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Alice Hasters, freie Journalistin und Autorin, aufgenommen im Rahmen der Rechtsextremismus Konferenz.

© Janine Schmitz/imago images/photothek

Rassismusvorwurf: RBB-Intendantin entschuldigt sich bei Alice Hasters - und verteidigt Dieter Nuhr

Der Kabarettist Dieter Nuhr warf der Autorin Alice Hasters Rassismus vor. Nun entschuldigt sich die RBB-Intendantin, verweist aber auch auf die Kunstfreiheit.

Die Intendantin des RBB, Patricia Schlesinger, hat sich bei den Initiator*innen eines Protestbriefes für Teile einer Sendung von Dieter Nuhr in der vergangenen Woche entschuldigt. Das geht aus einem Schreiben hervor, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Zahlreiche Unterzeichner*innen hatten sich zuvor einem offenen Brief des Kollektivs „Black Womxn Matter“ angeschlossen, das dem Kabarettisten Dieter Nuhr vorwirft, strukturellen Rassismus zu verharmlosen. Aufhänger war ein Auftritt Nuhrs in seiner ARD-Sendung in der vergangenen Woche.

Darin hatte er sich über den Titel des Buches „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ der Schwarzen Autorin Alice Hasters entrüstet gezeigt. Dieser sei „reißerisch“ und „rassistisch“, weil er weißen Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe Rassismus unterstelle. Gelesen hatte er das Buch aber nicht. Zudem behauptete er fälschlicherweise, das Werk sei ein "Riesenrenner" in den USA gewesen. Dort ist es aber nie erschienen.

"Rassismus hat im RBB unter meiner Führung keinen Platz"

Schlesinger betont nun, der sachliche Fehler von Dieter Nuhr hätte nicht passieren dürfen. "Unsere Entschuldigung dafür richtet sich zuerst an Alice Hasters." Das gelte auch für die Frage, ob über ein Buch gesprochen werden sollte, das nicht gelesen wurde: "Nein, das sollte es nicht, darüber ist sich der RBB inzwischen auch mit Dieter Nuhr einig."

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Zugleich betonte Schlesinger aber, dass man Dieter Nuhr schätze, weil er "an Grenzen geht". Was er zum Titel des Buches in seiner Show gesagt habe, sei in ihren Augen von der Kunstfreiheit gedeckt. Man werde aber ein Austausch- und Präsentationsformat entwickeln, um gemeinsam mit den Initiator*innen des Protestbriefes darüber nachzudenken, wo man unter der Überschrift "Satire" genauer hinschauen müsse: "Rassismus hat im RBB unter meiner Führung keinen Platz".

Der Kabarettist und Comedian Dieter Nuhr.
Der Kabarettist und Comedian Dieter Nuhr.

© Marcel Kusch/dpa

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Den offenen Brief hatten die Schauspielerinnen Annabelle Mandeng und Dennenesch Zoudé sowie die Journalistin Anna-Rebekka Helmy verfasst. Unter den Unterzeichnerinnen sind die Sängerin Joy Denalane, die Autorin und Moderatorin Mo Asumang sowie die „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“.

"Fehlinformationen zur besten Sendezeit"

Im Brief war von "Fehlinformationen zur besten Sendezeit" die Rede. Unter dem Vorzeichen vermeintlicher Meinungspluralität seien von Nuhr sexistische und rassistische Gedanken verbreitet worden, die die Schwarze Community und Menschen anderer Hautfarbe in Deutschland beleidigt hätten.

Die Schauspielerin Thelma Buabeng.
Die Schauspielerin Thelma Buabeng.

© Kai-Uwe Heinrich

Im Gespräch mit dem Tagesspiegel berichtet die Schauspielerin Thelma Buabeng, dass sich das Kollektiv „Black Womxn Matter“ in Deutschland nach der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis gegründet habe. Mittlerweile seien darin über 300 Schwarze Frauen* vernetzt, um dem Alltagsrassismus in Deutschland etwas entgegenzusetzen.

Der Auftritt von Dieter Nuhr ist in Buabengs Augen „eine Unverschämtheit“: "Es ist empörend, dass mit Rundfunkgebühren solche Inhalte produziert werden". Zudem verwies sie darauf, dass im Laufe dieses Jahres zahlreiche Talkshows im Öffentlich-Rechtlichen zum Thema Rassismus ohne Betroffene ausgestrahlt worden waren.

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