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Medien: Mit Merkel über Fußball reden

Sat-1-Chef Roger Schawinski über seine Polittalk-Pläne

Warum braucht das deutsche Fernsehen noch eine Talkshow am Sonntagabend?

Aber es gibt doch nur eine: „Christiansen“. Und sie bedient eher die Zuschauer von ARD und ZDF. Wir zielen auf diejenigen, die auf RTL, Pro 7 oder Sat 1 bis 22 Uhr 15 oder 22 Uhr 30 einen Spielfilm oder eine Show zu Ende gesehen haben und anschließend noch einen aktuellen Talk sehen wollen.

Der SPD-Chef Franz Müntefering sagte kürzlich, dass das Genre der politischen Talkshow im Abschwung ist.

Ich glaube, dass die monothematischen Sendungen mit vielen Gästen, die vorbereitete Statements abgeben, etwas an Reiz verloren haben. Wir wollen die vier wichtigsten Themen der Woche behandeln: Wenn mich ein Thema nicht so packt, kommt in einigen Minuten ein anderes.

Wechseln Sie die Gäste aus?

Nein, die Runde bleibt sitzen. Wenn zum Beispiel Angela Merkel in der Sendung wäre, würden wir vielleicht zuerst über die Wahl in Schleswig-Holstein sprechen, dann über Terri Schiavo oder über die deutschen Fußball-Hooligans. Auch für Politiker ist das interessant, denn sie können sich so auf eine andere Art profilieren. Neben Frau Merkel säße, sagen wir, Hugo Egon Balder, der intelligent und gesellschaftspolitisch interessiert ist. Zu den einzelnen Themen entstehen immer neue Allianzen. Der Zuschauer kann sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite schlagen. Das ist nicht das passive Fernsehen, bei dem die Gäste untereinander reden, und man sich als Zuschauer völlig ausgeschlossen fühlt.

Wer wird Moderator? Ihr Nachrichtenmoderator Thomas Kausch fällt einem da ein.

Tendenziell bin ich der Meinung, dass es problematisch wäre, wenn einer gleichzeitig Anchor und Talkshow-Moderator ist. Der Anchor ist eher neutral, und der Moderator der Talkshow wird seine Haltung auch deutlich einbringen. Es ist nirgends auf der Welt üblich, beides zu tun.

Suchen Sie eine Frau oder einen Mann?

Das ist die unwichtigste Frage. Wir führen Gespräche. Mehr kann ich nicht sagen.

Ihr früherer Mitarbeiter Harald Schmidt hat Ihrem Sender das Etikett Unterschichtenfernsehen angeklebt, ist die Talkshow…

…er hat sich auch als Mediennutte bezeichnet, was soll ich dazu sagen?

Aber Schmidts Etikett klebt mittlerweile auf allen Privatsendern. Selbst die Werbekunden haben schon höheres Niveau im Programm eingefordert. Ist Ihre Talkshow eine Reaktion darauf?

Nein, da haben wir keinen Nachholbedarf. Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch: in der Fiktion, der Unterhaltung und inzwischen auch in der Information.

Im September soll Ihr Talk beginnen.

Ja, ein idealer Termin: Im nächsten Jahr wird es mit der Bundestagswahl und der Fußball-WM viel zu bereden geben.

Das Interview führte Barbara Nolte .

Roger Schawinski , 59, ist Geschäftsführer von Sat 1. Für September hat er eine neue Polittalkshow am Sonntagabend angekündigt.

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