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Szene aus "Grid 2".

© Codemasters

Neue Games: Von Abu Dhabi bis Hongkong

Fünf Jahre warteten Rennspielfans auf den Nachfolger von "Grid". Auch der setzt mehr auf unkomplizierten Fahrspaß als auf Simulation. Außerdem im Test: das Rätselspiel "The Swapper".

Die Spielebranche kennt derzeit fast nur ein Thema: das Duell von Playstation 4 und Xbox One. Die nächste Generation der Heimkonsolen wird im diesjährigen Weihnachtsgeschäft erscheinen; vergangene Woche waren bei der Messe E3 in Los Angeles bereits zahlreiche Spiele für "Next Gen" zu sehen. Die hochgezüchtete Technik soll noch mehr grafischen Realismus garantieren - dieses Versprechen gilt nicht zuletzt für Autorennspiele, die in Sekundenbruchteilen aufwändige Kulissen erzeugen. Zwei Exklusivtitel standen bei der E3 im Mittelpunkt: "Drive Club" (PS4) und "Forza 5" (Xbox One) gaben einen Vorgeschmack darauf, was mit der neuen Hardware möglich sein wird.
"Next Gen" mag noch so sehr im Rampenlicht stehen: Dass die aktuelle Konsolengeneration alsbald abdankt, ist sehr unwahrscheinlich. PS3 und Xbox 360 haben gleich mehrere Argumente für sich: Sie sind weit verbreitet, sie sind vergleichsweise günstig und sie bieten eine Menge Spiele, die auf den neuen Konsolen nicht mehr laufen werden. Dazu gehört auch "Grid 2", das kurz vor der E3 erschienen ist. Der Vorgänger (2008) war mehr Arcade-Racer als Simulation und zeichnete sich durch packene Kopf-an-Kopf-Rennen aus. Auch "Grid 2" stellt den kurzweiligen Fahrspaß über fahrerischen Realismus. Doch dieses Mal verschlankt Hersteller Codemasters das Spiel allzu sehr - heraus kommt ein recht mageres Erlebnis.
Das Grundgerüst von "Grid 2" ist durchaus vielversprechend: eine fiktive Wettkampfreihe namens "World Series Racing" (WSR). Ein reicher Investor hat sie aus der Taufe gehoben und will sie zum weltweit führenden Motorsport-Event ausbauen; den Spieler hat er zum ersten Star auserkoren und fördert ihn dementsprechend. Um die Rennserie groß zu machen, tritt der Vorzeigepilot bei Veranstaltungen rund um den Globus an - natürlich zählen dabei vor allem Podestplätze. Zur Auswahl stehen verschiedene Kurse: Mal geht es über kurvige Bergpässe, mal über spezielle Rennstrecken oder innerstädtische Pisten. Die Disziplinen sind vielfältig: Neben klassischen Rennen gibt es auch Zeit-Herausforderungen, Eliminationsrennen und Drift-Wettkämpfe. "Grid 2" besitzt fünf unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, die sich auf Fahrvermögen und Aggressivität der Computergegner auswirken. Die Schadensanfälligkeit der eigenen Fahrzeuge lässt sich ebenfalls einstellen; für die niedrigen Schwierigkeitsstufen gibt es eine Rückspulfunktion.

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Grafisch ist an "Grid 2" kaum etwas auszusetzen. Wie bei dem Codemasters-Titel "Dirt: Showdown" kommt auch hier die Engine Ego 3.0 zum Einsatz: Die Lichtreflexe und Farbfilter wirken vielleicht schon einen Tick zu perfekt. Bei der Gestaltung der Strecken gelingt Codemasters, mit kleinen Details eine dichte Atmosphäre zu erzeugen: Blätter werden durch die Luft gewirbelt, Zuschauer stehen jubelnd am Straßenrand, der Nachthimmel wird von einem Feuerwerk erleuchtet. Leider tauchen Schauplätze wie Abu Dhabi, Okutama oder Hongkong im Verlauf der Solokampagne zu häufig auf: An diesen Orten unterscheiden sich die Kurse nur unwesentlich voneinander und sorgen deshalb für Langeweile. Zwar versucht das Spiel, der Monotonie mit sogenannten LiveRoutes entgegenzuwirken - doch diese per Zufall veränderten Strecken sind zu unberechenbar, um wirklich Spaß zu machen.

Szene aus "Grid 2".
Szene aus "Grid 2".

© Codemasters

"Grid 2" bietet rund 70 lizenzierte Rennwagen - vom Ford Mustang Boss 302 bis zum Pagani Huayra. Allerdings muss man in der Solokampagne teils sehr lange darauf warten, dass Traumautos freigeschaltet werden. Außerdem lassen sich die Boliden nicht zwischen Singleplayer- und Multiplayer-Modus transferieren. Tuning-Möglichkeiten fehlen in "Grid 2" komplett - auch hier hat es Codemasters mit der Verschlankung übertrieben. In den Rennen gibt es weder eine Cockpit-Perspektive noch einen Rückspiegel, weil das angeblich zu wenige Rennspielfans interessiert. Stattdessen inszeniert "Grid 2" den Piloten als Social-Media-Helden, dessen Ruhm mit der Zahl seiner Follower steigt - allerdings nur im Spiel. Auf die Dauer wirkt dieses Web-2.0-Getue arg aufgesetzt und in höchstem Maße entbehrlich. Fazit: "Grid 2" glänzt bei Fahrzeugauswahl, Renn-Action und Detailgrad, vergisst aber im Schlankheitswahn wichtige Grundtugenden.

"Grid 2" für PS3, Xbox 360 (je 60 Euro) und PC (50 Euro). USK-Alterseinstufung: ab 6 Jahren.

The Swapper

Szene aus "The Swapper".
Szene aus "The Swapper".

© Facepalm Games

Die besten Rätselspiele kommen mit einer einfachen Grundidee aus. In "Braid" lassen sich Hindernisse durch Zeitmanipulation überwinden. In "Closure" existiert Materie nur dort, wo Lichtstrahlen hinfallen. Und im nicht weniger vertrackten "Thomas was alone" helfen sich geometrische Figuren gegenseitig durch ein Labyrinth. Hochspannend sind diese Games deshalb, weil sie ihre Grundidee konsequent durchdeklinieren: Die Spieler lernen, ihr Wissen in immer komplexeren Situationen anzuwenden. Ganz nebenbei geht es in diesen Games aber auch um philosophische Fragen, etwa um Schicksalshaftigkeit oder Altruismus. Denkspiele also, die weit über Logikfragen hinausreichen.
"The Swapper" ist ein weiteres Beispiel für herausragendes Rätseldesign. Ein Astronaut erkundet eine verlassene Raumstation und stößt dabei auf allerlei Merkwürdigkeiten. Gleich zu Beginn findet er einen High-Tech-Handschuh, mit dem er Klone seiner Selbst anfertigen kann. Bis zu vier dieser Klone lassen sich per Mausklick erschaffen - sie bewegen sich alle gleich, nur eben räumlich versetzt. Mit dem Swapper-Handschuh kann der Spieler den Geist des Astronauten auch zwischen den Körpern hin- und herschicken. Ziel ist, die vielfältigen Hindernisse und Fallen der Raumstation zu überwinden: Zum Beispiel dadurch, dass man Klone geschickt auf Bodenschaltern platziert. Schon bald stellt sich das seltsame Gefühl ein, nur noch in beliebig austauschbaren Hüllen zu leben - der Grund ist, dass die Doppelgänger unterwegs zu Hunderten sterben und sogar geopfert werden müssen, damit zumindest einer von ihnen den Level-Ausgang erreicht. Die Klone stürzen in Abgründe, werden zerquetscht oder ersticken - da ist es nicht mehr weit bis zur Diskussion um menschliche Ersatzteillager.

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Sind die Rätsel anfangs noch einfach, zieht ihr Niveau im Spielverlauf merklich an. Bestimmte Bedingungen im Raumschiff hemmen die Funktion des Swapper-Handschuhs: So lassen sich in blauem Licht keine Klone erstellen, während rotes Licht die Geistübertragung blockiert. Trial and Error kann in solchen Situationen helfen, noch mehr kommt es aber auf kreative Lösungsstrategien an. Eine Hilfefunktion gibt es in "The Swapper" nicht, erfolgreiche Rätsler werden das Ende nach vier bis fünf Stunden erreichen. Im Mittelteil gibt es einige etwas langatmige Passagen - was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass der Handschuh nicht um neue Funktionen erweitert wird. Die Atmosphäre des Spiels ist einzigartig: Das finnische Entwicklerstudio Facepalm Games hat sämtliche Kulissen aus Materialien wie Metall, Plastik und Ton gebastelt und abfotografiert; grafische Filter lassen das Ganze verblüffend greifbar erscheinen.
"The Swapper" erschafft einen ganz eigenen Kosmos - gerade weil es verschiedene Einflüsse ("Limbo", "P.B. Winterbottom", der Film "The Prestige") miteinander verbindet. Wer anspruchsvolle Rätsel-Unterhaltung schätzt, kommt an diesem Spiel nicht vorbei.
"The Swapper" für PC. Preis: 14 Euro. Keine Alterskennzeichnung.

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