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Über ein Drittel der Sehzeit verbringen die Deutschen mittlerweile mit Streaming: Zuschauer wandern vom TV zum Streaming ab stet. Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/32053 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: "obs/Roland Berger" Foto: Roland Berger/Roland Berger/obs

© Roland Berger/obs

Neue Studie zur TV-Nutzung: Lineares Fernsehen verliert mehr und mehr Zuschauer

Nur noch 54 Prozent des Fernsehpublikums sieht klassisches TV - und der Trend zum Streaming wird weiter zunehmen

Den Fernsehsendern steht laut einer Studie ein wachsender Schwund bei ihren Zuschauerzahlen bevor, und zwar bei ihren linear ausgestrahlten Programmen. Nur noch etwa die Hälfte der Sehzeit (54 Prozent) verbringen Zuschauer demnach heute mit dem klassischen Fernsehen mit Sendeschema, ergab eine Studie der Beratungsgesellschaft Roland Berger und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Die Entwicklung vom linearen TV zum Streaming werde sich in den kommenden Jahren deutlich fortsetzen, prognostizieren die Autoren. Netflix habe in Sachen Sehzeit bereits die führende Position eingenommen - und zwar nicht nur im Streaming-Markt.

Der Studie zufolge widmet das Gesamtpublikum 10,3 Prozent seines Zeitbudgets Netflix. Auf den Plätzen danach folgen mit ihren linearen und nichtlinearen Angeboten RTL (10,0 Prozent), ZDF (9,8 Prozent) und ARD (8,8 Prozent), vor Amazon Prime Video mit 8,7 Prozent. Wie die Studie weiter ergab, entfällt unter allen Zuschauern aktuell 54 Prozent des Zeitbudgets auf lineares Fernsehen, zwölf Prozent auf Pay-TV-Angebote, 24 Prozent auf kostenpflichtiges Streaming und elf Prozent auf kostenfreies Streaming. Unter den jungen Zuschauern liegt der Anteil am Streaming bereits bei fast 60 Prozent.

TV-Sender haben Anschluss verloren

Mit ihren eigenen Streaming-Angeboten hätten die TV-Sender in Sachen Attraktivität bereits jetzt „den Anschluss verloren“, sagte Niko Herborg, Medienexperte bei Roland Berger. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass den Sendern in den kommenden zehn Jahren rund ein Drittel der Zuschauerzeit und damit zwischen 4,5 und 8,8 Milliarden Euro entgehen werden. In den vergangenen zehn Jahren hätten die beiden großen privaten TV-Häuser Werbeumsätze in Höhe von gut 50 Milliarden Euro erwirtschaftet.

ARD sieht erhebliche Studien-Mängel

Die ARD reagierte auf die Ergebnisse der Studie mit erheblicher Skepsis, indem sie der Studie handwerkliche Mängel vorwarf. „Wesentliche Aspekte der zugrundeliegenden Untersuchung werden nicht transparent gemacht“, sagte ein Sprecher auf dpa-Anfrage. Dies gelte etwa für die methodischen Standards zur Erhebung von Reichweiten und Zeitbudgets. Auch die „sehr kurze Feldzeit von nur zwei Wochen für 1571 Fälle“ lasse „an der Repräsentativität der Erhebung zweifeln“, so die ARD. Weiterer Kritikpunkt: „Die Studie beansprucht nur für die Gruppe der 16- bis 69-Jährigen Gültigkeit. Ob sie zumindest für diese Gruppe repräsentativ ist, kann aufgrund der fehlenden Angaben gar nicht beurteilt werden.“ (mit dpa)

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