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Hände weg! Verleger Rupert Murdoch.

© dpa

Neue Krise im Medienimperium: Murdoch muss „The Sun“ retten

Fünf Journalisten sind wegen Bestechungsvorwürfen verhaftet worden: Der Skandal um „News of the World“ greift jetzt auf das Boulevardblatt über.

Die Verhaftung von fünf Journalisten der Boulevardzeitung „Sun“ wegen Bestechungsvorwürfen hat das Fundament von Rupert Murdochs britischem Zeitungsimperium in Gefahr gebracht. Der 80-jährige Medienmagnat will nun nach London fliegen, um das Krisenmanagement in die Hand zu nehmen. Der Chef von Murdochs Zeitungsverlag News International, Tom Mockridge, versicherte „Sun“-Redakteuren, Murdoch habe ihm persönlich versprochen, „Besitzer der ,Sun’ zu bleiben und die Zeitung weiter zu veröffentlichen“.

Die britische Zeitungswelt denkt mit Schrecken an die Schockschließung von Murdochs Sonntagszeitung „News of the World“ im Juli 2011, nachdem deren Verwicklung in den Handy-Hacker-Skandal offenbar wurde. Die Frage ist: Wie viel wird Murdochs Entschlossenheit zum Kampf für die „Sun“ nützen? Die Zeitung ist mit einer verkauften Auflage von knapp drei Millionen Exemplaren Britanniens größtes Boulevardblatt.

Die fünf im Rahmen der Polizeioperation „Elveden“ verhafteten Journalisten sind führende Köpfe der Zeitung. Nach Informationen aus „Sun“-Kreisen handelt es sich um den stellvertretenden Chefredakteur Geoff Webster, Chefreporter John Kay, den leitenden Auslandskorrespondenten Nick Parker, Bildchef John Edwards und Reporter John Sturgis. Außer den Journalisten wurden am Samstag ein Polizeiangehöriger und erstmals ein Offizier der Armee verhaftet, dessen ebenfalls festgenommene Frau im Verteidigungsministerium arbeitet. Für die Operation „Elveden“ wurde das Team auf 120 Beamte verdoppelt, um 300 Millionen E-Mails von „Sun“-Journalisten durchzuforsten.

Eine Hexenjagd auf Journalisten?

Wie die Polizei in den Besitz dieser E-Mails kommt, bereitet britischen Journalisten am meisten Sorge und lässt Zweifel an Murdochs Möglichkeiten oder Willen aufkommen, die Zeitung zu retten. Sie wurden von einem unabhängigen „Management and Standards Committee“ (MSC) innerhalb von Murdochs amerikanischer Holding News Corp der Polizei übergeben, offenbar ohne Wissen der „Sun“-Chefredaktion. Das MSC wurde im letzten Sommer ins Leben gerufen, um illegalen Praktiken in Murdochs Medienreich auf die Spur zu kommen.

Die Generalsekretärin der Journalistengewerkschaft NUJ, Michelle Stanistreet, sprach von „einer Hexenjagd auf Journalisten“. Murdoch werfe seine Journalisten den Wölfen zum Fraß vor. Vor Jahren hatte die ehemalige „Sun“-Chefredakteurin Rebekah Brooks vor einem Parlamentsgremium zugegeben, dass die „Sun“ Polizisten für Informationen bezahlt habe. Diese verbreitete journalistische Praxis wurde lange als Gentleman-Delikt behandelt und mit dem öffentlichen Informationsinteresse begründet. Nun sind Journalisten empört, dass der journalistische Schutz von Informanten durch die Weitergabe der E-Mails über Bord geworfen wird. Murdoch muss verhindern, dass die Skandale bei seinen britischen Zeitungen nach dem US-Korruptionsgesetz Folgen für die amerikanische Holding News Corp hat. Analysten glauben, dass ein Verkauf der Zeitung die News Corp Aktie um 20 Prozent steigen lassen würde. Britische Medienexperten fürchten dagegen das Erdbeben, dass die Schließung der „Sun“ bedeuten würde. Ohne die Gewinne des Tabloids wäre Murdoch nicht in der Lage gewesen, die Verluste von „Times“ und „Sunday Times“ in Höhe von rund 210 Millionen Euro im Jahr auszugleichen.

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