zum Hauptinhalt
Das Gebäude der „New York Times“

© AFP/Angela Weiss

Nach Beitrag von Trump-Unterstützer: Meinungschef der „New York Times“ kündigt fristlos

In einem Gastbeitrag forderte ein US-Senator in der „New York Times“ den Einsatz von Militär gegen Protestler. Das hat Konsequenzen bei der Zeitung.

Der einflussreiche Chef der Meinungsseite der „New York Times“, James Bennet, hat nach einem sehr umstrittenen Gastkommentar mit sofortiger Wirkung gekündigt. Die Forderung eines republikanischen Senators nach dem Einsatz des Militärs bei den Protesten in den USA hatte innerhalb der Zeitung zu einer Revolte geführt und das Blatt in Erklärungsnot gebracht.

Der Verleger der „New York Times“, A.G. Sulzberger, erklärte am Sonntag, die Zeitung sei Bennet für seine Leistung seit Mai 2016 „dankbar“. Nun werde die Journalistin Katie Kingsbury die Meinungsseite kommissarisch führen.

Sulzberger ging auf die Kontroverse um den Beitrag des Republikaners Tom Cotton nicht explizit ein. In einer Mitteilung an die Belegschaft bedauerte er nach Angaben der Zeitung jedoch, dass es in der vergangenen Woche eine „bedeutsame Panne“ in den internen Arbeitsabläufen der Redaktion gegeben habe.

[Mit dem Newsletter „Twenty/Twenty“ begleiten unsere US-Experten Sie jeden Donnerstag auf dem Weg zur Präsidentschaftswahl. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung: tagesspiegel.de/twentytwenty.]

Die Zeitung hatte am Donnerstag bereits mitgeteilt, der Gastbeitrag von Cotton mit der Überschrift „Schickt die Truppen rein“ („Send In The Troops“) entspreche nicht den Standards der Zeitung. Ein „überstürzter redaktioneller Prozess“ habe zur Veröffentlichung des Meinungsbeitrags geführt.

Die Zeitung berichtete zudem, dass Bennet den Beitrag nicht vor der Veröffentlichung gelesen hatte. Cotton hatte unter anderem geschrieben: „Vor allem eines wird die Ordnung auf unseren Straßen wieder herstellen: eine überwältigende Machtdemonstration, um Gesetzesbrecher zu vertreiben, festzunehmen und schließlich abzuschrecken.“ Mit dem Einsatz der Streitkräfte gegen Gewalttäter bei den Protesten hatte auch Präsident Donald Trump gedroht.

Seit fast zwei Wochen kommt es in vielen US-Städten zu Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Auslöser war der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota am 25. Mai. Die Proteste arteten anfangs zum Teil in Ausschreitungen und Plünderungen aus. (dpa, AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false