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Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt.

© Kai-Uwe Heinrich

"Mekolab"-Podiumsdiskussion: Es hängt nicht am Papier

Wie sieht der Journalismus der Zukunft aus? Darüber diskutierten Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt und Jung & Naiv-Reporter Tilo Jung.

„Zeitungen können gar nicht schnell genug sterben“, sagt Tilo Jung, Youtube- und TV-Reporter des Formats „Jung & Naiv“. Er ist eindeutig heilfroh, jung, frei und bald Krautreporter zu sein und nicht zur altgedienten Riege jener Journalisten zu gehören, die „saulangweiliges“ Zeug produzieren und online stellen: So gehört bei der Diskussion „Journalismus 2020“ im Rahmen des diesjährigen „Mekolab“, einer Konferenz zur Weiterbildung junger Medienschaffender. Mit Jung auf dem Podium saßen Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt und Moderatorin Brigitte Baetz (Deutschlandfunk). Kommunikationswissenschaftler Andreas Vogel, der mit seinen Theorien zur „Talfahrt der Tagespresse“ den Abend unterfüttern sollte, ließ sich entschuldigen.

Der Journalismus der Zukunft ist auf den Kunden zugeschnitten

Anstatt Print wie üblich zu Grabe zu tragen, informierte Maroldt darüber, womit eine Tageszeitung in Zukunft Geld verdienen kann. Und muss. Es ist – Überraschung – das Kerngeschäft, nämlich Nachrichten, in dem man „Akzente setzen müsse“, um spezielle Kundenkreise anzusprechen. Maroldt meint damit sowohl Produkte wie die Tagesspiegel-Beilage „Agenda“ als auch Digitalabos und zugeschnittene Newsletter. Denn guter Journalismus sei schon lange nicht mehr an Papier gebunden, diese Einstellung sei überholt.

Jung hält unterdessen so ziemlich alles für rostig und doof, die Zeitungen, den Online-Journalismus dazu, das öffentlich-rechtliche Fernsehen sowieso. Er brüstet sich lieber damit, dass ARD-Nahost-Studioleiter Richard C. Schneider ihn „scheiße findet“, seit Jung als freier Journalist in Israel und Palästina Interviews mit Hamas-Anhängern geführt hat. Dabei habe dort „kein Mensch mehr Lust, mit einem Korrespondenten zu reden“. Überlässt man ihn ausschließlich Jung und anderen jungen Wilden, wird der Journalismus 2020 wohl vor allem eines: selbstgerecht.

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