zum Hauptinhalt
Die erste Folge von „Kuttner plus Zwei“ mit der in Ost-Berlin geborenen Moderatorin, 35, läuft am Donnerstag um 22 Uhr 45 in ZDFneo

© ZDF

Neue Sendung auf ZDFneo: Sarah Kuttner: „Da musste ich kurz die Luft anhalten“

In Sarah Kuttners neuer Sendung „Kuttner plus Zwei“ lädt die Moderatorin zum gemütlichen Plausch in eine Küche mitten in Berlin. Im Interview spricht sie über das Format, allzu schwierige Gäste, Penisse und Angst beim Fernsehen.

Frau Kuttner, in Ihrer neuen ZDFneo-Sendung „Kuttner plus Zwei“ treffen Sie Promis zum Essen und Plaudern in heimeliger Küchenatmosphäre. So ein Format gibt es bereits, es heißt „Volle Kanne“ und läuft morgens im ZDF.
Stimmt, aber genau so sollte es bei mir nicht sein!

Warum nicht?
Man muss da ein bisschen psychologisch denken. Bei „Volle Kanne“ fahren die Gäste in ein Studio, da kommt nicht so richtig Gemütlichkeit auf. Deswegen wollte ich eine richtige Küche in einer Wohnung.

Die haben Sie bekommen. Im Trailer ist sie in warmes Licht getaucht, eine kunstvoll arrangierte Obstschale steht auf dem Tisch. Sieht’s bei Ihnen daheim so aus?
Wir hatten Setdesigner, die uns das hergerichtet haben. Die wollten natürlich, dass es besonders schön ist. Hier ein Bildband, da ein Haufen Teelichter. Aber so würde es bei mir zu Hause nie aussehen. Deshalb habe ich einige Sachen sofort weggeräumt oder umdekoriert.

In Ihrer ersten Sendung trifft Schauspielerin Hannelore Elsner auf Sänger Axel Bosse, später sind Schauspieler Lars Eidinger und Künstler Daniel Josefsohn zu Gast. Gab es Konstellationen, die sich von vornherein ausgeschlossen haben?
Nein, das ist auch nachvollziehbar. Wer würde schon sagen: In die Sendung gehe ich nicht, weil der und der da ist. Selbst wenn du jemanden blöd findest, ist das doch super. Dann kannst du den mal ein paar Dinge fragen. Hannelore Elsner und Axel Bosse hatten einen Moment der Anspannung, da musste ich kurz die Luft anhalten. Sie warf ihm vor, dass er fast in jedem Lied davon singt, wie furchtbar das Leben ist. Das fand sie total doof. Da war er natürlich ein bisschen geknickt.

Gespräche zu dritt: Fühlt sich da nicht einer immer ausgeschlossen?
Zu zweit hätte man eine klassische Interviewsituation gehabt, ohne Plaudercharakter. Bei drei Leuten konnte einer auch mal dazwischenfragen, dadurch kam eine gute Dynamik ins Gespräch.

Wie intim sind die Unterhaltungen?
Ein guter Gastgeber bewahrt seinen Gast davor, zu intim zu werden. Es hat natürlich seinen Wert, wenn man Frauke Ludowig ist oder Markus Lanz, auch Promis neigen zum Labern. Es gibt aber später immer wieder Momente, in denen man denkt: Ach, hätte ich mal weniger gesagt! Natürlich finde ich es toll, wenn sich meine Gäste mir gegenüber öffnen. Ich begreife das als Geschenk, höre aber auch auf, wenn es grenzwertig wird. Es soll sich keiner nackig machen.

Ihre Kollegin Paula Lambert lud Gäste zum Sex-Talk ins Bett.
Meins wär’s nicht. Zu so einem Gespräch gehört, dass ich etwas Intimes erzähle. Notgedrungen müsste ich beichten, ob ich es anal mag oder nicht. So was will ich nicht preisgeben. Ich habe kein Problem damit, über Sex zu reden, aber ich will mein eigenes Leben nicht zu weit öffnen.

Was das Publikum am Humor von Joko & Klass oder Jan Böhmermann mag

Lange Zeit dachte man, die Zukunft des deutschen Fernsehens sei weiblich. Sie, Charlotte Roche, Barbara Schöneberger, Katrin Bauerfeind – momentan reden alle nur über Joko & Klaas, Jan Böhmermann und Olli Schulz. Was ist da bitte schiefgelaufen?
Die Herren sind allesamt super, aber wahnsinnig krawallig. Das ist ein sehr männlicher Humor, den die Masse offenbar gerade toll findet. Männer mögen es, höher und weiter zu springen, nur um herauszufinden, wer den größten Penis hat. Das sorgt eben für Aufmerksamkeit. Insofern ist vielleicht die erfolgreiche Zukunft des deutschen Fernsehens männlich, was nichts über Qualität aussagt.

Liegt es daran, dass zu viele alte Männer in Entscheidungspositionen sitzen?
Die haben Erfahrung, das hat natürlich einen Wert. Aber ob deren Einschätzungen zukunftsweisend sind? Man muss sich nur mal das Gerangel um den Jugendsender angucken. Über das Konzept, das da vorgelegt wurde, haben sich selbst andere alte Menschen aufgeregt, weil es überhaupt keinen Sinn macht.

Zeit für einen Generationenwechsel?
Da bin ich skeptisch. Man kann nicht alle Spitzen des öffentlich-rechtlichen, wahrscheinlich auch des privaten Fernsehens austauschen durch junge Hüpfer. Da würde wahrscheinlich alles zusammenbrechen. Die Geschmackssicherheit verschwindet mit dem Alter, die Zielgruppennähe auch. Fernsehen ist ja nicht nur Fun und Geschmack, sondern auch ein wirtschaftliches Unternehmen. Ich weiß nicht, ob der geile Ex-MTV-Redakteur an der Spitze des ZDF dafür der Richtige wäre. Auf jeden Fall ist Fernsehen ein sehr angstgetriebenes, ungeduldiges Medium.

Inwiefern?
Da werden fertig produzierte Sendungen nach zwei Folgen abgesetzt, weil sie nicht laufen. Fernsehen hat keinen langen Atem. Den braucht es aber. Der Mensch braucht eine Weile, um sich an neue Formate zu gewöhnen. Da aber finanzieller Druck herrscht, nimmt man sich diese Zeit nicht, und unterm Strich bleibt alles beim Alten.

Bleibt’s bei der einen Staffel oder ist eine Fortsetzung geplant?
Ich habe keine Ahnung, wie die sich das denken. Stichwort Kurzatmigkeit bei Entscheidungsträgern. Wahrscheinlich will man gucken, wie die Sendung läuft und überlegt sich dann, ob’s weitergeht.

Würden Sie denn weitere Promis treffen wollen?
Ja, wenn auch nicht sofort. Nach sieben Sendungen war erst mal gut. Ich fühlte mich nach der letzten Folge wahnsinnig leer gesprochen und voll vom Zuhören. Aber vielleicht hassen die Zuschauer das Konzept auch, es gibt Minusquoten, und die Sendung wird nie wieder ausgestrahlt.

Das Gespräch führte Nana Heymann.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false