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Nintendos neue Spielekonsole Switch besteht aus einem Tablet, an das sich bei mobiler Nutzung die beiden Joy-Con-Controller anstecken lassen. Um am Fernseher zu spielen, wird die Konsole in eine Dockingstation gesteckt.

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Nintendo startet Verkauf von Switch: Neue Heimat für Super Mario

Nintendos Switch-Konsole verbindet mobiles und stationäres Spielen. Einige andere Funktionen fehlen aber.

Der japanische Unterhaltungskonzern Nintendo hat die Art des digitalen Spielens mehrfach tiefgreifend verändert. Vor dem Siegeszug des Smartphones war der Gameboy der Inbegriff des mobilen Spielens. Mit der Wii-Konsole hat Nintendo die Spieler vom Sofa geholt. Und als Spielfigur hat Super Mario alle anderen Helden überdauert. Nun bekommt der Klempner mit der roten Mütze ein neues Zuhause. Am Freitag beginnt der Verkauf der neuen Nintendo-Konsole Switch. Ob die Japaner damit an alte Erfolge anknüpfen können, lässt sich kaum prognostizieren. Sicher aber ist, dass das traditionsreiche Videospielunternehmen mit der Switch eine außergewöhnliche Konsole auf den Markt bringt.

Das englische Wort Switch steht für Wechseln und beschreibt damit zutreffend das Konzept der Konsole. Die Technik steckt in einem Tablet mit 6,2 Zoll großem berührungsempfindlichen HD-Bildschirm. An die beiden Seiten lassen sich Controller anstecken, die von Nintendo Joy-Cons genannt werden. Bei der mobilen Nutzung hält der Spieler die Konsole fest in beiden Händen. Bei Spielen wie „Mario Kart 8 Deluxe“ können sogar bis zu acht Spieler mit ihren Switch-Tablets gegeneinander antreten. Steht ein Tisch zur Verfügung, kann die Tablet-Konsole mittels Standfuß darauf platziert werden. Die Joy-Cons werden dann von der Konsole getrennt und auf eine Halterung gesteckt, die nun wie ein gewöhnlicher Controller aussieht.

Joy-Cons: Am Tablet, in der Halterung, mit Schlaufe

Zu Hause wird das Tablet jedoch am besten in die mitgelieferte Dockingstation gesteckt, die mit dem TV-Gerät verbunden ist, um die Spiele in Full-HD auf dem Fernseher zu genießen. Die Joy-Cons befinden sich dann entweder in der Halterung oder können bei einigen Spielen getrennt voneinander benutzt werden. Beim Bewegungsspiel „Just Dance 2017“, das direkt zum Start der Switch zur Verfügung steht, wird ein Joy-Con an einer Sicherheitsschlaufe in der Hand gehalten. Über die Sensoren werden die Tanzbewegungen des Spielers an die Konsole gemeldet. Bei Titeln wie dem Mehrspieler-Kampfsportgame „Arms“ halten die Gegner je einen Joy-Con in jeder Hand, um sich damit die an extralangen virtuellen Armen befindlichen Fäuste um die Ohren zu hauen. Für dieses Spiel, das im zweiten Quartal auf den Markt kommen soll, wird somit ein weiteres Controller-Paar benötigt, für das Nintendo den Käufer tief in die Tasche greifen lässt (siehe unten).

Der Wechsel von mobil zu stationär ist fließend. Beim Einstecken in die Docking-Station oder beim Herausnehmen muss das Spiel nicht unterbrochen werden. So vielseitig ist damit wohl derzeit keine andere Videospielkonsole. In puncto Leistung kommt das Nintendo-Produkt jedoch nicht an die Playstation 4 von Sony oder die Xbox One S von Microsoft heran.

Das beste Konzept für eine Videospielkonsole steht und fällt mit den verfügbaren Titeln. Mit „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ steht immerhin die Fortsetzung einer der erfolgreichsten Videospielreihen auf dem Programm, doch auf einen neuen Mario-Titel müssen die Fans länger warten. „Super Mario Odyssey“ hebt sich Nintendo für das Weihnachtsgeschäft auf. Immerhin kommt bereits Ende April mit „Mario Kart 8 Deluxe“ die Switch-Anpassung des beliebten Rennspiels mit einigen Erweiterungen gegenüber der Wii-U-Version heraus.

Als Party-Spiel ist „1-2 Switch“ ausgelegt. Früher hätte Nintendo einen solchen Spaß-Titel, in dem die Spieler zum Beispiel wie im Wilden Westen Lasso werfen oder den Tanzstil der Mitspieler kopieren, als Bundle-Titel dazugelegt, damit die Käufer die Möglichkeiten der neue Konsole ausprobieren können. Heute muss man ihn für rund 35 Euro extra kaufen. Immerhin kommt „1-2 Switch“ direkt zum Start heraus.

Mit "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" kommt zum Start der neuen Nintendo-Konsole Switch die Fortsetzung einer der erfolgreichsten Videospielreihen überhaupt heraus.
Mit "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" kommt zum Start der neuen Nintendo-Konsole Switch die Fortsetzung einer der erfolgreichsten Videospielreihen überhaupt heraus.

© Nintendo/dpa-tmn

Der wohl ungewöhnlichste Titel zum Start der Switch dürfte „Snipperclips“ sein. Dabei handelt es sich um eine Art Puzzle-Spiel, bei dem die Spieler miteinander kooperieren müssen, um die Aufgaben zu lösen. Papierfiguren müssen so übereinandergelegt, gedreht oder zugeschnitten werden, dass sie bestimmte Formen annehmen. Klingt einfach, erfordert jedoch einige Überlegungen und verspricht großen Spaß. Angeboten wird der Titel über den Nintendo eShop. Neben den Titeln, die Nintendo selbst entwickelt hat, gibt es zum Start noch eine Reihe von Spielen anderer großer Studios. Acclaim bringt das Aufbauspiel „Constructor HD“, von Square Enix kommt das Rollenspiel „I Am Setsuna“, von Konami gibt es den „Super Bomberman R“, das Multiplattformspiel „Skylanders Imaginators“ wird auch auf die Switch portiert. Des Weiteren erscheinen zum Start: „World of Goo“, „Little Inferno“, „Human Resource Machine“, „Fast RMX“ und „Shovel Knight: Treasure Trove“. Bis Ende des Jahres wird der Switch-Katalog noch deutlich dicker werden, nicht zuletzt durch die 60 angekündigten Titel von Independent-Studios.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass Nintendo mit der Switch erneut eine Konsole vorstellt, die in dieser Kombination mit keinem anderen stationären oder mobilen Konkurrenzmodell zu vergleichen ist. Das Prinzip Tasten statt Touchscreen (der mitunter auch zum Einsatz kommt) funktioniert bei vielen Spielen noch immer besonders gut. Mit der Switch konkurriert Nintendo jedoch nicht nur mit Sony oder Microsoft. Im Wettbewerb befindet sich die neueste Nintendo-Konsole mit jedem spieletauglichen Smartphone und Tablet. Um sich gegen diese Konkurrenz zu schützen, hat Nintendo den Internet-Zugang für die Switch mit Ausnahme des eigenen Shops und zum gemeinsamen Spielen von Switch-Spielen blockiert. Nicht einmal zum Mailen, für Social Media oder Video on Demand lässt sich die Switch nutzen, obwohl die Hardware dafür mehr als ausreichend wäre. Ob das die potenziellen Käufer überzeugt, wird sich zeigen.

Extra-Akku für Extra-Leben

Mit 330 Euro ist die neue Nintendo-Konsole Switch zwar teurer geworden als zunächst erhofft, aber im Vergleich zu dem, was ein gutes spieletaugliches Tablet sonst kostet, geht der Preis gerade noch in Ordnung. Zumal zum Tablet noch eine Dockingstation sowie die mit reichlich Sensoren vollgestopften Controller und die zusätzliche Joy-Con-Halterung hinzukommen. Anders als bei früheren Nintendo-Konsolen wird die Switch allerdings ohne beigelegtes Spiel verkauft. Die größeren Titel kosten zwischen 50 und 70 Euro wie beim neuen „Zelda“- Spiel. Auf die beiden Joy-Con-Controller sollten die Spieler besonders gut aufpassen. Einzeln kosten sie rund 50 Euro, im Doppelpack 80 Euro. Den etwas komfortableren kabellosen Pro-Controller gibt es für rund 70 Euro. Und wer die Joy-Cons getrennt von der Konsole aufladen will, braucht eine entsprechende Halterung für rund 30 Euro. Weitere Kosten entstehen für die Erweiterung des mit 32 Gigabyte nicht gerade großzügig bemessenen Speichers, auf dem Download-Spiele abgelegt werden. Eine 128 Gigabyte microSD kostet rund 50 Euro. Wer die Switch unterwegs nutzt, sollte eine passende Tasche kaufen (Kostenpunkt 20 Euro), da die Controllertasten die Konsole sonst unbeabsichtigt aus dem Standby-Modus aufwecken und den Akku entladen können. Für Vielspieler empfiehlt sich aber ohnehin die Anschaffung einer Powerbar für zusätzliche Akku-Reichweite. sag

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