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Der Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Donsbach ist gestorben

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Update

Nachruf auf den Kommunikationswissenschaftler: Wolfgang Donsbach überraschend gestorben

Kommunikation als Beruf und Berufung: Der Wissenschaftler Wolfgang Donsbach ist tot. Ein Nachruf

Wolfgang Donsbach hat sich nicht im Elfenbeinturm seiner Profession versteckt. Der Wissenschaftler saß bei „Günther Jauch“, als die Pegida-Bewegung in Dresden auf ihrem Höhepunkt war, er arbeitete als Journalist mit eigener Interview-Sendung im Dresden Fernsehen, er war ein wieder und wieder gefragter Experte auch für diese Zeitung, wenn es um die Leistung der Medien ging.

Donsbach war eine Institution geworden, über die Arbeitsspanne, in der er als Gründungsdirektor von 1993 das Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden beharrlich erweitert und fast zwei Jahrzehnte lang geleitet hat. Wolfgang Donsbach, 1949 in Bad Kreuznach geboren, galt neben Hans Mathias Kepplinger als bedeutendster Schüler der Demoskopie-Pionierin Elisabeth Noelle-Neumann; bei ihr hatte Donsbach in Mainz Kommunikationswissenschaft studiert – aber nicht nur: auch Politikwissenschaft, Ethnologie und Soziologie gehörten dazu. Der weite Fächer der Studien und Interessen bildete sich später in Donsbachs Forschungsschwerpunkten – Journalismus, öffentliche Meinung, politische Kommunikation, Rezeptionsforschung – ab. Er war, nur unter anderem, Präsident der World Association for Public Opinion Research, er gab die „International Encyclopedia of Communication“ heraus. Als Professor arbeitete und dachte er interdisziplinär.

Ein engagierter Bürger Dresdens

Was Wolfgang Donsbach als Mitglied der globalen Wissenschaftsgilde erforschte und erlebte, das wollte er auch als Bürger zeigen: Öffentlich agierte er gegen rechtsradikales Gedankengut, er verteidigte die Medien gegen die Verleumdung als „Lügenpresse“ (ohne deren Versäumnisse zu negieren), er war Repräsentant einer auf Internationalität ausgerichteten Willkommenskultur in Dresden.

Am Sonntag ist Wolfgang Donsbach an den Folgen eines Herzinfarkts mit 65 Jahren gestorben.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) zeigte sich vom plötzlichen Tod des Wissenschaftlers „tief betroffen“. Zugleich würdigte er Donsbach als „exzellenten Wissenschaftler von internationalem Ruf, als besonnenen Berater und vor allem als Mensch“. Seine Arbeit habe dazu beigetragen, „den guten Ruf der TU Dresden zu mehren“. Tillich fügte hinzu: „Seine wissenschaftliche Strahlkraft und Expertise werden wir schmerzlich vermissen.“ Auch Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) zeigte sich „erschüttert und bestürzt“. Mit ihm verliere Sachsen einen international anerkannten Kommunikationswissenschaftler. Donsbach werde „als Mensch und meinungsstarker Zeitgenosse sehr fehlen“, sagte Stange. Immer wieder habe er sich in die Debatten über die Willkommenskultur und die Rolle der Medien eingemischt.

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