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Produziert seine Sendung selbst: ARD-Talkstar Günther Jauch. Foto: ARD

© ARD/Marco Grob

Millionen für Moderatoren: Strategisch ausgelagert, sehr gut bezahlt

Am Sonntag musste Günther Jauch sein Gehalt verteidigen und löste damit eine Diskussion über die Bezahlung von TV-Moderatoren aus. Dabei machen Auftritte nur einen Teil ihres Verdienstes aus.

Selber machen oder in Auftrag geben? Die Debatte um die Millionen für Günther Jauch und seine Kollegen wirft ein Schlaglicht auf die Produktionsbedingungen im deutschen Fernsehen. Ob Markus Lanz, Stefan Raab oder Jörg Pilawa - längst stellen öffentlich-rechtliche Sender und Private viele ihrer Quotenbringer (und Flops) nicht mehr selber her. Sie lassen von Firmen produzieren, an denen die Moderatoren häufig selber beteiligt sind oder für die sie arbeiten.

Ob der SPD-Politiker Henning Scherf mit seiner Behauptung recht hat, Jauch verdiene „das Vielfache von dem, was die Bundeskanzlerin verdient“, wie er in der jüngsten ARD-Sonntagsrunde sagte, lässt sich schwer nachvollziehen. Und ob es stimmt, wie die „Bild“-Zeitung schreibt, dass Jauchs Produktionsfirma I&U 10,5 Millionen Euro im Jahr für die Produktion des Talks „Günther Jauch“ bekommt, wollen die Beteiligten nicht kommentieren. Tatsache ist, dass es beim Talk von ARD und ZDF auch um Geld geht, um sehr viel Geld sogar.

Wie etwa für Armaturenbretter in der Autoindustrie, haben auch die Sender weite Teile ihrer Produktion an Fremdfirmen outgesourct. „Die Zusammenarbeit mit privaten Produktionsfirmen bietet der ARD die notwendige programmliche Flexibilität“, begründet Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen, die Strategie der Auslagerung. Nach dem Ende der vereinbarten Laufzeiten könne die ARD dann frei entscheiden, ob sie die Produktionen fortsetzen will. Hinter den Talksendungen stehe ein erheblicher Aufwand an redaktioneller Arbeit, Produktionstechnik und Organisation. „Dies alles vorzuhalten, wäre teurer als eine Auftragsproduktion“, sagt Herres. Dauerhafte Produktionen wie die „Tagesschau“ werden selbst hergestellt.

Im Kampf um Quoten sind berühmte Gesichter so etwas wie Markenprodukte im Supermarkt. Bekanntheit kann den Ausschlag geben, ob der Zuschauer (oder der Kunde) zugreift. Das hat auch die monatelange Hängepartie um die Gottschalk-Nachfolge bei „Wetten, dass..?“ gezeigt. „Es gibt grundsätzlich zwei Modelle der Zusammenarbeit zwischen TV-Sendern und unabhängigen Produktionsfirmen“, sagt Oliver Castendyk, Leiter der Sektion Entertainment bei der Allianz Deutscher Produzenten in Berlin. „Entweder gibt es einen Pauschalvertrag mit der Produktionsfirma, in dem das Gehalt des Moderators enthalten ist, oder beide Seiten schließen zwei getrennte Verträge – einmal für die Produktion und einmal für den Moderator.“ „In der Regel wird aber eine Gesamtsumme für eine bestimmte Anzahl von Sendungen vereinbart, der eine detaillierte Kalkulation zugrunde liegt“, sagt Herres.

Was Jauch tatsächlich bekommt – darüber schweigt sich der Programmchef aus. „Die Währung, mit der bezahlt wird, ist die Aufmerksamkeit“, sagt Oliver Castendyk. Bestimmend für die Berechnung sei Reichweite mal Tausenderkontaktpreis, der Betrag, den Werbetreibende für je 1000 Zuschauer zahlen müssen – bei einem Millionenpublikum dürften schöne Summen zusammenkommen. Auch für die Öffentlich-Rechtlichen sei der Tausenderkontaktpreis eine Richtschnur bei Verhandlungen. „Bei Moderatoren müssen ARD und ZDF nicht unbedingt mehr bezahlen als Private, weil sie neben Geld eine größere Stabilität bieten.“ Mit der Einführung der Haushaltsabgabe ab 2013 bleiben die Einnahmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei rund acht Milliarden Euro jährlich gedeckelt. Der Spielraum für ARD und ZDF dürfte erst mal enger werden. Esteban Engel (dpa)

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