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Medien: Oskar hat alles im Griff

Es gibt eigentlich nur zwei Erklärungen: Michel Friedman hat am Mittwoch entweder Beruhigungspillen gefrühstückt, oder er hat den Oskar Lafontaine einfach lieb. So ungeschoren wie den kurzhaarigen Hobbypolitiker aus dem Saarland hat er noch keinen davonkommen lassen.

Es gibt eigentlich nur zwei Erklärungen: Michel Friedman hat am Mittwoch entweder Beruhigungspillen gefrühstückt, oder er hat den Oskar Lafontaine einfach lieb. So ungeschoren wie den kurzhaarigen Hobbypolitiker aus dem Saarland hat er noch keinen davonkommen lassen. „Ich genieße das ja, mit Ihnen zu plaudern“, sagt Friedman. Lafontaine genießt das auch und plaudert, das weiße Haar streng gescheitelt. Er darf sich sogar die sonst nur Friedman vorbehaltene Geste leisten und packt den Moderator mehr als einmal am Unterarm. Oskar hat alles im Griff.

Vielleicht ist ja auch Gerhard Schröder nach dem Fußballgucken noch etwas länger bei der ARD geblieben – in der Hoffnung, der Frechdachs Lafontaine würde bei Friedman mal so richtig gegrillt. Oder Franz Müntefering, der dem Oskar doch erst vor einer Woche geraten hatte: „Mund halten!“ Der Einzige aber, der sich am Mittwoch meist an diese Aufforderung hält, ist Friedman selbst. Und so kann Lafontaine von seinem roten Sessel aus in seltener Selbstgefälligkeit erklären, was schief läuft in der sozialdemokratischen Welt. Und auch sonst auf der Erde. Würde man Lafontaine nicht kennen, und hätte man von Politik so viel Ahnung wie ein Frosch vom Kaffeekochen, dann hätte es ein versöhnliches Tagesende werden können – Lafontaine als Beruhigungsmittel zum Einschlafen. Wenn man ihm nämlich 30 Minuten lang zuhört, werden all die ach so komplexen Probleme plötzlich überschaubar, und, noch besser: lösbar. Was läuft schief in Deutschland und der Welt? „Das kann ich leicht erklären", sagt Lafontaine: Den Bagdad-Bösewicht darf man töten, aber alle anderen Iraker müssen lebendig bleiben. Der Kündigungsschutz muss auch bleiben und außerdem muss Benzin in den Motor. Der Motor ist die Volkswirtschaft, das Benzin ist das Geld, und das gibt’s bei der Bank.

Am Ende der Plauderei will Friedman dem Gast ein Versprechen abringen. „Versprechen Sie uns und der SPD, dass Sie als Politiker an der Basis bleiben?“ Nein, das kann er nicht. Er will sich jetzt noch mehr einmischen, um „die politische Richtung“ zu ändern. Vielleicht haben Schröder und Münte doch nicht so gut geschlafen. Und Kuschel- Friedman? Ist hoffentlich bald wieder der Alte.

Markus Feldenkirchen

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