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Neue ZDF-Serie "Herzensbrecher": Sex mit der Organistin

Das ZDF entwickelt den Vorabend weiter: Simon Böer gibt sich als evangelischer Pfarrer in "Herzensbrecher" angenehm fehlbar. Die zehn Gebote werden dennoch weitgehend ein- und hochgehalten.

Von Maris Hubschmid

Endlich einmal wieder beweisen die Vorabendgestalter des ZDF: Sie haben mitbekommen, dass die Welt da draußen nicht mehr die gleiche ist wie vor 50 Jahren. Am Samstag um 19 Uhr 25 zeigt das Zweite ab sofort – Achtung, ein Moment der Irritation: eine Serie um einen evangelischen Pfarrer. Und damit seien die konservativeren Leser und Zuschauer schon mal beruhigt – christliche Werte werden vermittelt, die zehn Gebote werden hoch- und weitgehend auch eingehalten. Andreas Tabarius (Simon Böer) aber, als Pastor die zentrale Figur, erfüllt das traditionelle Rollenbild so gar nicht. Wenn er gerade nicht von der Kanzel predigt, steigt er in den Boxring, eine Nichtgläubige bestellt er zur Sekretärin. Und – oh-oh! – er hatte Sex mit einer Organistin.

Das eigentliche Thema aber: Andreas ist alleinerziehender Vater von vier Söhnen. Nachdem die Mutter bei einem Unfall gestorben ist, versuchen die fünf einen Neuanfang. Schauplatz des Geschehens ist Bonn, wo der Kirchenvorstand überhaupt nicht amüsiert ist von Tabarius’ Ideen, die Gemeindeverwaltung zu modernisieren. So viele Kämpfe ficht der Neue im Büro aus, dass das Privatleben oft ins Hintertreffen gerät. Sein Ältester (Gerrit Klein), 20 schon, bemüht sich, die Fäden zusammenzuhalten. Aber manchmal wächst allen alles fürchterlich über den Kopf.

Die Familiensituation macht das große Plus der Sendung aus: Eine Serie um vier Männer, die kein Krimi ist – (wann) hat es das schon mal gegeben? Gefühlt mit Fury zuletzt. Dabei war da doch bereits bewiesen, welch reizvolle und spannungsträchtige Konstellation das ist. Voll von menschlichen Nöten ist die Herzensbrecher-Truppe, enorm liebenswert und angenehm fehlbar zugleich. Viel Humor spricht aus den Dialogen - und manchem Einfall. Da verteilt jemand Flyer auf dem Friedhof und macht Werbung für Haushaltsauflösungen. Ohne die Vorabend-Seeligkeit gleichwohl scheint es im Öffentlich-Rechtlichen nicht zu gehen. Immer wieder taucht die verstorbene Mutter engelsgleich in der Kirchenbank auf, ihrem Witwer den Weg zu weisen.

Der Titel wird durch eine gelungene Besetzung gerechtfertigt: Charmant ist jeder auf seine Art in dieser Männerwirtschaft. Die zuschauende Mittzwanzigerin quält sich mit der Frage, wer attraktiver ist – der 40-jährige Vater oder der 20-jährige Sohn. Die Handlung der Episoden ist da nebensächlich. Von unterschiedlicher Qualität zudem. Schön ist die zweite Folge, in der Tabarius einen Exknacki als Vikar installieren will. Herr Tabarius, ab nach Limburg!

„Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen“, ZDF, Samstag, 19 Uhr 25
Regie: Christian Theede, Imogen Kimmel
Drehbuch: Christian Pfannenschmidt

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