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Mit Bundesliga-Rechten lassen sich Milliarden machen

© dpa/Uli Deck

Milliardengeschäft mit der Bundesliga: Das Rechtegeschacher bezahlt der Fußballfan

Fußball ist vor allem eins: Ein beinhartes Business mit cleveren Geschäftsleuten. Die Fans wissen das - und ignorieren es gerne. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Wir sind Milliardär. Die Fußball-Bundesliga wird von der Saison 2017/18 an für die Medienrechte knapp 1,16 Milliarden Euro erlösen. Das ist eine Steigerung um immense 85 Prozent, eine neue Dimension, aber trotz Rekordmarke immer noch weit entfernt von der Premier League – die englischen Klubs holen 2,3 Milliarden Euro pro Spielzeit aus dem TV-Markt. Sie könnten weiter die Bundesliga leerkaufen, allerdings sind die Widerstandskräfte mit der neuen Milliardensumme gestärkt worden. Gegen Geld hilft nur Geld, die deutschen Spitzenklubs werden eine neue Chance auf den Gewinn der Champions League haben.

Vor allem deswegen, weil die Deutsche Fußball Liga (DFL) bar jeder „Elf Freunde“-Romantik ihren Geschäftssinn geschärft hat. In jeder Medienecke – Radio, Fernsehen, Internet, Mobil – wurden Rechtepakete wie Mausefallen ausgelegt. Dass die Fernsehsender wie Sky, ARD, ZDF, Sport 1 oder Eurosport zugegriffen haben – logisch; dass das Telekom-Unternehmen Vodafone seine TV-Plattform werthaltiger machen will – erklärbar; dass der Online-Handelsriese Amazon Rechte erworben hat, ist weniger eine Überraschung als der Beleg, dass mit Fußball der Lieferdienst Amazon Prime gepimpt werden soll. Die Verführungsmacht dieses Profisports scheint unbegrenzter denn je zu sein, das attraktivste Medienrecht hat seinen Vermarktungsrahmen gesprengt.

Alle, nur nicht die Profiteure selbst, werden den beschlossenen Milliardendeal teuer bezahlen. Der Pay-TV-Abonnent wird seine Live-Sucht mit höheren Gebühren für Sky und den neuen Anbieter Eurosport finanzieren, die Kunden des neuen Liga-Mitspielers Amazon werden indirekt zur Kasse gebeten, die Ablösesumme von rund 38 Millionen Euro für Mats Hummels, die der FC Bayern München an Borussia Dortmund überweist, die bezahlt jeder Beitragszahler von ARD und ZDF mit. Die Spur der Scheine ist zuweilen verwischt und doch führt sie immer direkt in die Klubkassen.

Pro Saison erhält die Bundesliga künftig im Schnitt 1,6 Milliarden Euro - ein Rekordwert.
Pro Saison erhält die Bundesliga künftig im Schnitt 1,6 Milliarden Euro - ein Rekordwert.

© Frank Rumpenhorst/dpa

Den cleveren Geschäftsleuten in den Vereinen und in der DFL ist es gelungen, das beinharte Business Bundesliga in den Gefühlskokon aus Leidenschaft, Passion, Entertainment einzuwickeln. Es wird um Geld, wegen Geld und für Geld gespielt. Die Fans wissen das – und ignorieren es gerne. Sie akzeptieren diese Schizophrenie, weil sie wollen, dass ihr Verein im Leistungswettbewerb bestehen kann. Niemals fangen so viele Männer an zu weinen als in dem Moment, da der Lieblingslebenspartner absteigt oder die Champions-League-Qualifikation schafft. Vermählt sich das Irrationale mit dem Rationalen, wird Fußball draus. Das ist der Nährboden für das Milliardengeschäft Profi-Fußball.

Der große italienische Menschenregisseur Pier Paolo Pasolini hat einmal gesagt, es gibt einen Fußball in Prosa und einen als Poesie. Donnerstag war der Fußballtag des Geldes, Freitag ist der Beginn der Fußball-Europameisterschaft. Schafft es der Gewinner mit einem 4:3 nach Verlängerung zum Titel, ist eine Legende fürs Fan-Leben geboren und das viele, viele Geld auf, über und im Turnierrasen vergessen. Denn auch das steckt in der Milliardensumme der Bundesliga-Erlöse: Der Zwang nämlich, die weiter steigenden Millionengehälter für die gut tausend Profis als größtmögliche Gewinnsumme für Millionen Bundesliga-Fans auszuschütten.

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