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Jubeln in Katar? ARD und ZDF haben sich die Übertragungsrechte der Fußball-WM 2022 gesichert. Aber schon die Vergabe des Turniers an das Emirat ist umstritten. Foto: dpa

© dpa

Öffentlich-rechtlich, aber clever: Es geht auch ohne Scheich

ARD und ZDF haben sich WM-Rechte 2022 bei der Fifa gesichert. Der Vertrag ist unabhängig vom Austragungsort - also auch von Katar.

Bei der Fifa in Genf dürfte der Abschluss für Erleichterung gesorgt haben. Der Fußball-Weltverband hat mit mehreren europäischen TV-Sendern, darunter den beiden öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD und ZDF, Verträge über die Übertragungsrechte für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar abgeschlossen – obwohl deren Austragung alles andere als sicher und überdies äußerst umstritten ist.

Wenige Tage vor dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien hatten der NDR und das ZDF den Vertragsabschluss am Montag bekannt gegeben. Damit sei sichergestellt, dass alle wichtigen Spiele der WM 2022 live im frei empfangbaren Fernsehen übertragen werden, hieß es. Hierüber hätten sich die Fifa und SportA, die Sportrechte-Agentur von ARD und ZDF, verständigt.

Der Deal wirft jedoch weitreichende Fragen auf: Warum der Zeitdruck? Die TV–Lizenzen für die Fußball-WM 2018 in Russland wurden erst vor zwei Jahren vergeben, warum wurde für Katar vom Vierjahres-Rhythmus abgewichen? Gibt es einen Zusammenhang mit dem für Ende Juli erwarteten Bericht der Fifa-Ethikkommission? Der Leiter der Kommission, der US-Amerikaner Michael Garcia, schließt derzeit seine Untersuchungen in Katar ab. In sechs Wochen will er seinen Bericht an die Fifa-Rechtskammer übergeben.

ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky erklärt auf Anfrage des Tagesspiegels den überraschenden Vertragsabschluss so: „Im Dezember 2011 hatte die Fifa die Rechte an der WM 2022 gemeinsam mit der WM 2018 sowie an diversen sonstigen von der Fifa veranstalteten Wettbewerben im Wege einer Ausschreibung öffentlich angeboten.“ ARD/ZDF hätten zum damaligen Zeitpunkt von einem Angebot abgesehen, hätten sich nun aber mit der Fifa verständigt, sagte Balkausky.

Dass die Fußball-WM 2022 tatsächlich in Katar stattfindet, ist alles andere als sicher. Vielmehr spricht vieles dafür, dass die Spiele neu ausgeschrieben werden müssen. Ungeklärt ist einerseits, ob das Turnier wegen der klimatischen Bedingungen nicht vom Sommer in den Winter verschoben werden muss, mit allen damit verbundenen Problemen für die regulären Ligaspiele. Doch noch gravierender sind die Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit den Korruptions- und Bestechungsvorwürfe bei der Vergabe der WM im Dezember 2010. Die Zeitung „Sunday Times“ hat gerade neue schwere Vorwürfe gegen den früheren katarischen Spitzenfunktionär Mohamed bin Hammam erhoben. Unter Berufung auf geheime Dokumente berichtet die Zeitung von Zahlungen in Höhe von fünf Millionen Dollar an Fifa-Offizielle, um deren Stimmen für Katars WM-Bewerbung zu sichern. Das Emirat streitet die Vorwürfe ab. Verschiedene Fifa-Großsponsoren, darunter Adidas, Sony und Visa, drängen auf eine rasche Aufklärung des Skandals. Für ARD und ZDF stellt sich somit die Frage, welche Ausstiegsklauseln es aus dem Katar-Deal gibt. Dazu schweigt ARD-Sport-Koordinator Axel Balkausky: „Zu detaillierten Vertragsinhalten möchten wir uns nicht äußern.“ Offensichtlich benötigen die Öffentlich-Rechtlichen gar keine Ausstiegsklauseln, denn, so sagte Balkausky, „Gegenstand der Rechteeinräumung ist die Fifa-WM 2022. Auch für den Fall, dass die WM 2022 aus Katar in ein anderes Land verlegt wird, bleiben ARD/ZDF Rechtehalter. Gleiches gilt bei einer Verlegung vom Sommer in den Winter.“ Die Situation in Katar werde wie bisher genau beobachtet, und darüber – wie bereits seit Jahren – intensiv journalistisch berichtet. Bekanntlich stehe auch das Vergabeverfahren der Fifa-WM 2022 derzeit auf dem Prüfstand. „Unabhängig vom Ausgang werden ARD/ZDF aber von der WM 2022 berichten“, sagte Balkausky weiter.

Der internationale Fußball ist ein Milliardengeschäft. 2013 hat die Fifa umgerechnet rund eine Milliarde Euro eingenommen. 440 Millionen Euro davon stammen aus Übertragungsrechten, 295 Millionen Euro von Sponsoren und Partnerfirmen.

Die Sender argumentieren damit, dass durch den Kauf der Rechte sichergestellt werde, dass „die Zuschauer in Deutschland nach Brasilien nun auch die nächsten beiden Turniere im frei empfangbaren TV und in der gewohnten hohen Qualität der Berichterstattung erleben können“, wie ZDF-Intendant Thomas Bellut sagte.

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