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Glückliche Sieger. Der alte und neue US-Präsident Barack Obama umarmt seine Frau Michelle. Dieses Bild veröffentlichte er auf seinem Twitter-Account.

© pic.twitter.com/bAJE6Vom

Update

Netz- Umschau: "If Obama wins I'm moving to Australia"

Die genauen Analysen stehen noch aus, doch die Twitteruser sind sich einig: "Congrats Obama", "Four More Years", "Team Obama" und "Forward", der offizielle Wahlkampfslogan von Barack Obama, sind weltweite Twittertrends. Eine Twitterumschau zwischen Jubel, Resignation und Eskapismus.

"Jubel vor dem Weißen Haus! Die ersten #Obama-Anhänger strömen auf die Straße! Zu früh?", fragte der ARD Twitter-Account aus Washington um kurz nach fünf Uhr morgens noch. Wenige Minuten später stand die Enscheidung fest. Durch den Sieg im Swing-State Ohio ist der Rückstand für Mitt Romney nicht mehr aufzuholen. Barack Obama bleibt Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika: "This happened because of you. Thank you", twitterte sein Wahlkampfteam. Wenig später setzte der Präsident persönlich nach: "We're all in this together. That's how we campaigned, and that's who we are. Thank you."

Das medial gut gewählten Bild zusammen mit seiner Frau Michell verbunden mit den simplen drei Worte "Four more years" ist bereits jetzt der am häufigsten geteilte Tweet aller Zeiten. Das Netz hat es schon vorher gewusst: Seit dem 30. Oktober lag US-Präsident Barack Obama im Twitter-Index vorn, mit dem der Betreiber des Internet-Dienstes täglich mehrere hunderttausend Tweets zum Wahlkampf analysiert hat. Positive und negative Äußerungen zu den beiden Kandidaten Barack Obama und Mitt Romney wurden dort auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet. „Es scheint so, dass Twitter ein verlässliches Prognose-Instrument für die Präsidentschaftswahl gewesen ist“, sagt die kalifornische Politikwissenschaftlerin Jennifer Ramos der Nachrichtenagentur dpa. Dazu müssten allerdings noch genauere Studien geführt werden. Sofern in Betracht gezogen werde, dass der Internet-Dienst vor allem von jüngeren Bürgern mit relativ hoher Bildung genutzt werde, könnte Twitter durchaus für Wahlvorhersagen in Frage kommen und dabei eine ähnliche Verlässlichkeit wie Meinungsumfragen erreichen.

Die Wahlen in den USA sind das bisher meistdiskutierte politische Ereignis. Der Betreiber zählte am Dienstag mehr als 20 Millionen Äußerungen zum Rennen zwischen Präsident Barack Obama und seinem Herausforderer Mitt Romney sowie den weiteren Abstimmungen. Viele US-Bürger hatte während des Wahltages auf Twitter bereits geäußert das Land verlassen zu wollen. "If Obama wins I'm moving to Australia", war zum Beispiel bei Maddy McKay und Olivia Deale zu lesen. Was für die einen Ausdruck der politischen Zugehörigkeit ist, ist für andere lediglich Ausdruck einer besonderen Wanderlust: "If Obama wins, I'm leaving the country. If Romney wins, I'm leaving the country. This isn't a political tweet, I just want to travel."

In den ersten Stunden nach Schließung der Wahllokale an der Ostküste sitzen die US-Bürger vor den Fernsehgeräten. Romney gewinnt die ersten der 50 US-Staaten für sich, aber noch ist nichts Entscheidendes passiert. Der Weg zu den für einen Sieg erforderlichen 270 Wahlmännerstimmen ist weit. Smartphone, Tablet-Computer oder Notebook dienen als „Second Screen“: Auf dem zweiten Bildschirm werden die im Fernsehen verfolgten Informationen kommentiert, die Anhänger beider Lager sprechen sich Mut zu. Die meisten Tweets bringen entweder Ratlosigkeit oder Hoffnung zum Ausdruck. Obama oder Romney? Stundenlang ist die Antwort unklar, die Spannung steigt.

Mitt Romney möchte sich aber noch nicht geschlagen geben. Auch wenn sein eigenes Wahlkampfteam bereits vor einigen Stunden die Arbeit an sämtlichen sozialen Kanälen eingestellt zu haben scheint. "With your help, we will turn our country around and get America back on the path to prosperity. Please vote today", ist die letzte Aktualisierung auf dem offiziellen Twitterkanal des Präsidentschaftskandidaten. Während die sozialen Kanäle heiß laufen, schreiten auch die Analysen immer weiter voran. In einigen Staaten geben sich Romney und Obama immer noch ein Kopf an Kopf Rennen. "A close second is still a second", zitiert Tagesspiegel-Redakteur Christian Tretbar die CNN in seinem Twitterfeed. Ebenso wie die CNN scheint auch Twitter-User Steven Amiri nicht mehr wirklich an einen Sieg zu glauben. "Romney just won Botswana. - CNN, using Apple Maps for their election coverage", twittert er als humoristische Anspielung auf den Apple Maps Fauxpas vor einigen Wochen.

Das Wahlverfahren in den USA, gerade für Außenstehende etwas unübersichtlich. In unserer Fotostrecke erklären wir die Bedeutung von Swing States und ähnliche Besonderheiten des Wahlverfahrens. Einen - simpleren - Vorschlag bringt der Twitterer Lord_Voldemort7: "Elections would be more fun if people were chosen to run a country by the sorting hat."

Währenddessen laufen die Server heiß. Twitter transportiert um 23.19 Uhr exakt 327 453 Tweets mit Bezug zur Wahl. Obama habe im Wahlkampf wesentlich mehr Erfahrung mit den Internet-Medien bewiesen, sagt Politikwissenschaftlerin Ramos. Künftig würden Politiker aller Parteien ihre Kompetenz im Netz weiter verbessern. Das wird sich wahrscheinlich auch schon im nächsten Jahr zeigen, wenn in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt wird. Der netzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, ist sich sicher: „Ganz klar wird Twitter den kommenden Wahlkampf beeinflussen.“

(mit dpa)

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