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Medien: Mut zum kreativen Scheitern

„Gute Komiker sind naturbekloppt“, sagt Cordula Stratmann – zweifellos aus persönlicher Erfahrung. Wie wäre es also, wenn man der Natur freien Lauf lässt?

„Gute Komiker sind naturbekloppt“, sagt Cordula Stratmann – zweifellos aus persönlicher Erfahrung. Wie wäre es also, wenn man der Natur freien Lauf lässt? Die Komiker nicht an die Drehbuch-Kette legt und mit von Autoren erarbeiteten Pointen rundum versorgt? Improvisationstheater hat auf Kleinkunstbühnen Tradition, das Fernsehen dagegen scheut in seinen Comedy-Formaten den spontanen Witz, weil es das spontane Umschalten so sehr fürchtet. Für die Ausnahmen von der Regel hat bisher Olli Dittrich gesorgt: als Hamburger Imbiss-Philosoph im Bademantel („Dittsche“im WDR) und gemeinsam mit Anke Engelke in „Blind Date“ (ZDF).

Nun kommt eine weitere Ausnahme hinzu: In der „Schillerstraße“ müssen die Comedians keinem Drehbuch, sondern den knappen Anweisungen von Spielleiter Georg Uecker folgen. „Rede wie ein Büttenredner“, „Sprich nur noch rückwärts“ oder „Du begehrst den Barhocker“ sind einige der Kommandos, mit denen „Lindenstraßen“-Schauspieler Uecker seine Kollegen und die Handlung vorantreibt. „Man bekommt da große Machtgelüste“, sagt Uecker, der die Darsteller über einen Knopf im Ohr erreicht, während das Publikum mittels Einblendungen informiert wird.

Nur die Ausgangssituation ist abgesprochen: Schauplatz ist eine im TV-Studio in Hürth eingerichtete Wohnung von Cordula Stratmann, die regelmäßig drei Freunde und einen Überraschungsgast zu Besuch hat und vor diverse Probleme gestellt wird. Zum Auftakt sollen ihr Martin Schneider, Annette Frier und Michael Kessler über die Trennung von ihrem fiktiven Ex-Freund hinweghelfen. In der zweiten Folge wird das Quartett Stratmann, Schneider, Wigald Boning und Ralf Schmitz zum „Babysitter wider Willen“.

Eine in Deutschland erfundene Unterhaltungssendung, das gibt es nicht allzu oft, und allein deshalb möchte man applaudieren: Denn Sat 1 vertraut einem Format, das nicht bereits in Holland, den USA oder Großbritannien Quoten-Erfolge vorzuweisen hat. Und von dem nicht garantiert ist, ob sich der Reiz des Improvisationstheaters auch am Fernsehschirm vermittelt.

„Schillerstraße“, Sat1, 22 Uhr 15

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