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Medien: „Mehr Gelassenheit bei Quote“

Sandra Maischberger hat heute ihre 100. ARD-Talkshow

100 Folgen, das klingt gut, aber seit wann sind Sie mit „Menschen bei Maischberger“ wirklich zufrieden?

Sich wie zu Hause zu fühlen, dieses Gefühl stellte sich erst ab Folge 41 ein.

Was war da passiert?

Es war vor allem die Entscheidung, aus einer sehr großen Halle, dem Tränenpalast in Berlin, in einen kleinen, gemütlichen Raum zu gehen, ins Studio nach Köln. Das hat sofort die Gesprächsatmosphäre verändert.

Sie wurden in dieser Phase mit dem schönen Satz zitiert: „Jetzt haben wir alle Fehler, die man so machen kann, gemacht.“ Welches war im Rückblick der größte?

Ich habe in einem Raum, der nicht zu mir passte, mit Themen, die nicht meine waren, und Gästen, die bei anderen besser aufgehoben sind, versucht, eine Sendung zu machen.

Zuletzt stimmten die Einschaltquoten. Ist nun alles gut?

Ja. Wir gehen aber immer wieder das Risiko ein, dass das, was wir uns auf dem Papier so schön überlegen, in der Sendung nicht funktioniert. Wir hatten mit dem schweren Thema Sekten 1,9 Millionen Zuschauer – ohne prominenten Gast. Dafür hat eine Sendung mit vier großen Namen überhaupt nicht funktioniert, weil die Gäste miteinander nicht warm wurden. Das ist der Preis dieser Sendung ist: Wenn sie scheitert, scheitert sie grandios.

Sie beginnen nun dank der Verlegung der „Tagesthemen“ auf 22 Uhr 15 eine Viertelstunde früher: Ist das ein Segen oder ein Fluch?

Ein Segen, vor allem weil wir jetzt mit Kerner gleichzeitig starten. Die Erfahrung zeigt, dass wir dann gleichauf sind oder manchmal sogar mehr Zuschauer haben.

Aber nun sind anderthalb Millionen Zuschauer nur noch 9,9 Prozent Marktanteil. Laut Vertrag müssen Sie aber zehn Prozent erreichen.

Die ARD hat den Vertrag verlängert, in dem im Übrigen keine Zahl steht. Sie ist glücklich darüber, dass die Sendung im vergangenen halben Jahr ab und zu gute Kritiken bekommen hat. Irgendwann kommt es nicht mehr auf die Stelle hinterm Komma an. Ich finde auch, dass die Öffentlich-Rechtlichen eine sehr viel größere Gelassenheit an den Tag legen könnten. Die einzige Frage, die wirklich zählt, lautet: Erreicht man genug Zuschauer, um zu legitimieren, dass man im Massenmedium Fernsehen agiert? Wir haben die Zuschauer, auch wenn es mal 9,9 Prozent sind. Nun sollte man anfangen, kreativ zu arbeiten – und nicht nach Zahlen. Malen nach Zahlen, das machen alle, und dann werden alle Bilder gleich.

Der Vertrag läuft jetzt bis Ende 2006. Was machen Sie 2007?

Schau’n mer mal. Ich denke schon, dass wir die Sendung auch 2007 weitermachen, und wenn’s nach mir geht auch 2008, 2009, 2010 und 2011. Aber das kann Ihnen heute keiner beantworten.

Warum endet Ihre Talksendung bei n-tv im März?

Ich wollte gerne wieder ein Stückchen Freiheit haben. 99 Prozent des wachen Lebens unter der Woche investiere ich für die Arbeit. Das Zweite ist, dass die Show bei n-tv mit das Beste ist, was ich je gemacht habe, und wir damit alles erreicht haben, was wir erreichen konnten. Das ist natürlich auch der Haken. Großartiger wird’s nicht mehr. Diese Sendung ist eine Ikone, die kann man jetzt in die Vitrine stellen, und da werde ich sie bewundern.

Wird es andere Formate bei n-tv geben?

Wir reden darüber.

Sie haben hin und wieder Filme gedreht, Dokumentationen, Porträts.

Ja, ich drehe gerade ein Porträt über Helmut Schmidt, das ich hoffentlich im April fertig habe. Außerdem entwickelt sich unsere Produktionsfirma Vincent Television gut. Unter anderem haben wir gerade „Die Mozartshow“ für die ARD produziert.

Das Gespräch führte Thomas Gehringer.

„Menschen bei Maischberger“: ARD, 22 Uhr 45

Sandra Maischberger, 39, moderiert seit September 2003 die ARD-Talkshow „Menschen bei Maischberger“. Ihre n-tv-Sendung „Maischberger“ lässt sie Ende März auslaufen.

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