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Der britische Schwimmer Adam Peaty stellte den 100-Meter-Weltrekord im Brustschwimmen bereits im Vorlauf ein.

© AFP

Olympia im Fernsehen: Imaginäre Linien

Bei 1000 Stunden Olympia-Übertragung von ARD und ZDF kann auch mal etwas schiefgehen. Vor allem, wenn Athleten vorzeitig zu Höchstform auflaufen.

Wenn nacheinander Reiten, Schwimmen, Tennis, Turnen und Volleyball läuft, wenn der Fernseher alle 180 Minuten nachfragt, ob er sich nicht lieber ausschalten solle, dann ist – ganz genau – endlich wieder Olympia. Von Samstag auf Sonntag haben die deutschen Sender die erste vollumfängliche Nachtschicht mit Live-Wettkämpfen aus Rio eingelegt, in der es nicht nur Fußball zu sehen gab. Augenringe waren also, analog zum Kolumnentitel, so garantiert wie ein Fehlstart der deutschen Schwimmer, die bei Olympia zuletzt fast immer abgesoffen sind, übrigens auch am Samstag.

Irgendwann zu sehr früher Stunde sind dann auch Jessy Wellmer und Michael Antwerpes fertig. Nachdem die ARD-Moderatoren stundenlang und äußerst kurzweilig durch das olympia-typisch vielfältige Programm geführt haben, wirken sie ein wenig platt, wer will es ihnen verübeln? „Das gute an diesen späten Arbeitszeiten ist ja“, sagt Wellmer zum Feierabend, „man kann keine Wettkämpfe verpassen.“ Immerhin.

Auf allen Kanälen und im Stream

1000 Stunden Sport wollen ARD und ZDF während der Spiele auf all ihren Kanälen und Live-Streams zeigen, eine ambitionierte Nummer. Klar, dass da auch mal Kleinigkeiten schiefgehen können. Wenn sich etwa beim Schwimmen ein Weltrekord anbahnte, ist bisher immer eine imaginäre Linie für den TV-Zuschauer mitgeschwommen, zur Illustration des Rekordhalters auf der Strecke. Nicht so am Samstag, als der Brite Adam Peaty über 100 Meter Brust für den ersten Weltrekord von Rio sorgte. Mein erster Gedanke: Müssen die jetzt selbst bei den öffentlich-rechtlichen Medienhäusern sparen? Reicht das Budget nicht mal mehr für eine imaginäre Linie? Natürlich tut es das, die Auflösung ist eine andere: Peaty hob sich seine sensationelle Zeit nicht etwa für das Halbfinale oder das Finale auf. Er schwamm sie mal eben im Vorlauf. Das kann dann schon mal durchrutschen.

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