genannt, aber die Fotos unterstützen die Forderung nach Hochschulen, an denen die Geschlechter getrennt studieren sollten. Ganz was Neues auf dem Gebiet will „Matador“ sein, Werbezeile: „Männer wollen’s wissen.“ Ja, tatsächlich – mit einem Apostroph. Was Männer alles wissen wollen, wusste man ja als Mann so auch noch nicht: dass in Dubai für eine Milliarde das höchste Gebäude der Welt entstehen soll; dass es kein angenehmes Gefühl ist, wenn einen der Blitz trifft. Donnerwetter. Und scheinbar wollen Männer immer noch wissen, wie eine Frau ohne was an aussieht, deshalb haben sich in „Matador“ fünf Damen ausgezogen, auch die „Bachelor-Siegerin Juliane Ziegler“ – wer erinnert sich nicht mit Freude an sie und diese Sendung?

Was also hätte nun ein deutscher Mann, voll mit diesem Wissen, Emmanuelle Béart geantwortet? Wahrscheinlich gar nichts. Wahrscheinlich wäre die Béart gar nicht dazu gekommen, etwas zu sagen, weil der Mann sie die ganze Zeit vollgequatscht hätte – mit dummem Zeug über Hochhäuser, Formel 1, Flugzeuge und Uhren. Daniel Auteuil, man ahnt es, ließt heimlich Frauenzeitschriften.

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