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Der neue Streamingdienst.

© dpa

Netflix: Ist das jetzt die TV-Revolution?

Vier Personen, vier Geräte, aber nur ein Account - auf diese Weise will der Videodienst Netflix zehn Millionen Haushalte in Deutschland erreichen. An frischeren Serien wird noch gearbeitet.

Gefühlt haben wir ihn ja schon seit Wochen auf dem Bildschirm, auf dem Laptop, dem iPad oder dem internettauglichen Fernsehgerät – seit Dienstag gibt es ihn wirklich, den neuen Filme- und Serienanbieter auf dem deutschen Markt. Mit einem Wort: Netflix. Um Mitternacht wurde der Ableger des US-amerikanischen Streamingdienstes online gestellt, am Dienstagvormittag den Journalisten präsentiert. Und? Der erste Eindruck? Nun ja. Bei allen tollen neuen Serien, die jederzeit und überall für ein paar Euro im Monat abgerufen werden können, von denen manche noch nirgends zu sehen waren: Wenn nicht alles täuscht, wird das gute alte lineare Fernsehen nach Maxdome, Watchever oder Amazon Prime Video auch den Markteintritt dieses Video-On-Demand-Dienstes überstehen.

Aber das soll er vielleicht auch. Der Reihe nach. Der zum Start diverser europäischer Dependenzen eingeflogene Netflix-Chef und Gründer Reed Hastings weiß um den Rummel, der um diese Art neues Fernsehen gemacht wird. Das 1997 als DVD-Verleih gegründete Netflix hat rund 50 Millionen Kunden in rund 40 Auslandsmärkten. Hastings präsentierte den Journalisten zur Eröffnung in Berlin gleich mal einen kräftigen Vorsatz: Ein Drittel aller 30 Millionen TV-Haushalte in Deutschland möchte Netflix innerhalb der nächsten fünf Jahre erreichen. Und das in einem Markt, der mit seinen vielen frei empfangbaren TV-Sendern als gesättigt oder doch zumindest recht träge gilt.

Netflix bietet einen Videostreaming-Dienst an, bei dem Filme und Serien für eine monatliche Abo-Gebühr zwischen acht und zwölf Euro – je nach Bildqualität – direkt aus dem Internet abgespielt werden, sowohl im Original als auch in deutscher Synchronfassung. Und das möglichst exklusiv, in den kommenden zwei Jahren sogar mit der Produktion einer eigenen deutschen Serie, verspricht Hastings. In Übersee gab es das schon. „Orange is the New Black“ über das Schicksal einer New Yorker Managerin in einem US-Frauengefängnis ist einer der Höhepunkte im Online-Regal. Außerdem zeigt Netflix Serien-Premieren wie „Fargo“.

"Mad Men" erinnert Hastings an seinen Vater

Ansonsten sind zum Start auffällig viele Serien und Filme im Programm, die es auch bei anderen Anbietern zu sehen gibt, zum Beispiel die ersten drei Staffeln von „The Walking Dead“ oder bekannte deutsche Serien, „Mord mit Aussicht“, „Stromberg“, „Der Tatortreiniger“. Die Netflix-Serie „House of Cards“ mit Kevin Spacey als skrupellosem Präsidenten ist auch dabei, obwohl sie beim Pay-TV-Sender Sky sowie bei ProSiebenSat1 lief. Nicht aber „Mad Men“, Hastings’ Lieblingsserie, die erinnere ihn doch sehr stark an seinen Vater.

Es bleibt das Problem mit den Lizenzen der verschiedenen VoD-Anbieter. Den einen VoD-Dienst gibt es nicht. So gut „Inception“ mit Leonardo DiCaprio auch ist, die Kinofilme bei Netflix sind, wie bei der Konkurrenz, zumeist Jahre alt. Es sei eine Frage des Geldes, die Rechte für neue Inhalte zu erwerben, sagte Hastings. Mit mehr Kunden könne Netflix mehr bieten. Außerdem erweitere Netflix das Programm auf Basis der Datenauswertung: „Wir lernen daraus, was die Menschen gerne sehen, und fügen entsprechend Inhalte hinzu.“

Das funktioniert nach dem Motto: Sage mir, was du magst, und wir sagen dir, was dir gefallen könnte. Der Fan von „Breaking Bad“, „The Walking Dead“ und „House of Cards“ bekommt gleich mal „Orange is the New Black“ oder „Penny Dreadful“ empfohlen, zwei Netflix-Eigenproduktionen.

Netflix setzt dabei auf eine gestaffelte Preisstruktur. Für 7,99 Euro im Monat kann der Dienst auf einem Gerät in Standardauflösung genutzt werden. Für 8,99 Euro bekommt man Zugriff von zwei Geräten gleichzeitig sowie Inhalte in HD-Auflösung. In der teuersten Variante für 11,99 Euro kann der Dienst von vier Geräten abgerufen werden, in der aktuell besten Bildqualität Ultra-HD, die in Deutschland nicht sehr verbreitet ist. Die Idealvorstellung ist dabei der Haushalt mit vier Personen, von denen jede in jedem Zimmer des Hauses auf Fernseher, Laptop, iPad oder Spielekonsole Zugang zu Netflix hat, möglichst noch auf dem Heimtrainer, im Visier des Läufers: das iPad-Mini. Es gibt eine monatliche Kündigungsfrist, zum Start einen Probemonat gratis.

Ob der Serien- und Filmsüchtige hierzulande da überall mitgeht? Klassisches lineares Fernsehen sei im Grunde der größte Konkurrent für Netflix, sagt Hastings. Über acht Milliarden Euro jährlich bekommen ARD und ZDF für ihr Programm. Da staunt der Amerikaner. Viel deutsches Fernsehen habe er noch nicht geschaut. „Der Film ,Fack ju Göhte‘ hat mir sehr gut gefallen.“ Den gibt es schon mal nicht bei Netflix.

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