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Ihr Held. Bruce Springsteen kann mit den Menschen, wie ein neuer Film zeigt.

© dpa

Musikdokumentation: O Springsteen! My Springsteen!

In Ridley Scotts Musikdoku auf Arte wird dem Working Class Heroe ein Denkmal gesetzt. Sie ist ausschließlich aus Fanmaterial zusammengestellt worden.

Von Oliver Bilger

Bruce Springsteen, der Working Class Heroe, Springsteen, das Sexsymbol, Springsteen, der Retter, der Mutmacher, der Country-Schnulzer. Ob das noch Poesie ist oder fürchterlicher Kommerz? Ist egal, in Ridley Scotts Dokumentation „Springsteen and I“ geht’s nicht um Springsteen, dieses Schwergewicht der Musikindustrie, nicht um sein musikalisches Talent und nicht darum, was seine Musik will. Stattdessen kommen seine vielfach besonders treu ergebenen Fans zu Wort. Da erzählt Kitty, die Truckerin, dass Springsteen ihr das Gefühlt vermittelt habe, ihre einfache Arbeit sei es wert, verrichtet zu werden. Während sie mit ihrem 44-Tonnen-Ungeheuer durch die Wüste von Arizona braust, hört sie Springsteens Album „Nebraska“. Und fühlt: Er ist wie ich, „we are the backbones of America“. Auf seiner letzten Tour machte Springsteen 50 Millionen Dollar Umsatz.

Ein Mann aus Philadelphia berichtet von seinem großen Traum, als Elvis Presley verkleidet mit Springsteen auf der Bühne zu stehen. Mit einem Pappschild, auf dem steht „Can the king sing with the boss?“ klappt es dann auf einem Konzert in Philadelphia, und Elvis rockt mit seinem Boss zu „All shook up“. Es scheint eine Spezialität Springsteens zu sein, seine Fans auf die Bühne zu holen. Da stehen sie dann, wissen nicht, wie ihnen geschieht, werden hysterisch, weinen oder kriegen einen Lachanfall. Nachher werden die Fans sagen, es sei der „most defining moment“ in ihrem Leben gewesen, mit ihrem Idol auf der Bühne zu stehen.

Ungewaschen an der Wand

„Springsteen and I“ soll ausschließlich aus Fanmaterial zusammengestellt worden sein. Die Dokumentation wurde am 22. Juli 2013 in 50 Ländern für nur einen Tag im Kino gezeigt. Der Produzent Ridley Scott, bekannt für Kinoepen wie „Königreich der Himmel“, „Hannibal“ oder „Gladiator“, und Baillie Walsh als Regisseur mussten also nur noch zusammenschneiden, was ihnen geliefert wurde. Zusammengenommen wirkt das wie das Zimmer eines fanatischen Springsteen-Fans. Einer, der alles sammelt, was es zu Springsteen gibt. Das T-Shirt, in dem man Springsteen umarmt hat, hängt ungewaschen und laminiert an der Wand. Der einjährige Sohn sagt „Daddy“, wenn er Springsteens Foto sieht, Mummy hat es ihm so lange vor die Nase gehalten, bis er denkt, dieser muskelbepackte Mann in Jeansjacke und Schweißstirnband sei wirklich sein Vater. „Springsteen & I“, dieses für Nichtfans arg die Schmerzgrenze strapazierende Heldenepos haben seine Fans allein zusammengestellt.

„Springsteen & I“, Arte, Samstag, 22 Uhr 35

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