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Medien: Medienschelte nach Durchsuchung von „Cicero“

Nach der Durchsuchung der Redaktionsräume des Magazins „Cicero“ in Potsdam und der Wohnung des Journalisten Bruno Schirra in Berlin am vergangenen Montag wirft die ermittelnde Staatsanwaltschaft Potsdam jetzt den Medien vor, die Fahndungserfolge der vergangenen zwei Monate zunichte gemacht zu haben. Durch die Berichterstattung über die Aktion sei nun ein Informant gewarnt, gegen den ermittelt werde, sagte gestern ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bei einem Pressegespräch.

Nach der Durchsuchung der Redaktionsräume des Magazins „Cicero“ in Potsdam und der Wohnung des Journalisten Bruno Schirra in Berlin am vergangenen Montag wirft die ermittelnde Staatsanwaltschaft Potsdam jetzt den Medien vor, die Fahndungserfolge der vergangenen zwei Monate zunichte gemacht zu haben. Durch die Berichterstattung über die Aktion sei nun ein Informant gewarnt, gegen den ermittelt werde, sagte gestern ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bei einem Pressegespräch.

Der Informant soll ein geheimes Dossier des Bundeskriminalamts (BKA) an Schirra weitergegeben haben. Der hatte das Papier in einem Artikel über den jordanischen AlQaida-Terroristenführer Abu Mussab al-Sarkawi in der April-Ausgabe von „Cicero“ zitiert. Daraufhin erstattete das BKA Ende Juli bei der Staatsanwaltschaft Potsdam Anzeige gegen Schirra und „Cicero“-Chefredakteur Wolfram Weimer sowie die Person, die das Dokument weitergegeben haben soll. Das BKA sucht seitdem nach der undichten Stelle und vermutet sie in den eigenen Reihen. Dem Informanten wirft die Staatsanwaltschaft Geheimnisverrat vor, Schirra und Weimer Beihilfe zum Geheimnisverrat.

Oberstaatsanwalt Wolf-Rüdiger Ludwig zufolge haben die Beamten in der Redaktion und in Schirras Wohnung verdächtiges Material gefunden, das derzeit noch ausgewertet werde. Mittlerweile habe sich das Bundesinnenministerium, der oberste Dienstherr des BKA, für eine Strafverfolgung entschieden, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Besorgt reagierte der Deutsche Journalistenverband: Es gebe eine „gewisse Tendenz“ immer häufigerer Durchsuchungen und Telefonüberwachungen, um Quellen und Informanten zu übermitteln, sagte Sprecher Hendrik Zörner. Ob Schirra vor der Durchsuchung abgehört worden sei, wollte die Staatsanwaltschaft nicht kommentieren. Sie verwies auf die geltenden Gesetze, das müsse Antwort genug sein.

„Cicero“-Chef Weimer lehnt die Zusammenarbeit mit den Behörden ab: „Wir schützen unsere Informanten und Autoren, denn Pressefreiheit ist ein großes Gut“, sagte er gestern. Fest steht, dass die Durchsuchung in der Oktober-Ausgabe von „Cicero“ thematisiert werden soll. nidi

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