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Unter Druck. Udo Reiter, hier mit Katarina Witt, war in 20 Jahren Intendanz selten um ein Wort verlegen. Er hat den MDR zum meistgesehenen dritten Programm gemacht.Foto: ARD

© ARD Degeto/Franziska Krug

Neue MDR-Affäre: Leipziger Schweigen

In der Affäre um den suspendierten Unterhaltungschef Udo Foht gerät auch MDR-Intendant Udo Reiter ins Visier.

So einen Abschied kann sich nach 20 Jahren keiner wünschen. Ende des Jahres räumt Udo Reiter seinen Platz als Chef der ARD-Drei-Länder-Anstalt in Leipzig. Auch wenn dem MDR-Intendanten, dem Programmperlen wie „In aller Freundschaft“, „Super Illu TV“ oder „Brisant“ zu verdanken sind, wohl kein Grimme-Preis mehr zufallen wird – mit sich selbst konnte er weitestgehend im Reinen sein. Diverse Verfehlungen von Mitarbeitern wie Sportsmann Wilfried Mohren, rückten Reiter nicht zu sehr auf den Leib. In der Affäre um den suspendierten MDR-Unterhaltungschef Udo Foht könnten Reiter aber nun richtig unruhige Zeiten ins Haus stehen. Einem Bericht zufolge soll der MDR-Chef schon 2009 davon gewusst haben, dass sich Foht in Zahlungsschwierigkeiten befindet.

In der „Super Illu“ kommen fünf Personen zu Wort, bei denen sich Foht Geld geliehen haben soll. Zwei von ihnen bekamen ihr Geld offenbar erst wieder, als sie sich an den MDR-Intendanten beziehungsweise an die Fernsehdirektion des Senders wandten. So habe ein Berliner Musikmanager nach Monaten des Wartens im September 2009 ein Einschreiben an Reiter geschickt. „Daraufhin rief mich eine MDR-Mitarbeiterin an und kündigte eine Zahlung an, die wenige Tage später kam.“ Einzahler sei eine Produktionsfirma aus Süddeutschland gewesen. In einem anderen Fall wurde das Geld nach einem Schreiben an die MDR-Fernsehdirektion laut „Super Illu“ von einer Privatperson überwiesen. In der „Bild“-Zeitung tauchten indessen neue Vorwürfe gegen Foht auf. Dieser soll einen privaten Beratervertrag mit dem Deutschen Fernsehballett abgeschlossen haben, ohne dass der MDR davon wusste. Dafür soll Foht eine fünfstellige Summe erhalten haben. Zugleich verpflichtete Foht das Ballett in seiner Funktion als Unterhaltungschef für Sendungen. Foht war seit 1996 Unterhaltungschef in Leipzig. Er soll nach MDR-Angaben Geschäftspapier mit offiziellem Briefkopf für private Zwecke missbraucht und Dritte zu Zahlungen veranlasst haben. In einer vom MDR erstatteten Strafanzeige wird ihm Betrug beziehungsweise Untreue vorgeworfen. Berichte, denen zufolge es um Beträge von 20 000, 30 000 und mehr als 100 000 Euro ging, wurden nicht bestätigt. Der MDR hielt sich am Freitag weiter bedeckt, auch was die Ergebnisse einer Anhörung Fohts unter der Woche betrifft. „Um die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht zu gefährden, wird der MDR im Zusammenhang mit aktuellen Vorwürfen gegen Udo Foht keine Informationen mehr nach außen geben.“ Udo Reiter, selten um ein Wort verlegen, war zu keiner Stellungnahme bereit.

Der Druck wächst. Die Staatskanzlei Sachsen-Anhalt hat mehr Aufklärung gefordert. Ein rechtsaufsichtlicher Brief mit Fragen sei per Mail an Udo Reiter geschickt worden, teilte der Regierungssprecher mit. Darin werde gefragt, wie lang der MDR den Fall untersuchen wolle und ob Änderungsvorschläge externer Sachverständiger für die Beschaffung von Programmleistungen berücksichtigt worden seien. SPD-Fraktionschef Uwe Höhn forderte eine Sondersitzung des Fernsehausschusses. „Die Gebührenzahler im MDR-Gebiet haben ein Recht auf vollständige und ungeschminkte Informationen über die sonderbaren Finanzierungsmethoden des bisherigen Unterhaltungschefs.“ Mancherorts ist zu hören, der MDR müsse komplett abgerissen und wieder neu aufgebaut werden.

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