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Als staatlich ausgebildete Mörderin ist Kleo (Jella Haase) zugleich eine Koryphäe im Täuschen und Tarnen.

© Netflix

Netflix-Serie „Kleo“: Die Stasi-Killerin mit dem Kindergesicht

Für „Fack ju Göhte“ erhielt Jella Haase mehrere Preise. In der Agentenserie „Kleo“ unterstreicht sie ihre Wandlungsfähigkeit. Eine Reise in die Wendejahre.

Kleo Straub führt in der DDR des Jahres 1987 ein fast normales Leben, einmal davon abgesehen, dass sie ihre Eltern früh verloren hat. Dafür kümmert sich Opa Otto liebevoll um die inzwischen junge Frau. Kleo (Jella Haase) hat auch einen Freund (Vladimir Burlakov), den sie liebt und von dem sie ein Kind erwartet. Und sie geht einer mehr oder minder geregelten Arbeit für ihren sozialistischen Staat nach: als Auftragsmörderin für die Staatssicherheit. Denn ganz so normal ist ihr Leben eben doch nicht.

Weibliche Killer hat es im Film schon viele gegeben, nicht nur in der neuen Netflix-Serie „Kleo“, die am Freitag startet. Im Netflix-Film „Ava“ spielte Jessica Chastain die weibliche Hauptrolle, Angelina Jolie tötete gegen Geld in „Mr. and Mrs. Smith“ und „Salt“, nicht zu vergessen Mathilda (Natalie Portman) in Luc Bessons „Léon – der Profi“. Von Besson stammt auch „Nikita“ mit Anne Parillaud. Und da ist natürlich noch Uma Thurman als Beatrix Kiddo in Quentin Tarantinos „Kill Bill“.

Hinter der achtteiligen Netflix-Serie „Kleo“ steht das Autorentrio Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad, auch bekannt unter der Abkürzung HaRiBo. Ihr bislang größter Erfolg ist die Serie „4 Blocks“ mit Kida Khodr Ramadan als Anführer eines arabisch-libanesischen Gangsterclans in Neukölln. Aber auch „You Are Wanted“ von und mit Matthias Schweighöfer geht auf ihr Konto. An „Kleo“ hat zudem Elena Senft als Autorin mitgewirkt, Regie führten Viviane Andereggen und Jano Ben Chaabane.

Zurück zu Kleos Leben: Ihr liebevoller Opa ist Generalmajor in der Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit, ihr Freund Andi ist zugleich ihr Führungsoffizier und Kleo gehört zur „Arbeitsgruppe des Ministers für Sonderfragen“, womit nichts anderes als Liquidationen von angeblichen Staatsfeinden gemeint sind.

[„Kleo“, Netflix, acht Folgen, ab Freitag]

Kleos letzter Auftrag führte die Agentin durch einen Tunnel unter der Mauer nach West-Berlin ins Big Eden. Dort schaltet sie ihr Opfer mit vergiftetem Koks aus. Dumm nur, dass sich ein Discobesucher an sie erinnert. Sven Petzold (Dimitrij Schaad), ein unterforderter Kripo-Ermittler aus der Betrugsabteilung, kann sie gut genug beschreiben, um ein Phantombild anzufertigen. Damit nimmt das Drama seinen Lauf.

Im Gegensatz zu den anderen HaRiBo-Produktionen ist „Kleo“ keine reine Dramaserie, sondern geht streckenweise in Richtung Komödie, ja beinahe Groteske. Gewaltorgien wie in „Kill Bill“ gibt es zwar nicht, aber die Bandbreite an Tötungsmethoden ist beachtlich. Als Killerin mit dem Kindergesicht ist es dabei die mehrfach ausgezeichnete Jella Haase (unter anderem für „Fack ju Göhte“), die dem Ernst des Themas Mord die Schärfe nimmt.

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Die Autoren legen ihrerseits Wert auf die Feststellung, dass sowohl die „Arbeitsgruppe des Ministers“ als auch die verwendete Sprengkleidung keine Produkte ihrer Fantasie sind. Die Anleitung zum Bau von explosiven Klamotten stamme aus den Originalunterlagen für die Stasi-Agentenausbildung, betont Hanno Hackfort im Presseheft.

Im Knast gedemütigt und misshandelt

Zurück zum Drama: Als Kleo von ihrem Job im Big Eden zurückkehrt, winkt nicht etwa der Kampforden „Für Verdienste um Volk und Vaterland“, stattdessen wird sie unter frei erfundenen Anschuldigungen verhaftet, zu lebenslanger Haft verurteilt und weggesperrt. Im Gefängnis wird sie gedemütigt und misshandelt. Fortan sinnt sie nur noch auf Rache. Als sie 1990 als politisch Gefangene amnestiert wird, kann sie diese Pläne in die Tat umsetzen. Stück für Stück arbeitet sie sich dabei in der Hierarchie der Verantwortlichkeiten nach oben.

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Die Parallelen zu Tarantinos „Kill Bill“ sind auch hierbei zu offensichtlich, um ein Zufall zu sein. Im Fall von Kleo entwickelt sich noch ein weiterer roter Faden. Je mehr sie erfährt, von wem und warum sie verraten wurde, desto besser erkennt sie, dass sich dahinter eine Intrige von immensem Ausmaß verbirgt. Und der Schlüssel zu allem ist ein kleiner roter Koffer. Um ihn in die Hände zu bekommen, führt der Weg bis in mallorquinische Fincas und in die chilenische Atacama-Wüste.

„Kleo“ ist dabei zugleich eine Reise zurück in die Wendejahre und die friedliche Koexistenz von ostdeutschem Plattenbau-Charme und der beginnenden Techno-Epoche, inklusive aller Stilsünden wie grellbunter Tapeten, Zweireiher mit Schulterpolstern und wild gemusterter Leggings. Die Requisite konnte sich bei den Verkleidungen von Kleo besonders austoben, schließlich gehört das Täuschen und Tarnen zum Handwerkszeug einer erfolgreichen Killerin.

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